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Viele pendeln zu Arbeit in die Stadt - ein Risikofaktor.

© picture alliance / dpa/ Bernd Settnik

Neue Untersuchung des DIW Berlin: Berufspendler spielen große Rolle bei Verbreitung des Coronavirus

Homeoffice hilft: Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben Pendler besonders stark zur Verbreitung des Virus beigetragen.

In den ersten Märzwochen konnte sich das Coronavirus in Deutschland rasant verbreiten. Dabei haben wohl interregionale Pendlerbewegungen eine große Rolle gespielt. Das haben Forscher des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer am Montag veröffentlichten Studie herausgefunden.

Der Volkswirt Andreas Mense und Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik am DIW Berlin, haben in der Studie die Faktoren Wetter, Bevölkerungsdichte und Pendlerverflechtungen auf Grundlage eines statistischen Modells empirisch untersucht.

Zahlen des Robert-Koch-Instituts hätten gezeigt, dass das Infektionsgeschehen in Deutschland bis Ende Februar noch auf wenige Kreise beschränkt war. Innerhalb der nächsten zwei Wochen hat sich das Virus dann im ganzen Land verbreitet. Dabei waren insbesondere Ballungsräume, aber auch die Gebiete im Umland der Städte betroffen, die „klassischen Pendlereinzugsgebiete“.

Wirtschaftliche Zentren als Inkubatoren

Die Forscher stellten deshalb die Vermutung auf, dass Berufspendler das Virus von ihrem Arbeitsplatz an ihren Wohnort bringen und dort andere Menschen anstecken könnten. Diese könnten das Virus wiederum an ihren Arbeitsplatz weitertragen. Wirtschaftliche Zentren könnten also als Inkubatoren wirken und das nicht nur, weil sich in dich bevölkerten Städten die Abstandsregeln schwerer einhalten lassen, sondern „aufgrund der engmaschigen Verbindung zu einer Vielzahl anderer Orte“.

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Die Ergebnisse der Berechnungen zeigen, dass Pendlerverflechtungen in den ersten drei Märzwochen einen großen Einfluss auf die Infektionsdynamik in Deutschland hatten.  „Kommt es in einem Landkreis zu vermehrten Corona-Fällen, dann ist dies in der folgenden Woche in eng verflochtenen anderen Regionen ebenfalls der Fall.“

Homeoffice wirksamer als Schließung von Geschäften

Insbesondere in der Kalenderwoche 12 seien die durch Pendlerverflechtungen entstehenden Infektionen für den größten Teil der neuen Fälle verantwortlich. Zuvor hätte sich das Virus auf fast alle Landkreise ausbreiten können, was dann zu „immensen Wechselwirkungen zwischen den Kreisen“ durch Pendlerbewegungen führen konnte. „Die Verbreitung des Virus im Raum kann daher vor allem durch geringere Pendlerbewegungen eingeschränkt werden“, schließen die Forscher aus ihren Berechnungen.

[Verfolgen Sie alle neuen Entwicklungen zum Coronavirus in unserem Liveblogs zum Virus weltweit und zum Virus in Berlin.]

Auswertungen von Aufenthaltsorten nach Mobilfunkzellen zeigen, dass die Pendlerbewegungen und Verflechtungen ab der 12. Kalenderwoche, mit Einführung der Corona-Maßnahmen, deutlich geringer wurden.

Mense und Michelsen weisen darauf hin, dass insbesondere das Pendeln zum Arbeitsplatz das Infektionsgeschehen beeinflusst. Pendlerbewegungen kämen sehr viel häufiger vor als Besuche in der Stadt zum Einkaufen, außerdem seien die Kontakte in einem Geschäft sehr viel flüchtiger als in einem Büro. Die Einführung des Homeoffice sei deshalb eine wichtigere Maßnahme als das Schließen von Geschäften, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

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