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Neue Ideen sollen den Umgang mit Cookie-Bannern erleichtern.  

© Florian Schuh, dpa

Online-Werbung: Wie kann man Cookie-Banner besser machen?

Cookie-Abfragen sind ein kollektives Ärgernis. Einwilligungsmanager sollen das ändern, doch die Regeln dafür verzögern sich. Ein Berliner Professor bringt nun eine neue Idee ins Spiel.

Nur wenige Dinge zeigen das Dilemma des Datenschutzes so gut wie Cookie-Banner: Was der informationellen Selbstbestimmung dienen soll ist zum kollektiven Ärgernis geworden. „Die derzeitigen Cookie-Banner sind maximal dysfunktional“, sagt auch Maximilian von Grafenstein. „Da sie fast alle wegklicken, haben sie auch für den Verbraucherschutz keinen Sinn.“ Grafenstein ist Professor für „Digitale Selbstbestimmung" am Einstein Center Digital Future und der Universität der Künste (UdK) in Berlin. 

Datentreuhänder sollen Cookies verwalten 

Seine Hoffnung liegt nun auf so genannten PIMS, das Akronym steht für Personal Information Management Systems. Damit sollen Nutzer ihre Datenschutzpräferenzen einmalig gegenüber einem neutralen Dritten angeben können, dieser Datentreuhänder agiert dann als Mittler gegenüber Webseiten.

Die Grundlagen dafür wurden mit dem im vergangenen Dezember in Kraft getretenen Telekommunikations-Telemedien-Datenschutzgesetzes (TTDSG) gelegt. Dort sind auch Bestimmungen für „Anerkannte Dienste zur Einwilligungsverwaltung" festgelegt. Als „Gesetz gegen Cookie-Terror“ bezeichnete daher der Datenschutzrechtler Rolf Schwartmann das TTDSG und auch die „Tagesschau“ hoffte auf „Das Ende des Cookie-Wahnsinns“.

Gesetzliche Regeln verzögern sich

Doch das Gesetz lässt weiter auf sich warten. Eigentlich hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) angekündigt, im ersten Quartal 2022 einen Referentenentwurf vorzulegen. Doch die Zuständigkeit ist nach dem Regierungswechsel ins Bundesverkehrs- und Digitalministerium gewandert und damit hat sich auch der Zeitplan verschoben. „Wir arbeiten derzeit an dem Referentenentwurf", so eine Sprecherin des Ressorts. Wann dieser vorliegen soll, könne sie nicht sagen, die Verabschiedung der Regeln dürfte sich aber ins kommende Jahr verschieben.

Während Nutzer also noch eine Weile von Cookies genervt werden, gibt das aber zumindest die Möglichkeit, die Verordnung noch zu optimieren. Denn so gut die Idee von PIMS zunächst klingt, so komplex dürfte die praktische Ausgestaltung werden. Dies zeigt sich auch in einem Forschungsgutachten zum Einwilligungsmanagement, das noch das BMWK in Auftrag gegeben hatte. „Generelle Verweigerungen der Einwilligung sind für die Nutzerfreundlichkeit wichtig, aber juristisch schwierig zu erfassen", heißt es darin beispielsweise.

Eine Frage ist auch, wie mögliche Einwilligungen abgestuft werden. Bei PIMS könnte es Einwilligung für Kategorien geben, also beispielsweise Betreiber von Firmenwebseiten oder Betreiber von Nachrichtenwebseiten. Doch dann stellt sich wiederum die Frage, welchen einzelnen Anbietern einzelne Nutzer eine größere Datenerfassung zugestehen und welchen nicht. 

Neuer Kompromissvorschlag aus Berlin 

„Webseitenbetreiber sollten die Chance bekommen, Nutzer davon zu überzeugen, eine Ausnahme zu machen, wenn sie auf ihre Seite kommen", sagt Grafenstein. Schließlich würden viele erst auf einer konkreten Website feststellen, dass sie diesem Betreiber Cookies erlauben. Grafensteins Idee ist, dass Seitenbetreiber künftig einmalig die Möglichkeit haben sollen, individuelle Einwilligungen einzuholen. Damit dann aber nicht trotzdem wieder überall Cookie-Banner weggeklickt werden müssen, sollten diese nur kurzzeitig erscheinen. „Entscheidend dabei ist, dass die Anzeige von selbst wieder verschwindet", sagt Grafenstein. So könnten seiner Ansicht nach auch der Grundkonflikt und die Grabenkämpfe zwischen (Werbe)Wirtschaft und Datenschützern gelöst werden. 

Was wollen die Nutzer eigentlich? 

„Dabei geht es nicht um eine wirkliche Problemlösung, sondern Maximalpositionen nach dem Prinzip Ganz-oder-gar-nicht“, sagt Grafenstein. Während die Verbraucherschützer grundsätzliche Möglichkeiten zum Ablehnen möglichst aller Cookies anstreben, versuche die Wirtschaft das Gegenteil. „Ich denke, dass ist der einzig funktionsfähige Kompromiss, damit die gute Idee der PIMS nicht scheitert“, sagt der Professor zu seinem Konzept.

Das soll nun auch praktisch getestet werden. Die Nutzer selbst seien im ganzen Prozess noch nicht zu Wort gekommen, kritisiert Grafenstein. Daher veranstaltet er im Juli eine Reihe von Workshops zum Thema (für die Teilnahme kann man sich hier anmelden). Eine Frage dabei dürfte auch sein, wie kurz oder lang die Banner bis zum Verschwinden erscheinen dürfen, damit Nutzer sie wahrnehmen aber nicht wieder selbst wegklicken. „Die Ergebnisse wollen wir dann in den Gesetzgebungsprozess einspielen“.

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