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Auf der Abschussliste: Wildschweine sind Überträger der Afrikanischen Schweinepest und werden deshalb jetzt verstärkt gejagt.

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Afrikanische Schweinepest: Notfalls werden alle Wildschweine erschossen

Sobald ein Wildschwein das Virus hat, dürfen deutsche Bauern kein Fleisch mehr nach China liefern. Die Bundesländer wollen das verhindern.

Chinesen lieben Schweinefleisch. Doch seitdem die Afrikanische Schweinepest im Land der Mitte tobt, wird der Nachschub schwieriger. Etwa 200 Millionen Schweine müssen in diesem Jahr in China notgeschlachtet werden, der weltweit größte Produzent von Schweinefleisch muss im Ausland zukaufen. Davon profitiert vor allem Deutschland. 541.000 Tonnen Schweinefleisch gehen in diesem Jahr nach China, 160.000 Tonnen mehr als im vergangenen Jahr.

Die deutschen Schweinemäster, die in den vergangenen Jahren mit niedrigen Preisen zu kämpfen hatten, erleben goldene Zeiten. Sie verdienen so viel Geld wie lange nicht mehr. Zwei Euro pro Kilo Schlachtgewicht bekommen sie derzeit für ihre Tiere, vor einem Jahr waren es noch 1,37 Euro.

Dänemark schottet sich ab: Ein neuer Zaun soll die deutschen Schweine fernhalten.
Dänemark schottet sich ab: Ein neuer Zaun soll die deutschen Schweine fernhalten.

© dpa

Doch die guten Zeiten könnten schnell vorbei sein, wenn die Afrikanische Schweinepest auch nach Deutschland kommt. Und das kann schneller passieren als es den Bauern lieb ist. Denn der Erreger ist nahe.

Im Westen Polens sind gleich mehrere Fälle nachgewiesen worden, in denen Wildschweine das Virus hatten – und die Fälle rücken näher. Kürzlich wurde ein infiziertes, totes Wildschwein nur 45 Kilometer vor der Grenze zu Brandenburg gefunden. In Belgien waren es 60 Kilometer vor der deutschen Grenze, wo man auf tote Wildschweine stieß, die das Virus in sich tragen.

Aus Angst, dass die Schweinepest nach Deutschland kommen könnte, hat Dänemark bereits vorsorglich einen Zaun gebaut, um sich abzuschotten. Und auch Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnenmacher (Grüne) hat sicherheitshalber Zäune im Umfang von 150 Kilometer angeschafft, um sie notfalls an der Grenze nach Polen aufzustellen.

Für Schweine tödlich, für Menschen ungefährlich

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist für Menschen ungefährlich, aber für Schweine tödlich. Sollte der Erreger in Deutschland festgestellt werden, hätte das gravierende Konsequenzen. „Sobald das erste Wildschwein mit ASP gefunden wird, verliert Deutschland seinen Status als ASP-freies Land“, sagt der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken.

Das heißt: China und andere Drittländer stoppen sämtliche Importe aus Deutschland sofort. Es fiele nicht nur einer der wichtigsten Märkte für die deutschen Bauern weg, sondern auch ein Riesenabnehmer von Teilen, die man im Inland sonst nur im Hundefutter entsorgen kann: die Schwänzchen etwa oder die Ohren, die in China gern gegessen werden. Deutsche Verbraucher greifen dagegen fast ausschließlich zu Schnitzel, Koteletts oder Filets. Obwohl in Deutschland 26 Millionen Schweine gehalten werden, werden edle Teile wie Filets aus Dänemark zugekauft.

Wildschweine werden jetzt verstärkt gejagt

Um zu verhindern, dass sich die Seuche in Deutschland ausbreitet, werden in Brandenburg jetzt Wildschweine verstärkt gejagt, und von jedem verendeten Tier sollen Proben genommen werden. Drohnen und Wärmebildkameras sollen tote Tiere im Wald aufspüren. Sollte tatsächlich ein infiziertes Wildtier gefunden werden, gilt eine Zone von 15 Kilometern um den Fundort als gefährdetes Gebiet. Wildschweine, die dort leben, werden getötet, sagt Krüsken.

Hausschweine werden notgeschlachtet

Sollte der Erreger auf Hausschweine überspringen, wird ähnlich verfahren. Alle Schweine, die in dem betroffenen Betrieb gehalten werden, werden geschlachtet. Auch Nachbarbetriebe dürfen einen Monat lang keine Tiere ausliefern.

Übungen für den Ernstfall: In vielen Bundesländern finden derzeit Katastrophentrainings statt.
Übungen für den Ernstfall: In vielen Bundesländern finden derzeit Katastrophentrainings statt.

© dpa

Dennoch ist Krüsken zuversichtlich, das Schlimmste verhindern zu können. Alle Schweinehalter hätten längst Biosicherheitsmaßnahmen installiert – mit Schutzanzügen und Desinfektionswannen für die Mitarbeiter. Zudem gebe es Managementpläne der Länder für den Fall der Fälle. Sachsen etwa übte Anfang des Monats vier Tage lang in einem Großeinsatz, was geschehen muss, wenn man ein infiziertes Tier findet.

Tschechien hat die Seuche bekämpft

Hoffnung macht Veterinären und den Bauern das Beispiel Tschechien. Dort wurden 2017 die ersten Wildschweine mit ASP gefunden. Das Land reagierte mit einem entschlossenen Krisenmanagement, das sich Deutschland zum Vorbild nimmt: die Einteilung betroffener Regionen in verschiedene Zonen – ein Kerngebiet, einen gefährdeten Bezirk und eine Pufferzone. Zudem wurden so viele Wildschweine geschossen wie möglich. Jetzt ist das Land offiziell ASP-frei. Das will auch Polen schaffen. Weil die Jäger nicht genügend Abschüsse liefern, sollen auch die Polizei und das Militär bei der Wildschweinjagd mitmachen. Eine entsprechende Gesetzesänderung werde er bald ins Parlament einbringen, sagte Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski kürzlich. Polen habe ein großes Problem seit dem jüngsten Ausbruch. „Ohne Abschuss schaffen wir es nicht“.

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