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Andreas Eckert, Vorstandsvorsitzender von Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG.

© Mike Wolff

25 Jahre Deutsche Einheit: Strahlende Sieger

Die einstige Ost-West-Kooperation Eckert & Ziegler ist heute ein Weltkonzern.

Vom Mauerfall am 9. November 1989 wurde Andreas Eckert in der U-Bahn von Mexiko-City überrascht. „Ich seh sie noch vor mir, die Zeitungsjungen, wie sie die Schlagzeile ,Berlin libre!‘ schwenken, und daneben steht ein Foto mit dem Trabi auf der Bornholmer Brücke. Das hat alles verändert, auch mein Leben“.

Es war der Anfang einer wunderbaren Partnerschaft – und einer unternehmerischen Erfolgsgeschichte. Heute ist Eckert Geschäftsführer von „Eckert Life Science Accelerator“ (Elsa) und Geschäftsführender Gesellschafter von „Eckert Wagniskapital und Frühphasenfinanzierung GmbH“ mit Firmensitz in Berlin-Buch.

Das Gründen in New York gelernt

Das weltweit für die Gesundheit operierende Unternehmen („Wir helfen zu heilen“) ist ein Paradebeispiel für Ost-West-Kooperation mit gegenseitiger Anerkennung der Fähigkeiten des jeweils anderen. Als die Mauer fiel, war Eckert Ende zwanzig. Der Berliner hat in Heidelberg, New York und Berlin Philosophie studiert, wird 1985 Pressesprecher beim damaligen Uno-Generalsekretär Pérez de Cuéllar wird, der ihn als „Information Officer“ nach Afrika, Asien und Lateinamerika schickt. Im Frühjahr 1990 kehrt er zurück nach Germany, beendet seine Doktorarbeit und gründet in Berlin eine Businessplan-Schreibagentur.

Das Gründen hat er in New York gelernt, nach der Wende wird er zu einem gefragten Berater. Viele qualifizierte DDR-Deutsche aus wissenschaftlichen und technischen Berufen erleben Karrierebrüche, müssen Neues wagen. Andreas Eckert kümmert sich darum, dass Techniker mit einer pfiffigen Idee zu Geld Krediten kommen.

Östlicher Partner ist in der Rente

Unter den Dutzend Firmen, deren Geburtshelfer er wird, ist eine, an der er regelrecht hängen bleibt. Der Physiker Jürgen Ziegler aus der Isotopenforschung in Berlin-Buch, einst Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, sollte mitsamt seinem Institut – wie so viele in jenen Monaten – abgewickelt werden.

Eckert erkannte schnell, dass sich hier eine eine große Chance bot. Beiden: dem Physiker mit weitläufigen Kontakten, und ihm, dem „kaufmännischen Paradiesvogel“. Heute ist die Ost-West-Kooperation unter dem Namen Eckert & Ziegler weltbekannt und ging 1999 an die Börse. Der östliche Partner ist inzwischen in der Rente, Ziegler ist Teil des Firmennamens und der Erfolgsgeschichte.

Die ist eng mit radioaktiven Anwendungen in der Medizin, der Wissenschaft und Industrie verbunden. Zum Therapiesegment gehören sehr kleine Implantate zur Behandlung von Prostatakrebs sowie Tumorbestrahlungsgeräte.

"Macher des Jahres"

Im ersten Geschäftsjahr wurden 253 000 DM Umsatz gemacht – jetzt spricht Andreas Eckert von knapp 500 Millionen Euro und tausend Beschäftigten in dem weit vernetzten Konzern. Der erfolgsverwöhnte Optimist denkt sehr zukunftsbezogen, strategisch, wenn man so will. „Leute, mit denen ich zu DDR-Zeiten angefangen habe, waren gestandene Spezialisten und Könner ihres Fachs in den besten Jahren. Heute sind diese Personen Rentner oder stehen kurz davor.“ Man erkannte schnell, „wo die Eier liegen“ – immer und überall gibt es Windbeutel und Mauerblümchen. Andreas Eckert ist keins von beiden.

Der Mann, dem das Gründen neuer Firmen ein Bedürfnis zu sein scheint, wurde 2011 mit dem Mittelstandspreis „Macher des Jahres“ ausgezeichnet. Was, bitte, muss man heute wie vor 25 Jahren als Unternehmensgründer mitbringen? „Gute Leute, Hartnäckigkeit, Ideen, Spaß an der Freude und Leidenschaft“. Berlin ist dafür ein gutes Pflaster. Vor 25 Jahren wie heute.

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