zum Hauptinhalt
Kein Durchkommen: Die Bahn modernisiert zahlreiche Abschnitte ihres Streckennetzes.

© dpa

Neue Baustellen ausgerechnet zur Ferienzeit: Für Bahnfahrer könnte der Winter-Urlaub stressig werden

Auf vielen Bahnstrecken wird es zum Ferienbeginn neue Baustellen geben. Fahrgastverbände kritisieren die Informationspolitik des Bahn-Konzerns.

Fred Winzer ist überzeugter Bahnfahrer. Der Berliner, der in Wirklichkeit anders heißt, freut sich mit seiner Frau auf den Winterurlaub in den Alpen. Zum Start der Schulferien am Wochenende soll es losgehen. Die Tickets hat das Paar schon lange gebucht. Denn Winzer weiß aus Erfahrung: „Viele Züge nach München sind zum Ferienstart schon Monate im Voraus reserviert.“

Am vergangenen Sonntag wurde die Ferienfreude getrübt. Da bekam Winzer per Mail einen Verspätungsalarm der Deutschen Bahn für seine Verbindung am 2.Februar um 8.47 Uhr mit dem ICE 505 nach München und weiter nach Österreich. „Mit einiger Mühe gelang es mir, herauszufinden, dass wegen einer Baustelle alle Fernzüge 90 Minuten länger nach München brauchen", sagt er.

Damit würde Winzer seinen Anschlusszug in die Alpen verpassen. Er fährt ins DB-Reisezentrum. Die Auskunft dort: Die Bauarbeiten in Oberfranken an der ICE-Hauptstrecke seien zwar seit Monaten im System registriert. Doch Kunden, die bereits Fahrkarten gekauft haben, seien erst jetzt informiert worden. Der Mitarbeiter habe auch gesagt, so Winzer, „dass er sich auf ein ganz großes Chaos am nächsten Wochenende einstellt“.

Verspätungsalarm unterschlägt nützliche Infos

Beim Fahrgastverband Pro Bahn haben sich DB-Kunden gemeldet, deren Reisezeit in den Skiurlaub sich deutlich verlängern wird. Der Landesvorsitzende Peter Cornelius hat sich die Fälle angeschaut und kritisiert die Informationspolitik des Staatskonzerns. Die Mitteilung zu den längeren Fahrzeiten und der Umleitung über Würzburg sei zu spät gekommen.

Zudem fehlten im Verspätungsalarm nützliche Infos zu alternativen Verbindungen – zum Beispiel zur Frage, ob man früher in Berlin losfahren sollte, um den gebuchten Anschluss in München zu erreichen. „Hier brauche ich dann schon Fahrgast-Abitur, um das auf bahn.de herauszufinden“, sagt Cornelius. Meist bleibe zur Umbuchung nur der Gang ins nächste Reisezentrum, auch um zu klären, ob gekaufte Spartickets und Reservierungen noch gelten.

„Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Kunden“, erklärt ein Sprecher der Bahn. Zum Ferienstart werde man „an den Berliner Fernbahnhöfen zusätzliche Service-Mitarbeiter einsetzen“, die Kunden auf Alternativen hinweisen sollen, wenn Züge stark ausgelastet sind. Wenn bei Verspätungen von 20 Minuten und mehr der Anschlusszug nicht erreicht wird, wird die Zugbindung aufgehoben. „Kunden können dann flexibel jeden beliebigen Zug nehmen“, sagt der Sprecher. Das gelte auch für Züge ins Ausland. Zudem können die Mitarbeiter im Zug nach eigenem Ermessen und „bei extrem hoher Auslastung“ den Bereich der 1. Klasse für Reisende der 2. Klasse öffnen.

Warum gerade in den Winterferien?

Warum die Bauarbeiten in Oberfranken ausgerechnet mit den Berliner Winterferien starten, bleibt offen. Das ärgert DB-Kunden ebenso wie die Tatsache, dass der Konzern seine ICE-Rennstrecke Berlin-München noch mit den attraktiven Fahrzeiten von rund vier Stunden bewirbt. Nun aber brauchen die Züge vom 31. Januar bis zum 6. Februar 90 Minuten länger. Wer sich auf das Versprechen verlassen und deshalb Tickets gekauft hat, kann sich hinters Licht geführt fühlen.

Daher empfiehlt es sich für Bahnreisende immer, die Hinweise in den Buchungssystem auf Baustellen zu beachten. Umso mehr, da das überalterte und teils marode Schienennetz in diesem Jahrzehnt mit dreistelligem Milliardenaufwand modernisiert und ausgebaut werden soll. Im Kern eine sehr gute Nachricht, die allerdings schon jetzt täglich bis zu 1000 Baustellen und mehr bundesweit bedeutet und Reisenden noch viel Geduld abverlangen wird.

Wie in Hallstadt an der Schnellstrecke Berlin-München, wo bei laufendem Zugverkehr zwischen Nürnberg und Ebensfeld viergleisig ausgebaut wird, um künftig Tempo 230 fahren zu können. Deshalb werden die Züge komplett über Würzburg umgeleitet.

Für Fred Winzer bleibt die Bauplanung der DB zum Ferienstart unverständlich: „Da scheint man keine Rücksicht auf die Kunden genommen zu haben.“ Es sei doch absehbar, dass dadurch „das nächste Wochenende für alle Beteiligten, Reisende, Zugpersonal, Bahnhofs- und Schaltermitarbeiter extrem unfreundlich werden wird“. Deshalb hält es der Bahnkunde für nötig, „möglichst viele Berliner zu warnen“. Seine Frau und er haben vorgesorgt und umgeplant. Das Paar fährt nun schon einen Tag früher nach München und leistet sich dort eine Übernachtung. Am Sonntag soll es dann pünktlich und bequem mit dem reservierten Anschlusszug weiter in die Berge Österreichs gehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false