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Blick nach vorn. Auch für 2012 ist Konzernchef Marijn Dekkers zuversichtlich.

© Reuters

Jahresbilanz von Bayer: Profitable Pillen

Auch 2012 will der Pharma- und Chemiekonzern mehr verdienen – und setzt dabei vor allem auf neue Präparate

Berlin - Es waren nur 86 Millionen Euro, die der Pharma- und Chemiekonzern Bayer mit seinem neuen Gerinnungshemmer Xarelto 2011 erwirtschaftete. Ab 2013 soll das Produkt aber „spürbar“ zum Umsatz beitragen, sagte Konzernchef Marijn Dekkers am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Leverkusen. Der Konzern traut dem Schlaganfallmittel langfristig Jahresumsätze von zwei Milliarden Euro zu.

Zunächst wird es aber auch weiter Kosten verursachen. Zwar sollen Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) der Gesundheitssparte, zu der das in Berlin ansässige Pharmageschäft gehört, in diesem Jahr weiter steigen. „Angesichts der erwartet hohen Aufwendungen für die optimale Vermarktung unserer neuen Medikamente sind das durchaus ambitionierte Ziele“, räumte Dekkers ein. Neben Xarelto und dem Augenmedikament Eylea, die bereits zugelassen sind, hofft der Konzern auf eine schnelle Genehmigung der Krebsmittel Alpharadin und Regorafenib, denen Bayer ein Umsatzpotenzial von je einer Milliarde Euro jährlich zuschreibt.

Insgesamt war die Gesundheitssparte (Health Care) auch 2011 ein wichtiger Umsatz- und Gewinntreiber. Das bereinigte operative Ergebnis stieg um knapp sieben Prozent auf 4,7 Milliarden Euro – allerdings in erster Linie durch Zuwächse in den Schwellenländern. In den USA und in Europa geriet Bayer dagegen unter Druck. So hätten die Gesundheitsreformen in vielen Ländern 2010 und 2011 negative Einflüsse auf Umsatz und Ergebnis in Höhe von 300 Millionen Euro gehabt, sagte Dekkers. Er forderte die deutsche Regierung auf, die Zwangsrabatte für Arzneimittel zu überdenken. Auch die Konkurrenz durch Nachahmerpräparate machte dem Konzern in den USA zu schaffen. Bayer bezifferte den Verlust allein bei den Anti-Babypillen der Produktfamilie Yasmin auf 380 Millionen Euro. Zudem sind derzeit in den USA mehr als 11 000 Klagen wegen eines möglicherweise erhöhten Thrombose-Risikos bei diesen Pillen eingereicht worden. Mit 170 Klägerinnen schloss der Konzern einen Vergleich – jedoch ohne Anerkennung einer entsprechenden Haftung.

2011 war insgesamt dennoch ein Rekordjahr für Bayer. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit seinen 112 000 Mitarbeitern 2,5 Milliarden Euro – fast 90 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 36,53 Milliarden Euro zu.

Im vierten Quartal litt aber das Kunststoffgeschäft (Material Science) unter der Abkühlung der Konjunktur, in der Sparte brach der Gewinn um mehr als 60 Prozent ein. Insgesamt ging daher von Oktober bis Dezember der bereinigte operative Gewinn um 8,8 Prozent auf 1,54 Milliarden Euro zurück – Analysten hatten 1,62 Milliarden Euro erwartet. Anleger reagierten enttäuscht: Die Aktie war im Tagesverlauf einer der größten Verlierer im Dax und schloss mit 0,13 Prozent im Minus. Nicht honoriert wurde, dass der Konzern die Dividende um 15 Cent auf 1,65 Euro pro Aktie erhöhen will.

Der geplante Abbau von 1700 Stellen in Deutschland ist bereits weit fortgeschritten. Mehr als die Hälfte der Funktionen, die künftig wegfallen sollen, sei identifiziert, teilte ein Sprecher mit. Genaue Angaben zu den Standorten machte Bayer nicht. Betriebsbedingte Kündigungen sind jedoch bis 2015 ausgeschlossen.

Trotz Konjunktursorgen ist Bayer für dieses Jahr zuversichtlich. „Wir sind ordentlich ins Geschäftsjahr 2012 gestartet“, sagte Dekkers. Der Umsatz soll demnach – bereinigt um Währungseffekte – um drei Prozent auf 37 Milliarden Euro steigen. Der bereinigte operative Gewinn soll „leicht zulegen“ – vor allem dank der Gesundheits- und Pflanzenschutzsparte. Im Kunststoffsegment erwartet der Konzern ein stagnierendes Ergebnis.

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