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Die Bemühungen um die 35-Stunden-Woche haben die Metaller im Osten zwei Jahrzehnte beschäftigt.

© PNN/Sebastian Gabsch

Neuer Bezirkschef: Ein Niedersachse leitet die IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen

Keine Frau und kein Ostdeutscher: Der Bezirk Berlin, Brandenburg, Sachsen wird künftig von einem Wolfsburger geleitet. Alle Bezirke werden damit von Männern geführt.

Also wieder ein Niedersachse. Dirk Schulze, derzeit Chef der IG Metall in Hannover, führt künftig den aus Sachsen, Brandenburg und Berlin bestehenden ostdeutschen Bezirk der IG Metall. Die Bemühungen, eine Frau zu finden, idealerweise aus Ostdeutschland, waren erfolglos. Bereits vor 20 Jahren, als der Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche in den ostdeutschen Bundesländern verloren wurde und die IG Metall in eine Krise stürzen ließ, hatte mit Olivier Höbel ein Niedersachse die Leitung des Bezirks übernommen. Entnervt von der unendlichen Auseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche war Höbel Anfang 2020 abgetreten.

Seitdem haben sich drei Spitzenkräfte in dem ostdeutschen Bezirk versucht. Kommissarisch führte Stefan Schaumburg ein paar Monate den Bezirk, bis mit Birgit Dietze im Oktober 2020 erstmals eine Frau die Leitung übernahm. Doch nicht einmal zwei Jahre später gab Dietze auf, entnervt von den ständigen Reibereien mit den Bevollmächtigten der Gewerkschaft. Die IG Metall ist in sieben Bezirke und rund 150 Verwaltungsstellen organisiert. Im Bezirk Berlin, Brandenburg, Sachsen, gibt es elf dieser Verwaltungsstellen, darunter Berlin und Zwickau, wo der Autobauer VW ein großes Werk betreibt.

Nach Dietze leitete Irene Schulz den Bezirk, ebenfalls nur kommissarisch und begrenzt bis zum 30. April. Am Dienstag ernannte der Vorstand der IG Metall den 52-jährigen Schulze zum Bezirksleiter.

Die größte deutsche Gewerkschaft stellt sich damit ein Armutszeugnis aus: Alle sieben Bezirke werden von Männern geführt, und es gibt offenbar niemanden in Ostdeutschland, der den ostdeutschen Bezirk führen könnte. Der Berliner IG-Metall-Chef Jan Otto hätte es gerne gemacht, doch gegen ihn wie auch gegen andere Bevollmächtigte aus Brandenburg oder Sachsen gab es intern Vorbehalte.

Dirk Schulze war bislang Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Hannover.
Dirk Schulze war bislang Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Hannover.

© IG Metall

„Bei allen Herausforderungen haben wir hier in der Region große Chancen, mit unserer IG Metall Tarifbindung und Mitbestimmung zu stärken und für mehr gute Arbeit zu sorgen“, ließ sich Schulze in einer Mitteilung der IG Metall zitieren. Der gebürtige Wolfsburger hat bei VW Industriekaufmann gelernt und dann Arbeitswissenschaft studiert. Schulze ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. In Berlin, Brandenburg und Sachsen vertritt er nun die Interessen von knapp 145.000 Mitgliedern, bundesweit organisieren sich 2,15 Millionen Beschäftigte in der IG Metall.

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