zum Hauptinhalt
Sonnenaufgang leuchtet über einem Windenergiepark in Brandenburg.

© dpa/Patrick Pleul

Streit in Europa : Wie werden die Erneuerbaren in Zukunft gefördert?

Die EU-Energieminister wollen neue Regeln für den Strommarkt schaffen, um bezahlbare Strompreise zu sichern. Dazu haben sie sich auf eine Reform geeinigt. Drei Experten schätzen die Erfolgschancen ein. 

Von Til Knipper

Stromkunden in der EU sollen künftig stärker vor Preisschwankungen geschützt werden. Die EU-Energieminister haben sich hierfür im Oktober auf eine Reform des gemeinsamen Strommarktes geeinigt. Diese zielt darauf ab, die Strompreise von den Preisen fossiler Energieträger stärker zu entkoppeln und den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen.

Drei Experten schätzen die Erfolgsaussichten der geplanten Reform ein. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Langfristig braucht man den Ausbau von Stromspeichern

Ein zügiger Ausbau der Erneuerbaren ist unerlässlich. Gleichzeitig ist klar: Das erfordert europaweit hohe Investitionen, die nicht allein von staatlicher Seite gestemmt werden können und sollten.

Ein gutes Fördersystem muss dreierlei erreichen: Investitionen attraktiv machen, möglichst geringe Kosten für den Staat verursachen und Anreize für Systemdienlichkeit setzen. Dieser letzte Punkt, Systemdienlichkeit, wird in Zukunft wichtiger werden und darum wird nun darüber gestritten – eine gute Entwicklung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Systemdienlich kann zum Beispiel bedeuten, dass Solaranlagen nach Westen anstatt nach Süden ausgerichtet werden. So wird mehr Strom am Nachmittag erzeugt und das Netz entlastet. Was in der Diskussion zu kurz kommt: Langfristig ist für Erneuerbare nicht nur das Fördersystem wichtig, sondern auch die Verlagerung des Stromverbrauchs in windige und sonnige Stunden. Dafür müssen zwei Baustellen schnell angegangen werden: Der Ausbau von Stromspeichern sowie mehr Anreize für flexiblen Verbrauch.


Ein Investitionsboom ist möglich

Europa strebt eine Verdreifachung der Geschwindigkeit beim Zubau von Erneuerbaren an. Ein Investitionsboom ist möglich, erfordert aber die rasche Ausweisung geeigneter Flächen, schnellere Genehmigungsverfahren und zügige Netzanschlüsse. Die im Sommer aktualisierte EU-Richtlinie für Erneuerbare Energien verankert hier europaweite Mindeststandards.

Um Investitionen in Erneuerbare besser gegen politische und wirtschaftliche Risiken abzusichern, haben sich die EU-Energieminister geeinigt, dass die neue EU-Strommarktverordnung zweiseitige Differenzverträge (CfDs) als Rahmen für den Zubau vorgibt. Dies ist wichtig, weil Erneuerbaren-Projekte kapitalintensiv und damit stärker als etwa Gaskraftwerke Kostenrisiken wie steigenden Zinsen ausgesetzt sind. Zudem ermöglichen CfDs, dass Verbraucher und Unternehmen früh von günstigen Erzeugungskosten der Erneuerbaren profitieren. Für einen erfolgreichen Erneuerbaren-Ausbau wäre es wichtig, dass diese zentrale Festlegung auf CfDs in den Trilogverhandlungen bestätigt wird.


Genehmigungsverfahren müssen deutlich gestrafft werden

Die Energiepreiskrise hat Spuren in Europa hinterlassen. Daher wollen EU-Rat und Parlament den Strommarkt widerstandsfähiger gegen allzu wilde Preisschwankungen machen. Außerdem sollen bestehende Hemmnisse abgebaut werden, um den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen.

Das erfordert auch das EU-Recht, denn schon in 2030 sollen die Erneuerbaren 42 Prozent des europäischen Endenergieverbrauchs ausmachen.

Dazu muss die Ökostromproduktion finanziell abgesichert werden. Die europäische Strommarktreform stellt dafür die Weichen, etwa durch staatliche Zuschüsse (Differenzkontrakte) sowie Garantien für langfristige Stromabnahmeverträge. Auch die teils Jahre dauernden Genehmigungsverfahren etwa für Windparks werden deutlich gestrafft. Bürgerenergieprojekte werden vereinfacht und sogar die Idee, europäische Ausschreibungen für Erneuerbare Energien durchzuführen, steht im Raum. Damit wird der Ausbau der Erneuerbaren nicht nur planbarer, sondern Europa auch weniger abhängig von Energieimporten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false