zum Hauptinhalt
Bundesminister Robert Habeck gibt Pressestatements.

© Imago/Bernd Elmenthaler

Update

Niedrigster CO₂-Ausstoß seit Jahrzehnten in Deutschland: Habeck freut sich – doch es gibt einen großen Haken

Deutschlands Ausstoß von Treibhausgasen ist einer Berechnung zufolge so niedrig wie zuletzt in den 1950er-Jahren. Das klingt jedoch besser, als es in Wirklichkeit ist.

Die CO₂-Emissionen in Deutschland sind im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. Mit 673 Millionen Tonnen fiel der Ausstoß um 46 Prozent niedriger aus als im Referenzjahr 1990, wie die Denkfabrik Agora Energiewende am Donnerstag mitteilte.

Das ist der niedrigste Stand seit den 1950er Jahren, 73 Millionen Tonnen weniger als 2022 und auch deutlich weniger als das Jahresziel für 2023 von 722 Millionen Tonnen, das sich aus dem Klimaschutzgesetz ergibt.

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich erfreut über die sinkenden CO₂-Emissionen in Deutschland. „Der Energiebereich liefert wirklich“, sagte Habeck am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk. Er drang aber auch auf mehr Geld für Investitionen in den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft.

Der Solarausbau „geht durch die Decke“ und auch bei Wind gingen die Genehmigungszahlen steil nach oben, sagte Habeck. Entsprechend werde nun weniger Kohle verbrannt.

Die Entwicklung geht den Experten der Denkfabrik zufolge maßgeblich auf einen „unerwartet starken Rückgang des Kohleverbrauchs“ wegen einer stark gesunkenen Stromnachfrage zurück.

Außerdem sei mehr Strom importiert worden, der zur Hälfte aus erneuerbaren Energien und zu einem Viertel aus Kernkraft stamme. „Gleichzeitig sanken die Emissionen zulasten der energieintensiven Industrie durch konjunktur- und krisenbedingte Produktionsrückgänge“, erklärte die Denkfabrik.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Rückgang der Treibhausgase nur bedingt von Dauer

Als gute Nachricht für den Klimaschutz werten die Experten diese vorläufige Auswertung jedoch nicht, denn nur rund 15 Prozent des reduzierten CO₂-Ausstoßes seien „dauerhafte“ Einsparungen. Der Großteil hingegen sei nicht nachhaltig: „Zum Beispiel könnten Emissionen konjunkturbedingt wieder steigen oder sich längerfristig Teile der Industrie ins Ausland verlagern.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Die Energiewirtschaft verzeichnete mit dem historischen Hoch bei den erneuerbaren Energien einen klimapolitischen Erfolg“, erklärte Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland.

Agora warnt vor Schwächung des Industriestandorts Deutschland

Die Schwäche der Industrie sei jedoch auch für das Klima nicht gut, wenn in der Folge der Industriestandort Deutschland leide und Emissionen lediglich verlagert würden. In den kritischen Bereichen Verkehr und Gebäude habe es zudem kaum Veränderungen gegeben, betonte Agora.

„Damit rissen die Sektoren ihre Klimaziele zum vierten beziehungsweise dritten Mal in Folge.“ Hier gebe es „strukturelle“ Probleme, die politisch adressiert werden müssten.

Im Gebäudesektor habe es mit dem Heizungsgesetz und dem Gesetz für die kommunale Wärmeplanung die nötige „politische Weichenstellung“ gegeben. Nun komme es „auf eine konsequente Umsetzung an“, erklärte Müller.

Beim Verkehr gebe es aber kaum Bewegung. Der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen sei weiterhin zu gering. Es brauche Anpassungen bei „Steuern, Abgaben und Subventionen rund um den Pkw“ sowie einen stärkeren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false