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Zahnpastalächeln. Fresenius-Chef Ulf Schneider schon wieder nach neuen Zielen.

© dpa

Fresenius: Rekordzahlen, aber Absturz an der Börse

Nach den jüngsten Klinikkäufen für seine Berliner Tochter Helios will Fresenius weiter zulegen. Den Anlegern scheint das Wachstumstempo des Gesundheitskonzerns aber nicht geheuer.

Noch ist der dickste Brocken nicht verdaut, da sucht Fresenius-Chef Ulf Schneider schon wieder nach neuen Zielen. Große Zukäufe ließen sich zwar nicht prognostizieren, sagte Schneider am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz des Dax-Konzerns in Bad Homburg. Wenn sich Gelegenheiten für weitere Übernahmen ergäben, sei man aber offen dafür.

Dabei hat man bei Fresenius derzeit noch allerhand damit zu tun, die jüngsten Zukäufe zu integrieren. Rund drei Milliarden Euro hat der Medizintechnikhersteller ausgegeben, um seine Berliner Kliniktochter Helios zur größten privaten Kette Deutschlands auszubauen. Nachdem das Bundeskartellamt unlängst grünes Licht gegeben hat, kann Helios 40 Kliniken und 13 Versorgungszentren des Konkurrenten Rhön übernehmen. Damit steigen die Berliner, die schon vor der Übernahme 72 eigene Krankenhäuser – darunter in Berlin das Klinikum Buch und das Behring-Krankenhaus – und einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro vorzuweisen hatten, zum absoluten Marktführer in Deutschland auf. Der überwiegende Teil der Transaktion soll bis Ende der Woche abgeschlossen sein, auch das erste Geld – 2,18 Milliarden Euro – sei bereits geflossen, erklärte Fresenius am Dienstag. Der Übernahmehunger scheint damit aber immer noch nicht gestillt zu sein. Angeblich hat Fresenius nun auch Interesse an der Sparte medizinische Ernährung des französischen Lebensmittelkonzerns Danone. Dafür könnten nach Schätzungen von Experten bis zu vier Milliarden Euro fällig werden. Ein wagemutiges Unterfangen: Immerhin schiebt die Helios-Mutter nicht zuletzt durch den Klinik-Deal einen Schuldenberg von knapp 12 Milliarden Euro vor sich her.

Die Anleger scheinen dem Braten auf jeden Fall nicht zu trauen. Um zeitweise acht bis neun Prozent gingen die Kurse von Fresenius und der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care nach (FMC) unten – obwohl der Konzern am Dienstag auch jede Menge gute Nachrichten präsentierte: 2013 stieg der Fresenius-Umsatz auf über 20 Milliarden Euro, der Nettogewinn kletterte auf mehr als eine Milliarde Euro. Zudem erhöht Fresenius zum 21. Mal in Folge die Dividende – um bemerkenswerte 14 Prozent. Und auch FMC-Chef Rice Powell konnte einen Rekordumsatz von 14,6 Milliarden US-Dollar verkünden, musste aber erstmals seit zwölf Jahren einen Gewinnrückgang um sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar einräumen. Dennoch erhöht auch FMC die Dividende – zum 17. Mal hintereinander.

Was Börsianer und Analysten jedoch alarmiert, ist der verhaltene Ausblick für 2014. Sie bezweifeln, dass die erstaunliche Wachstumsgeschichte der beiden Konzerne in den nächsten Jahren in ähnlichem Tempo fortgeschrieben werden kann. Schneider selbst dämpfte Erwartungen vor allzu großen Gewinnanstiegen. Obwohl der Umsatz in diesem Jahr zwischen zwölf und 15 Prozent steigen soll, rechnet der Chef beim Ergebnis nur mit einer Verbesserung um zwei bis fünf Prozent – unter anderem, weil die Krankenhäuser des Konzerns nicht die hohen Gewinne abwerfen wie die anderen Sparten. Bis 2017 will der Konzern rund 30 Milliarden Euro umsetzen und bis zu 1,5 Milliarden Euro verdienen, hieß es am Dienstag. Prognosen, die auch die Mitarbeiter interessieren dürften, deren Zahl wächst. Ende 2013 beschäftigte Fresenius knapp 178 400 Mitarbeiter, 9000 mehr als 2012.

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