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Auslaufmodell: Die Bahn will die Plastikkarten abschaffen, das soll die Umwelt schützen und langfristig Kosten sparen.

© dpa/Martin Schutt

Streit um digitale Bahncard: Deutsche Bahn bietet Papierausdruck als Übergang an

Die Bahn will die Plastikkarte im nächsten Jahr gegen eine digitale ersetzen. Verbraucherschützer sind empört, Verbraucherministerin Lemke fordert Alternativen. Eine bietet die Bahn selbst an.

Die Bahn will auch Kunden ohne Smartphone ermöglichen, weiterhin mit einer Bahncard unterwegs zu sein. Für eine Übergangszeit sollen im Zug auch ein PDF-Dokument oder ein Papierausdruck als Ersatzdokument akzeptiert werden, sagte eine Bahnsprecherin auf Tagesspiegel-Anfrage.

Ähnlich verfährt die Bahn bereits bei Sparpreistickets. Seit Oktober gibt es diese nicht mehr als klassische Papierfahrkarten, sondern nur noch als Online-Tickets. Wer die Fahrkarte im Reisezentrum kauft, bekommt aber auf Wunsch einen Papierausdruck ihres Online-Tickets. Nur bei den Flextarifen ohne Zugbindung stellen die Bahnmitarbeiter in den Reisezentren weiterhin die alt bekannten Papierfahrkarten aus.

Die Bahn will ihre Angebote zunehmend digitalisieren. Was mit dem Komfort-Check-In im Zug begonnen hat, soll sich jetzt bei der Rabattkarte fortsetzen. Mit dem nun erfolgten Fahrplanwechsel sollen die Plastikkarten peu à peu verschwinden. Neue Probe-Bahncards werden nur noch digital ausgegeben, bestehende Abos für Jahres-Bahncards 25 und 50 werden im Laufe des Jahres umgestellt. Statt einer neuen Plastikkarte soll es beim Auslaufen der alten eine digitale Bahncard geben. Das soll in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres passieren.

Was sollen Kunden ohne Smartphone machen?

Verbraucherschützer sind empört. Die Verkehrsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Marion Jungbluth, fordert: „Auch Menschen ohne Smartphone müssen weiter klimafreundlich Bahn fahren können.“ Auch Melanie Schliebener, Leiterin der Schlichtungsstelle Nahverkehr bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, warnt vor einer Ausgrenzung der analogen Kunden. Um die digitale Karte vorzeigen zu können, müsse diese in die Bahn-App, den DB Navigator, geladen werden. Dazu brauche man ein Smartphone.

Selbstverständlich müssen die Angebote der Bahn allen Menschen offen stehen, auch wenn sie kein Smartphone nutzen.

Steffi Lemke, Verbraucherministerin

Ob ein Screenshot akzeptiert werde, sei eine Frage der Kulanz. Man riskiere ein erhöhtes Beförderungsentgelt wegen Fahren ohne Fahrscheins, warnt die Verbraucherschützerin. Sollte das Handy streiken, müsse man ebenfalls im Zug nachzahlen. Allerdings kann man sich das Geld später rückerstatten lassen. Zumindest gegen fehlende Internetverbindung kann man sich aber wappnen: „Wenn die Bahncard digital in den Navigator geladen und aktualisiert ist und der Kunde zudem eingeloggt ist, ist sie auch offline dort abrufbar“, betont eine Bahnsprecherin.

Nicht nur Verbraucherschützer, auch Bundesverbraucherministerin Steffi Lemke sieht die Zwangs-Digitalisierung kritisch. „Es ist gut, wenn die digitale Bahncard zum Standard wird und keine Plastikkarte mehr gebraucht wird“, sagt die Grünen-Politikerin. Das dürfe aber niemanden ausschließen. „Selbstverständlich müssen die Angebote der Bahn allen Menschen offen stehen, auch wenn sie kein Smartphone nutzen. Daher ist die Bahn aufgefordert, im Sinne der Kundenfreundlichkeit auch weiterhin eine analoge Bahncard anzubieten.“

Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium hat mit der geplanten Umstellung dagegen keine Probleme. Man plane nicht einzuschreiten, teilte ein Sprecher auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Die Bahn sieht die Probe-Bahncards als Probelauf für ihre Strategie. Man werde sich das Feedback der Kunden ansehen und deren Reaktion bei der Umstellung der bestehenden Bahncards berücksichtigen, heißt es bei der Bahn.  

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