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Von Banken und Bankern: Solo für Ackermann

Kein anderer Manager will dem Chef der Deutschen Bank folgen und auf Boni verzichten. Josef Ackermann muss trotzdem Kritik einstecken.

Berlin - Josef Ackermann polarisiert die Gemüter. Für seine Ankündigung, im laufenden Jahr auf alle Bonuszahlungen zu verzichten, bekam der Chef der Deutschen Bank am Donnerstag viel Lob, aber auch harsche Kritik. Nachahmer in anderen Banken gibt es bisher nicht. In dieser Frage hält sich die Branche zurück.

„Das ist ein peinlicher Vorgang und eine reine Schauveranstaltung“, kritisierte SPD-Fraktionschef Peter Struck Ackermanns Vorstoß am Freitag im Bundestag. Die Grünen-Politikerin Renate Künast nannte es eine „ungeheure Chuzpe“, dass Ackermann überhaupt glaube, dass ihm angesichts der Finanzkrise Bonuszahlungen zustünden.

Lob gab es dagegen von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU): Es sei ein erfreuliches Zeichen, wenn Bonuszahlungen jetzt nicht in die eigene Tasche gesteckt würden. „Diesem Beispiel müssen viele andere folgen“, sagte Glos. Auch Aktionärsvertreter begrüßten den Vorstoß der Deutschen Bank als „wichtigen symbolischen Akt“. Ackermann werde der Verzicht nicht weh tun. „Diesem Beispiel sollten sich andere Banker anschließen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die Bundesregierung hat in ihrem am Freitag von Bundestag und Bundesrat verabschiedeten Gesetz zur Stabilisierung der Finanzmärkte auch Gehaltsobergrenzen für Banken vorgesehen, die sich mit staatlichen Geldern unter die Arme greifen lassen. Laut Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) soll das Jahresgehalt der entsprechenden Bankmanager bei 500 000 Euro gedeckelt werden.

So tief wird Deutsche-Bank-Chef Ackermann auch bei einem Verzicht auf seine Boni nicht fallen. Denn ihm bleibt ein Festgehalt von 1,3 Millionen Euro. Im Vergleich zu den knapp 14 Millionen, die er im vergangenen Jahr verdient hat, wäre dies jedoch eine deutliche Einbuße. Hinzu kommen die Verluste, die Ackermann durch den Verfall des Aktienkurses der Deutschen Bank macht. Die Aktienpakete der Bank, die Ackermann laut Geschäftsbericht Ende Februar hielt, waren damals rund 20,5 Millionen Euro wert. Heute sind es noch etwa 8,9 Millionen Euro. Ähnlich dürfte es bei Bezugsrechten für Aktien aussehen, die ebenfalls Teil der Manager-Vergütung sind.

Auch die drei weiteren Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank sowie die 20 Aufsichtsräte verzichten auf ihre Boni. Insgesamt dürfte es nach Rechnung der Bank 32,4 Millionen Euro weniger geben als im Vorjahr. In Konzernkreisen heißt es, weitere Top-Manager erwägten, sich dem Verzicht anzuschließen. Vor allem die Investmentbanker des Konzerns hatten in den vergangenen Jahren hohe Boni eingestrichen und damit teilweise mehr verdient als der Bankchef selbst.

Wie viel Ackermann und die übrigen Deutsche-Bank-Manager tatsächlich liegen lassen, lässt sich momentan nicht beantworten. Denn die Boni für 2008 werden erst im neuen Jahr errechnet. Sie orientieren sich an mehreren Faktoren, unter anderem geht es darum, wie gut sich die Aktie im Vergleich zu anderen Aktien entwickelt hat und wie nah die Bank an ihre Gewinnziele herangekommen ist. Bei beiden Kriterien steht die Deutsche Bank nicht gerade glänzend da. „Die 14 Millionen Euro aus dem Vorjahr hätte Ackermann ohnehin nicht bekommen“, sagt deshalb Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz-Zentrums. Dennoch lobte er die Aktion der Deutschen Bank. „Das ist ein wichtiges Signal, um mit der Vergangenheit abzuschließen.“

Andere Banken wollen dieses Signal nicht geben. Bei der Commerzbank hieß es am Freitag ebenso „kein Kommentar“ wie bei den Landesbanken in Baden-Württemberg (LBBW) und Bayern. Auch Hans-Jörg Vetter, Vorstandschef der Landesbank Berlin (LBB), denkt vorerst nicht daran, dem Beispiel Ackermann zu folgen. „Schon in der Vergangenheit hat der LBB-Vorstand nichts von überzogenen Boni gehalten“, sagte seine Sprecherin. „Über die Vergütungen für 2008 wird nach Vorlage des Jahresabschlusses in den zuständigen Gremien entschieden.“ Laut Geschäftsbericht verdiente Vetter im vergangenen Jahr rund 1,8 Millionen Euro.

Experten diskutieren unterdessen über Wege, die Vergütungen im Zaum zu halten. Christian Strenger, Aufsichtsrat der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS und Experte für gute Unternehmensführung (Corporate Governance), plädiert für eine Verknüpfung des Aktiengesetzes mit dem Corporate-Governance-Kodex. „Bei den variablen Gehaltsbestandteilen muss das Gewicht viel stärker als bisher auf die nachhaltige Leistung des Vorstands im Branchenvergleich gelegt werden“, sagte Strenger. Diese müsse auch entsprechend nachgewiesen werden.

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