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Zuckerrübenernte in Niedersachsen. In diesem Bundesland gingen wegen des trockenen Sommers 4000 Anträge auf Unterstützung durch die öffentliche Hand ein.

© dpa

Situationsbericht des Bauernverbandes: Der Sommer war trockener, als die Gewinne hoch waren

Für Landwirte lief das abgeschlossene Geschäftsjahr gut - dann kam der "Dürresommer". Laut dem Bauernverband reichen die zugesagten Hilfen nicht aus.

Zumindest an einem Punkt geriet Joachim Rukwied regelrecht ins Schwärmen. „Die Weinlese des vergangenen Sommers verspricht, ein Spitzenjahrgang zu werden“, lobte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) gestern in Berlin. Ein oder zwei Mal habe er es sich nicht nehmen lassen, bei der Lese dabei zu sein. „Darauf können wir uns freuen“, versprach er. „Das ist kerngesundes Lesegut.“

Abgesehen von der wohl uneingeschränkt guten Weinsaison hatte Rukwied bei der Vorstellung des Situationsberichts des DBV allerdings einen Spagat zu meistern: Einerseits hatte er durchaus gute Geschäftszahlen der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland im Gepäck. Andererseits liegt ein historisch trockener Sommer voller Ernteausfälle hinter den Landwirten.

Da das Wirtschaftsjahr 2017/18 allerdings bereits Ende Juni dieses Jahres endete, beinhaltete die von Rukwied vorgestellte Bilanz den größten Teil der Ernteausfälle noch nicht. Sie schlagen erst im nächstjährigen Bericht zu Buche. Der Bauernpräsident gab sich deshalb größte Mühe, trotz positiver Entwicklung seinen warnenden Duktus nicht abzulegen.

770 Anträge auf Bundes- und Landeshilfe in Brandenburg

Und so begann er auch mit einem Rückblick auf den „Dürresommer“, wie er ihn nannte. Das heiße und trockene Wetter habe zwei bis drei Milliarden Euro Schaden verursacht, rechnet er vor und ging sogleich auf die von Bund und Ländern im Sommer beschlossenen Hilfszahlungen ein. Im August hatte Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) die Dürre zu einem Witterungsereignis „nationalen Ausmaßes“ erklärt und in der Folge jeweils 170 Millionen Euro an Unterstützung von Bund und Ländern zugesagt. Das Geld soll Betrieben helfen, die ihre Existenz durch die Trockenheit gefährdet sehen.

Mehr als 8000 solcher Anträge seien eingegangen, sagte Rukwied nun. Allein in Niedersachsen seien es rund 4000 gewesen. Dabei sei die Antragsfrist in vielen Ländern noch nicht einmal abgelaufen. Auch in Brandenburg ist das Interesse an dem Programm groß. Dort sind in 770 Anträgen 93,5 Millionen Euro beantragt worden, es stehen jedoch nur 46 Millionen zur Verfügung. „Das zeigt beispielhaft, dass die beantragte Summe deutlich höher ist als das Budget“, so Rukwied. Besonders die Raps- und Getreideernte sei miserabel gewesen, auch im Gemüseanbau seien Gewinnrückgänge von 50 Prozent zu erwarten.

Und selbst Betrieben, die nicht unter der Dürre litten, rechnet er keine guten Aussichten für das laufende Geschäftsjahr vor. So habe die Apfelernte mit 950 000 Tonnen Äpfel zwar die Ernte des Vorjahres um 380 000 Tonnen übertroffen. Der Umsatz werde voraussichtlich dennoch niedriger liegen als vor Jahresfrist. Schuld daran könnten etwa seit Jahren steigende Düngerpreise sein.

Für die Zukunft forderte Rukwied, von der Politik andere Möglichkeiten des Risikomanagements zur Verfügung gestellt zu bekommen. „Es ist überfällig, eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage einzuführen“, betonte Rukwied. „Dieses Tool brauchen wir.“

Bis Juni liefen die Geschäfte gut

Angesichts dieser Zahlen könnte man fast übersehen, dass die Geschäfte der Landwirte im abgelaufenen Wirtschaftsjahr gut liefen. Im Durchschnitt verbesserten sich die Unternehmensergebnisse der 11 900 berücksichtigten Bauern um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr auf 65 200 Euro je Betrieb. Zum Teil konnten die Betriebe die Rückgänge der Vorjahre sogar wieder ausgleichen, wusste Rukwied zu berichten, schob aber sogleich nach: „Die Rücklagen werden dort, wo es trocken war, nicht ausreichen, um die Ausfälle des Wirtschaftsjahres 18/19 ausgleichen zu können.“

Insgesamt zeigte sich ein heterogenes Bild der Landwirtschaftsbetriebe im abgelaufenen Geschäftsjahr. Besonders gut lief es für Milchbauern, während vor allem Betriebe der Tierhaltung nicht an die Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen konnten. Vielleicht deshalb wies Rukwied ausdrücklich darauf hin, dass die Zahl der viehhaltenden Betriebe in den vergangenen acht Jahren von 216 000 auf 185 000 zurückgegangen ist. Das ist ein Minus von 14 Prozent – deutlich mehr als der prozentuale Schwund landwirtschaftlicher Betriebe im Allgemeinen, der rund acht Prozent beträgt.

Im Ackerbau und Weinbau blieben die Gewinne stabil. Weiterhin steigt zudem die Zahl der Betriebe, die sich dem ökologischen Landbau verschreiben. In diesem Sektor stiegen die Gewinne im Geschäftsjahr 2018/19 an.

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