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Elizabeth Holmes gründete mit 19 ihr Unternehmen Theranos und war mit 30 schon Milliardärin.

© Brendan McDermid/REUTERS

Start-up Theranos: Der Fall der Elizabeth Holmes

Die Start-up-Milliardärin Holmes wollte die Welt der medizinischen Diagnostik revolutionieren - bis Zweifel an ihrer Methodik aufkamen. Nun muss sie ihre Labore schließen.

Sie galt einigen schon als der weibliche Mark Zuckerberg oder Steve Jobs. Als Elizabeth Holmes mit ihrem Unternehmen Theranos vor gut zwei Jahren mit einer neuen Bluttestmethode an den Markt ging, überschlugen sich Medien und Wissenschaftler mit ihrem Lob für die 30-Jährige. Doch ihr Ruhm wird wohl nicht so lange halten wie der von Facebook-Gründer Zuckerberg oder Apple-Legende Jobs.

Frauen sind in der Start-up-Szene eher selten, in Amerika ebenso wie in Europa, aber dies war nicht allein der Grund, warum sie so viel Furore machte. Ihr Konzept versprach eine Revolution auf dem Markt der Bluttests. Kostengünstig, simpel und schnell sollten anhand weniger Mikroliter Blut unzählige Tests auf Bakterien und Viren durchgeführt werden können.

Risikokapitalgeber und Firmen wie die US-Drogeriekette Walgreens investierten Millionen in Theranos. Alle wollten an die Möglichkeit glauben, mit einem Piekser in den Finger auch mittellosen Patienten weltweit eine zuverlässige und umfassende Diagnostik bei Infektionskrankheiten zu ermöglichen – und damit das große Geld zu machen. Zwischenzeitlich wurde Theranos mit neun Milliarden Dollar bewertet.

Zweifel an der Zuverlässigkeit der Tests

Noch im April 2015 kürte die „Times“ Holmes, die als 19-Jährige ihr Stanford-Studium abgebrochen hatte, um in die Forschung zu gehen, als eine der 100 einflussreichsten Personen der Welt. Henry Kissinger, ehemaliger US-Außenminister und Mitglied des Aufsichtsrats von Theranos, lobte Holmes als herausragende Visionärin.

Gesundheitliche Bedenken und massive Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Methoden kamen ein halbes Jahr später mit einem Artikel des „Wall Street Journal“ auf. Bis zuletzt hatte das angeblich so akkurate und transparente Unternehmen versucht, die Veröffentlichung zu verhindern.

Im Juli entzog ihr die Laboraufsicht CMS die Lizenz für ihr Labor in Kalifornien, in dem rund 900 000 Bluttests pro Jahr analysiert werden. Die Praktiken von Theranos seien eine "direkte Gefahr für die Gesundheit und die Sicherheit von Patienten", begründete CMS ihre Entscheidung. Inzwischen ermitteln auch die Börsenaufsicht und die Staatsanwaltschaft gegen sie. Dabei geht es um die mögliche Schädigung von Investoren. Zudem besitzt das Labor in Arizona offenbar gar nicht die wundersame Technik. Vielmehr werden die Blutproben verdünnt, so dass herkömmliche Maschinen sie bearbeiten können.

340 Mitarbeiter verlieren ihren Job

Am Donnerstag schrieb Holmes in einem offenen Brief an die Investoren, dass sie alle ihre Labore in Kalifornien, Arizona und Pennsylvania schließen werde. 340 Mitarbeiter, rund 40 Prozent ihrer Belegschaft, verlieren damit ihren Job. Sie begründete den Schritt mit wichtigen Umstrukturierungen. Sie wolle sich nun auf ihre Mini-Labore konzentrieren, die sie erst im August der Öffentlichkeit vorgestellt hatte - und hofft auf die Unterstützung ihrer Investoren.

Ob ihre Glaubwürdigkeit noch ausreicht, ist fraglich. Ihre finanziellen Mittel sind bereits begrenzt: Während das Wirtschaftsmagazin Forbes 2015 Holmes‘ Vermögen noch auf 4,5 Milliarden Dollar schätzte, korrigierte es Forbes ein Jahr später nach unten – auf  null.

Claudia Cohnen-Beck

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