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Alleskönner. Die Grünlilie viel Feuchtigkeit an die Raumluft ab. Foto: dpa

© dpa-tmn

Wirtschaft: Symbole der Freiheit

Pflanzen verbessern die Atmosphäre im Büro.

Der klassische Fikus, wuchernder Efeu, Kakteen oder blühende Pflanzen: So etwas begegnet einem nicht nur in Wohnungen, auf Terrassen und Balkonen, sondern auch in deutschen Büros. Sie machen die Räume gemütlicher, können Raumteiler sein und verbessern die Luft im Büro. Außerdem sind sie ein kleiner Farbtupfer in den vielen grauen Büros. Damit die Pflanzen nicht vertrocknen, sollte klar festgelegt werden, wer im Team wann für das Gießen zuständig ist. Bevor man eine neue Pflanze ins Büro trägt, sollte man aber die Kollegen fragen. Vielleicht ist ja jemand allergisch oder fühlt sich übergangen. Und das wäre ja schade, denn eigentlich machen sie den Arbeitsplatz ja freundlicher. Aber gibt es noch andere Gründe für das Grünzeug in deutschen Büros? Saskia Groneberg, Absolventin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, hat fast zwei Dutzend Firmen und andere Institutionen besucht – und deren Büropflanzen fotografiert. Im Interview verrät sie, welche Abteilung das meiste Grünzeug hortet und warum in Poststellen immer die meisten Pflanzen herumstehen.

Frau Groneberg, warum fotografiert man Büropflanzen?

Ich fand es spannend, dass die Natur in die Arbeitswelt geholt wird, in den sterilen Raum. Pflanzen und Arbeitswelt sind eigentlich ein großer Widerspruch. Wenn man zur Arbeit geht, erfüllt man eine Funktion und repräsentiert in erster Linie die Firma. Da ist wenig Platz für Persönliches. Man muss sich an Regeln und Normen halten. Die Pflanzen sind organisch, sie wachsen, sie verändern sich ständig und halten sich nicht an Regeln.

Warum gibt es überhaupt Büropflanzen?

Die Gründe sind unterschiedlich. Manchmal ist es einfach eine Form von Dekoration. Aber für viele sind ihre Pflanzen etwas sehr Persönliches, ein Bezugspunkt, der sie vielleicht unterbewusst an die Natur und die Freizeit erinnert. Ein Symbol für die Sehnsucht nach Freiheit.

Was für Büros haben Sie besucht?

Ich war zum Beispiel im Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart, im Finanzamt Marzahn-Hellersdorf, in einer schwäbischen Privatbank, einer großen Zeitung in München, in Büros eines Botanischen Garten.

Wie unterscheiden sich die Pflanzen - auch innerhalb der Hierarchie?

Gar nicht so viel. Das ist das Schöne an den Pflanzen, dass sie auch etwas Demokratisches haben, weil es eigentlich immer wieder dieselben Arten sind, die dann bei der Sekretärin stehen und vielleicht auch beim Chef. Natürlich haben die Chefs manchmal eine etwas teurere Hydrokultur, aber im Endeffekt ist es relativ ähnlich.

Wo findet man das meiste Büro-Grün?

Was ich auf meinen Expeditionen festgestellt habe, war, dass in den Poststellen tendenziell mehr Grün war als an anderen Orten. Ich denke, es könnte daran liegen, dass die Leute eine sehr vorgegebene Tätigkeit ausführen und sich dafür umso mehr an der Entfaltung ihrer Pflanzen erfreuen. dpa

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