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Telekom: René Obermann geht nach Holland

Telekom-Chef René Obermann wechselt vom Weltkonzern zu einem 3000-Mitarbeiter-Unternehmen in die Niederlande. Der Top-Manager übernimmt 2014 die Führung beim Kabelnetzbetreiber Ziggo.

Berlin - Die Geheimniskrämerei ist vorbei und das Ergebnis ist mehr als erstaunlich: Telekom-Chef René Obermann, der bisher einen Weltkonzern mit 230 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 58 Milliarden Euro leitet, geht zu Ziggo. Ziggo ist ein Kabelnetzbetreiber mit Sitz im niederländischen Utrecht und bietet rund 2,9 Millionen Kunden Telefonie, schnelles Internet und digitales TV. Das Unternehmen beschäftigt rund 3000 Menschen und setzte 2012 1,5 Milliarden Euro um.
Bereits kurz vor Weihnachten hatte Obermann, der am Dienstag 50 Jahre alt geworden ist, überraschend verkündet, dass er die Telekom Ende 2013 verlassen will. Er wolle wieder mehr Unternehmer sein, sagte er damals, und näher am operativen Geschäft. Im Januar bei einer Veranstaltung in München verriet er dann, dass es ihn ins nahe europäische Ausland ziehe – nicht in die USA: „Dafür bin ich zu sehr Europäer“, sagte er. Er wolle in einer kleineren Firma arbeiten, bei der man auch mehr mit der technischen Seite des Geschäfts zu tun habe.

„Die Technologie entwickelt sich so schnell, dass ich den Lernprozess neu starten will“, begründete er den Wechsel. Bemerkenswert ist, dass Obermann nun ausgerechnet zu einem Kabelnetzbetreiber wechselt, denn die Kabelnetzbetreiber haben der Telekom das Geschäft in Deutschland zuletzt sehr schwer gemacht. Nachdem die Netze aufgerüstet wurden, bieten die Betreiber sehr leistungsfähige Anschlüsse zu sehr niedrigen Preisen an und jagen der Telekom so immer mehr Marktanteile ab.

Ob Obermann nun früher bei der Telekom ausscheiden wird, ist nicht klar.

Timotheus Höttges wird Nachfolger bei der Telekom

Ziggo will sich von einem Kabelnetzbetreiber zu einem Anbieter für Medien und Unterhaltungsangebote entwickeln. Ab Anfang 2014 soll Obermann das Unternehmen weiter voranbringen. Die niederländischen Medien berichteten am Donnerstag von einem „Schwergewicht für Ziggo“. Es sei klar gewesen, dass das Unternehmen einen neuen Chef bekommen würde. Aber es sei doch überraschend, dass es dem Unternehmen gelungen sei, Obermann zu gewinnen, zitierte die Tageszeitung „De Telegraaf“ einen Analysten der Rabobank. „Nach 15 Jahren bei der Deutschen Telekom freue ich mich sehr, bei Ziggo anzufangen“, wird Obermann in einer Mitteilung von Ziggo zitiert. Nur die Ziggo-Aktionäre müssen der Bestellung auf ihrer Hauptversammlung am 18. April noch zustimmen.

Nachfolger Obermanns auf dem Chefposten bei der Telekom wird Finanzvorstand Timotheus Höttges. Ob Obermann nun früher bei der Telekom ausscheiden wird, ist nicht klar. Ein Unternehmenssprecher wollte sich nicht dazu äußern. Obermann selbst hatte erklärt, bis zum Jahresende zu bleiben.

Der Mann mit dem beispiellosen Aufstieg

Er hat eine ungewöhnliche Karriere hinter sich, wuchs in einfachen Verhältnissen in Düsseldorf auf, machte eine Lehre zum Industriekaufmann bei BMW, brach sein Volkswirtschaftsstudium ab um als 23-Jähriger ABC Telekom zu gründen, das er für viel Geld verkaufte. 1998 holte ihn die Telekom zu ihrer Mobilfunktochter. Mit nur 43 Jahren wurde er Chef des größten Telekom-Konzerns Europas. Nun fängt er wieder klein an. (mit dpa)

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