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Neuer Eigentümer: Rosenthal wird italienisch

Der Besteckhersteller Sambonet Paderno übernimmt die Firma mit allen Mitarbeitern und Werken – und will investieren.

München - Die fränkische Porzellanfirma Rosenthal hat einen neuen Eigentümer. „Rosenthal ist gerettet“, verkündete der Insolvenzverwalter Volker Böhm am Montag nach monatelangen Verhandlungen. Der Besteckhersteller Sambonet Paderno aus dem Piemont übernimmt das insolvente Unternehmen inklusive aller 1200 Beschäftigten, der Markenrechte, Patente und Werke. Was die Italiener für Rosenthal zahlen, sagte Böhm nicht. In Branchenkreisen hieß es, der Kaufpreis habe 33 Millionen Euro betragen.

Beim Personal herrschte am Montag große Erleichterung. Sambonet sei der Wunschpartner der Belegschaft, sagte Betriebsratschefin Marianne Wopperer. Das edle Besteck von Sambonet und das edle Porzellan von Rosenthal würden sich perfekt ergänzen. „Das kann gut gehen“, meinte auch Betriebsrat Jörg Bauriedel – trotz der bestehenden Größenunterschiede. Rosenthal ist mit zuletzt 163 Millionen Euro Jahresumsatz mehr als doppelt so groß wie der neue Mutterkonzern, der voriges Jahr 67 Millionen Euro umsetzte. Die Stimmung bei den verbliebenen rund 1000 Beschäftigten in Deutschland sei nun wieder gut und optimistisch. „Zugehörigkeit zu einem Großkonzern ist nicht automatisch ein Schlüssel zum Erfolg“, sagte Böhm und sprach von der Chance für einen Neuanfang im oberfränkischen Selb, wo Rosenthal beheimatet ist. Sambonet habe schon in Italien erfolgreich Pleitefirmen saniert und dabei „gezeigt, dass sie es können“. Die Italiener hätten zudem zugesagt, eine beträchtliche Summe in den immer noch größten deutschen Porzellanhersteller zu investieren.

Für eine echte Trendwende und eine Integration von Rosenthal in den neuen Mutterkonzern sei gleichwohl noch viel Arbeit nötig, warnte Sambonet-Chef Pierluigi Coppo. Er sieht für das Duo, das die Kunden künftig mit Porzellan, Besteck und Küchenzubehör gemeinsam ausstatten will, strategische Perspektiven und Synergien. „Beide sind ausgerichtet auf Design, Innovation, Qualität und Kunden, mit einer Marken- und Produktpalette, die einzigartig in der Branche ist“, findet der Manager. Die Sambonet-Gruppe fertigt außer Besteck auch Edelstahltöpfe.

Perfekt wurde der Verkauf an die Italiener durch die Zustimmung des Rosenthal-Hauptgläubigers, der Bank of America (BoA). An das US-Institut waren unter anderem die Rosenthal-Markenrechte verpfändet, die jetzt durch den Kaufpreis ausgelöst wurden. Dieser fließe zu einem großen Teil an die BoA, sagte Böhm. Der Käufer Sambonet sei profitabel und kerngesund, so gut wie schuldenfrei und finanzstark genug, um die Oberfranken in eine neue Zukunft zu führen. „Rosenthal hat jetzt einen guten Partner“, findet Böhm.

Um die Finanzierung des Geschäfts war lange gerungen worden. Die nötigen Kredite stellen Commerzbank und BayernLB, abgesichert durch eine Bürgschaft der bayerischen Förderbank LfA, zur Verfügung. Im Umfang von etwa fünf Millionen Euro gibt es dem Vernehmen nach zudem bayerische Fördermittel.

Die neuen Eigner aus dem Piemont sollen nun schaffen, was Rosenthal im Alleingang und als Teil der irischen Gruppe Waterford Wedgewood jahrelang versagt blieb. Den Italienern werden gute Kontakte in die Gastronomie nachgesagt. Coppo wiederum vertraut auf die Vertriebsstärke der deutschen Rosenthal Studio-Häuser. Neuer Rosenthal-Chef wird nach dem Rückzug des glücklosen Ottmar Küsel ein Manager aus Italien, hat die Belegschaft erfahren.

Insolvenzverwalter Böhm rechnet bereits im laufenden Jahr wieder mit einem ausgeglichenen Ergebnis für Rosenthal – nach einem Verlust von 23 Millionen Euro 2008. In einigen Geschäftsfeldern gebe es leichtes Wachstum. Um die jahrelange Talfahrt zu stoppen, hatte Böhm vor kurzem noch 300 Stellen gestrichen und die 6000 Produkte umfassende Angebotspalette um ein Fünftel verkleinert. Was die Übernahme im Detail für die Traditionsfirma und ihre Beschäftigten bedeutet, wollen Insolvenzverwalter und neue Eigner am heutigen Dienstag bei einer Betriebsversammlung mitteilen.

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