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App zum Taxi. Mytaxi Match verknüpft zwei Fahrten zu einer gemeinsamen – das soll jüngere Kunden ansprechen.

© Wolfram Kastl/dpa

Neues Bezahlmodell: Mytaxi will Taxi-Sharing in Berlin einführen

Mytaxi startet Anfang Mai seinen Sharing-Dienst in Berlin – und verspricht eine Halbierung des Preises.

Taxifahrten in Berlin dürften bald deutlich günstiger werden. Das mehrheitlich zu Daimler gehörende Unternehmen Mytaxi bringt seinen Sharing-Dienst Mytaxi Match auch in der Hauptstadt auf den Markt. „Voraussichtlich in der ersten Mai-Woche gehen wir in Berlin an den Start“, sagte Deutschland-Chef Alexander Mönch dem Tagesspiegel. „Senat und IHK haben grünes Licht gegeben.“ Gut 5000 der 8000 Taxis in Berlin sind über die Mytaxi-App buchbar – künftig wahlweise mit einer Funktion, die dazu beitragen soll, das etwas angestaubte Image der Branche zu verbessern.

Die erweiterte Funktion der Mytaxi- App wurde in Warschau und Hamburg erfolgreich getestet: Fahrgäste, die in eine ähnliche Richtung wollen, teilen sich dabei ein Taxi, indem die App ihre Fahrten verknüpft. Kleine Umwege müssen dabei in Kauf genommen werden, weil ein zweiter Fahrgast zusteigt. Das zahlt sich aber aus: „Der Fahrgast spart bei Mytaxi Match zwischen 30 und 50 Prozent pro Tour“, sagte Mönch. Die anfallenden Kosten werden entsprechend der gefahrenen Strecke unter den Fahrgästen aufgeteilt und bargeldlos beglichen; der Taxifahrer erhält – gemäß Tarifordnung – das gleiche Geld wie bei einer normalen Einzelfahrt und bestenfalls zwei Mal Trinkgeld.

Bucht ein Fahrgast mit der Match-Option, ohne dass ein zweiter Fahrgast gefunden wird, übernimmt Mytaxi in der Einführungsphase von drei Monaten die Hälfte des Fahrpreises mit einem Gutschein. „Ridesharing ist für die Taxibranche und für die Gesellschaft noch ungewohnt – wir subventionieren das Produkt deshalb zunächst, für den Fall, dass kein Match zustande kommt“, sagte Mönch. Setze sich das Modell durch, werde auch die Subventionierung zurückgefahren.

Jede zehnte Fahrt in Hamburg wird geteilt

Derzeit werden die 5000 Taxifahrer mit der Match-Funktion vertraut gemacht. Das Angebot zielt auf eine jüngere Kundschaft mit kleinem Geldbeutel, die sich in der Regel kein Taxi leistet. „Wir holen eine Zielgruppe ins Taxi, die es bislang nicht gab“, sagte Mönch. Optimistisch machen ihn die Erfahrungen aus Hamburg, wo Mytaxi Match seit drei Monaten am Markt ist. Zunächst seien auch viele Taxifahrer skeptisch gewesen. „Viele haben befürchtet, dass sich die Zahl ihrer Fahrten halbiert.“ Das sei aber nicht eingetreten – es gebe unter dem Strich mehr Fahrten, weil sich vor allem an den Wochenenden jüngere Partygänger ein Taxi teilten. „Besonders groß ist die Nachfrage über Mytaxi Match zwischen Donnerstag 17 Uhr und Sonntagfrüh um vier Uhr“, berichtet Mönch. „In Berlin wird das noch besser funktionieren.“ Allerdings steht das Tool, dessen Algorithmus Mytaxi selbst entwickelt hat, erst am Anfang. So wurden in Hamburg zehn Prozent aller über Mytaxi gebuchten Fahrten mit der neuen Match-Option bestellt, von denen sich wiederum jede fünfte auch tatsächlich zwei Fahrgäste teilten. „Das waren pro Abend ein paar Tausend Fahrten und mehr, als wir erwartet hatten“, versichert Mönch. Mytaxi hofft, künftig auch Geschäftskunden anzusprechen, vor allem bei Messen wenn Taxis knapp sind.

Mytaxi tritt in Berlin mit seinem Angebot gegen einige neue Wettbewerber an, die – meist in der Probephase – geteilte Mietwagen vermitteln. Auch der eigene Mehrheitseigentümer Daimler mischt hier mit, etwa als Anteilseigner von Clever Shuttle, an dem auch die Deutsche Bahn beteiligt ist, oder als Kooperationspartner der BVG beim Shuttle-Dienst „Berlkönig“. Der Ridesharing- Dienst Allygator des Start-ups Door-2-Door arbeitet seit einem Monat mit dem ADAC zusammen: „Im ersten Monat der Kooperation haben wir knapp 7000 Personen mitgenommen. Dabei wurden über Dreiviertel der Fahrten geteilt“, sagt ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller.

Mytaxi Match wird nach Angaben von Alexander Mönch in einem Geschäftsgebiet innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings möglich sein, sowie für Fahrten zum Flughafen Tegel. „Vielleicht bieten wir auch Matches zum Flughafen Schönefeld an.“ Entschieden ist dies aber noch nicht. Noch in diesem Jahr will Mytaxi mit der Match-Option auch in München starten, weitere Städte wie Düsseldorf, Frankfurt am Main oder Stuttgart sollen folgen.

Elf Millionen Fahrten über Mytaxi

Mytaxi wurde 2009 gegründet, ist in elf europäischen Ländern vertreten und nach eigenen Angaben Marktführer in Europa. Elf Millionen Fahrten wurden 2017 über die App gebucht, die 120 000 Taxifahrer nutzen – davon 18 000 hierzulande. „Deutschland ist ein sehr schnell wachsender Markt für uns“, sagte Deutschland-Chef Mönch. Er hofft, dass sich die Gesetze im „hochregulierten Taxi-Land“ in dieser Legislaturperiode lockern. „Die Städte wollen und müssen in Zeiten von Stickoxidbelastung und Fahrverboten neue Dinge ausprobieren – die Taxi-Branche ist schon da und Teil der Lösung.“ Doch es gebe viele bürokratische Hürden, mehr als 800 verschiedene Taxi-Konzessionsgebiete, die Tarifpflicht sowie regionale Tarifordnungen.

Mönch erwartet, dass die neue Regierung auch das Personenbeförderungsgesetz, das die Bewegungsfreiheit der Taxi- Konkurrenten noch massiv einschränkt, 2019 lockert. Dann kommt der Wettbewerb in Schwung. Mönch warnt: „Wir müssen aufpassen, dass die Deregulierung nicht so weit geht, dass die gesamte Taxi-Branche Schaden nimmt.“

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