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Ralph Dommermuth ist Chef von United Internet.

© picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Steiniger Weg zum 1&1-Mobilfunknetz: Ralph Dommermuth gibt nicht auf

Der Konzern United Internet entschied 2019, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen. Seitdem fiel die Aktie um mehr als ein Drittel. Und auch nach dem Start im Dezember 2023 gibt es weitere Hürden.

Ralph Dommermuth schafft, was er sich vornimmt. Ende der 1980er legte er den Grundstein für seinen heutigen Konzern, United Internet, und hat damit eine der wenigen deutschen Internet-Erfolgsgeschichten geschrieben.

Doch Dommermuth ist keiner, der schnell genug hat. Im Jahre 2019 entschied sich der Pfälzer, ein eigenes Mobilfunknetz zu bauen – obwohl seine rund zwölf Millionen 1&1-Kunden über das O2-Netz versorgt werden. Doch die Geschäftsbeziehung sei nicht gut gelaufen, sagt Dommermuth im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

„Sie basierte auf Lieferverpflichtungen, die Telefónica zur Erlangung der E-Plus-Fusionsfreigabe gegenüber der EU eingegangen ist.“ Es habe häufig Streit um die Auslegung dieser Verpflichtungen gegeben. „Das hat dazu geführt, dass wir beschlossen haben, die Chance zu nutzen, unsere Wertschöpfung zu vertiefen und ein eigenes Netz zu bauen.“

Für mehr als eine Milliarde Euro ersteigerte Dommermuth Frequenzen, die Politik unterstützte sein Vorhaben. Man entschloss sich, auf ein offenes Netzwerksystem, das sogenannte Open Ran, zu setzen – anders als die drei etablierten Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und O2 Telefónica.

Das sollte moderner, innovativer und günstiger sein. „Wir hatten wichtige Voraussetzungen und mussten nicht bei null beginnen“, sagt Dommermuth. „Beim reinen Mobilfunknetz zwar, aber nicht bei der Kundenschnittstelle.“ So war man im rheinland-pfälzischen Montabaur, wo United Internet seinen Hauptsitz hat, offenbar guter Dinge, was das große Vorhaben eines eigenen Mobilfunknetzes anbelangt.

Niemand kann ohne die notwendigen Frequenzen ein Mobilfunknetz betreiben.

Ralph Dommermuth, Gründer von United Internet 

Doch dann kam alles erst mal anders: Die Aktionärinnen und Aktionäre waren nicht begeistert – die Aktie von United Internet hat seit Anfang 2019 mehr als ein Drittel ihres Werts verloren. Und auch der Netzausbau lief nicht gut an.

1000 Antennen sollte 1&1 bis Ende 2022 in Betrieb nehmen, es wurden gerade einmal eine Handvoll. Schuld daran soll auch ein Funkturm-Unternehmen sein, das den Großteil der Antennen bauen sollte. Dommermuth hat gegen die Tochter des Konkurrenten Vodafone Beschwerde beim Kartellamt eingereicht.

Aktuell seien 100 Basisstationen in Betrieb, Hunderttausende Kunden nutzten das 1&1-Netz, sagt Dommermuth. Doch auch wenn der Netzausbau langsam Fahrt aufnimmt, läuft es immer noch nicht wirklich rund beim Aufbau seines eigenen Mobilfunknetzes. Denn um das zu betreiben, braucht es die passenden Frequenzen.

Zwar hat 1&1 bereits hohe 5G-Frequenzen. Doch für den Netzbetrieb braucht Dommermuth auch niedrige Frequenzen, mit denen sich die Fläche versorgen lässt und die in die Gebäude reichen. „Aus genau diesem Grund brauchen wir die sogenannten Low-Band-Frequenzen auch in den Städten. Schließlich findet rund 80 Prozent des Datenverkehrs in geschlossenen Räumen statt“, sagt Dommermuth.

Derzeit ringt die Bundesnetzagentur damit, wie sie Rechte für wichtige Frequenzen, die Ende 2025 auslaufen, vergeben soll. Darunter sind auch die bei den Netzbetreibern beliebten Frequenzen im Bereich 800 Megahertz. Bei einer Auktion hätte Dommermuth die Chance, auch ein Stück dieses Kuchens abzubekommen.

Aber die drei etablierten Netzbetreiber drängen auf eine Verlängerung. Die Bundesnetzagentur scheint diesem Wunsch zu folgen – auch wenn in Deutschland bisher Frequenzen immer über eine Versteigerung vergeben wurden. Das ist schließlich lukrativ – seit der Jahrtausendwende hat der Bund über Frequenzauktionen rund 66 Milliarden Euro eingenommen.

Unterstützung kommt durch das Grundgesetz

„Niemand kann ohne die notwendigen Frequenzen ein Mobilfunknetz betreiben“, sagt Dommermuth. „Ohne marktgängige Frequenzausstattung würde jede Antenne, die wir zusätzlich bauen, Verluste bedeuten.“

Die Bundesnetzagentur könne 1&1 nicht auf der einen Seite Versorgungsziele auferlegen, das Unternehmen auf der anderen Seite aber vom Erwerb weiterer Frequenzen ausschließen. „Es darf nicht sein, dass der, der am lautesten schreit oder das intensivste Lobbying macht, sich durchsetzt.“

Am Montag ist wahrscheinlich die letzte Sitzung des politischen Beirats der Behörde, bevor sie den Entwurf für die anstehende Frequenzvergabe veröffentlicht. Der Beirat berät die Bundesnetzagentur – und hat durchaus Gewicht, auch wenn sein Rat nicht verpflichtend ist.

Und Dommermuth hat starke Unterstützer, nicht nur im Beirat. So sprangen ihm jüngst das Bundeskartellamt und die Monopolkommission bei, beide wurden zur heutigen Sitzung eingeladen. Sie sind der Meinung, man müsse 1&1 bei der Vergabe auch berücksichtigen. Offenbar verstößt es sogar gegen die Verfassung, das nicht zu tun.

Das zumindest ergab ein Gutachten, das Dommermuth kürzlich beim ehemaligen Verfassungsrichter Udo Di Fabio in Auftrag gegeben hat. Die Bundesnetzagentur wird sich etwas einfallen lassen müssen – denn so schnell, das sollte mittlerweile klar geworden sein, gibt Dommermuth nicht auf.

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