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Prognose: In diesem Jahr werden in Deutschland mehr als neun Millionen Flachbildfernseher verkauft.

© AFP

Neue Frequenzen für mobiles Internet: Millionen TV-Empfänger müssen ersetzt werden

Um im Frequenzband Platz für schnelles mobiles Internet zu schaffen, wird der Wechsel von DVB-T zu DVB-T2 bereits in drei Jahren erfolgen. Die alten Empfänger werden wertlos. Der soziale Aspekt wurde dabei bislang vernachlässigt.

Berlin – Jeder zehnte Fernsehhaushalt muss in drei Jahren ein weiteres Mal neue Technik anschaffen. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch beschlossen, ein Frequenzband, das bislang vom digitalen Antennenfernsehen DVB-T genutzt wird, für das mobile Internet zur Verfügung zu stellen. Bis 2018 soll es dadurch flächendeckend in Deutschland schnelles Internet geben. Aus der Versteigerung der Nutzungsrechte für die Frequenzen erwartet Infrastrukturminister Alexander Dobrindt einen Milliardenbetrag, der nach Abzug von Umstellungskosten für den Breitbandausbau reserviert werden soll.

DVB-T läuft spätestens 2018 aus

Mit der Entscheidung läutet die Bundesregierung aber zugleich den Abschied von der ersten Version des digitalen Antennenfernsehens (DVB-T) ein, da der neue Standard nicht mit der Vorgängerversion kompatibel ist. Wer bislang das TV-Signal über DVB-T empfangen hat, muss dann einen neuen Decoder für DVB-T2 anschaffen oder auf Satellit, Kabel oder Internet umsteigen.

Die Region Berlin-Brandenburg ist von dieser Entscheidung besonders betroffen. Nirgends in Deutschland schauen mehr Menschen über DVB-T fern als hier. Die Quote liegt bei 17,3 Prozent. Bundesweit wird in jedem zehnten Haushalt DVB-T für das Hauptfernsehgerät genutzt. „Was bei der Entscheidung offensichtlich nicht berücksichtigt wurde, sind die Folgen für sozial schwache Bürger“, bemängelt Georg Steinhoff vom Sozialverband VdK Berlin-Brandenburg. Nach Angaben des Verbandes, der bundesweit 1,7 Millionen Mitglieder hat, betrifft die Entscheidung in Berlin 600 000 Haushalte. „Insbesondere behinderte Menschen, die die eigene Wohnung nicht verlassen können, sind hiervon betroffen.“ Für diese Personengruppen müssten die öffentlichen Finanzierungsträger einen materiellen Ausgleich bereitstellen, so der VdK.

Die Industrie wartet auf den Startschuss der Politik

Die Industrie ist hingegen auf den Wechsel vorbereitet: „Die Hersteller warten nur noch auf die Entscheidung, danach wird es nicht mehr lange dauern, bis die Geräte zur Verfügung stehen“, sagte Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), die in Berlin die Internationale Funkausstellung Ifa veranstaltet. Der Kabinettsbeschluss sei eine Entscheidung in Richtung Zukunft, da der alte Standard ohne HD-Empfang auf Dauer nicht mehr attraktiv wäre. DVB-T2 bietet zudem mehr Programmvielfalt und erlaubt einen besseren mobilen Empfang. Allerdings werden die Dekoder für den neuen DVB-T2-Standard anfangs teurer sein als die derzeitigen Empfänger, für die um die 50 Euro gezahlt werden müssen. „Die Mehrkosten werden jedoch nicht exorbitant sein und sich in relativ kurzer Zeit auf das derzeitige Niveau einpegeln“, meint Stehle. In Österreich läuft das neue Antennenfernsehen bereits seit dem vergangenen Jahr. Kurt Sagatz

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