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Der neue Steve Jobs. Elon Musk, Tesla- Chef und Visionär.

© Sebastian Gabsch/PNN

Neuankündigung von Tesla erwartet: Wie realistisch sind die Spekulationen um Elon Musks "Battery Day"?

Wie einst auf Steve Jobs Keynotes wartet die Tech-Welt gespannt auf Musks Ankündigungen an seinem Battery Day heute. Experten ordnen die Spekulationen ein.

Die Nervosität ist so groß, wie wenn früher Apple ein neues iPhone vorgestellt hat. Den Kultstatus von Steve Jobs hat heute Elon Musk. Und dass der Tesla-Chef seinen sogenannten Battery Day um genau eine Woche auf den heutigen Dienstag verschoben hat, erhöht die Spannung nur noch weiter. In seiner ihm eigenen Art hat Musk auf Twitter „viel Aufregendes“ angekündigt.

Seine Breaking News soll der Tesla-Gründer bei einem Rundgang durch das Werk in Fremont verkünden. In der Giga-Fabrik in Nevada stellt der E-Auto-Pionier Batterien in Zusammenarbeit mit Panasonic her. Doch wie bahnbrechend werden die News sein?

Im Vorfeld laufen die Spekulationen heiß. Über Autos mit einer garantierten Laufleistung des Akkus von einer Million Meilen (1,6 Millionen Kilometer) hatte Musk selbst schon Andeutungen gemacht. Eine verbindliche Ankündigung wäre interessant für den Markt, würde sie doch das Argument entkräften, die Batterien würden in ihrer Leistung bald nachlassen. Zwar gibt es schon heute Teslas, die über 400.000 Kilometer mit dem ersten Akku geschafft haben, aber das wissen viele potenzielle Kunden nicht. Da wäre eine Garantie von einer Million Kilometer oder gar Meilen eine Ansage.

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Wer arbeitet künftig mit Tesla zusammen?

Auch zur Energiedichte der verbauten Batteriezellen könnte Musk sich äußern. Im Sommer hatte er getwittert, 400 Wattstunden pro Kilogramm (Wh/kg) seien nicht mehr weit entfernt. Heute liegen die von Tesla im Model 3 verbauten Zellen von Panasonic bei rund 260 Wh/kg. Die 400 Wh/kg werde es „wahrscheinlich in drei bis vier Jahren“ geben, schränkte Musk ein. Er sprach von in Massenproduktion hergestellten Akkus, die viele Ladezyklen überstehen – im realen Leben, nicht nur im Labor. Die Erwartungen, dass es bald eine „Super-Batterie“ geben wird, hat der Tesla-Chef aber selbst gedämpft.

Vielleicht gibt es Neuigkeiten zur Batterieforschungs- und -produktionsanlage in Kalifornien, die Musk nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters vorantreibt. Und unter dem Namen „Road- runner“ will Tesla nach einem Ausbau seines Werks in Fremont eigene Autobatterien herstellen. Bisher läuft das in Kooperation mit Panasonic. Mittlerweile gehören aber auch LG Chem aus Südkorea und CATL aus China zu Teslas Lieferanten.

Kein Geheimnis ist, dass CATL die Tesla-Gigafactory in China mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen beliefern wird. Diese sind sowohl billiger als auch haltbarer als die gängigen Lithium-Ionen-Zellen. Sie schaffen 10.000 Ladezyklen, für Lithium-Ionen-Zellen sind schon 2500 Zyklen ein sehr guter Wert. Zudem brauchen Lithium-Eisenphosphat-Zellen kein Kobalt. Ihr Nachteil ist die etwa ein Fünftel niedrigere Energiedichte. Deshalb sollen sie zunächst nur in das Model 3 mit der Standardreichweite eingebaut werden.

Die Spekulationen im Fakten-Check

Doch wie schätzen nun deutsche Experten, die nicht von Elon Musks Aura geblendet sind, seine möglichen nächsten Schritte ein?

Die 10.000 Ladezyklen der Lithium-Eisenphosphat-Zellen kann Batterieforscherin Margret Wohlfahrt-Mehrens vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sofort bestätigen. Sie sagt schon seit Jahren, dass diese robusten Zellen dort eine Chance haben, wo Gewicht und Bauraum nicht ganz so entscheidend sind. Da die Zellen inhärent sehr sicher sind, kann bei den Teilen rund um die Zelle Technik und damit Gewicht gespart werden, was die Gesamtbilanz des Systems wieder etwas verbessert.

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Auch die eine Million Meilen mit einem Akku – gleich mit welcher Zellchemie – hält die Forscherin für „prinzipiell machbar“. Sie sagt: „Es kommt darauf an, wie ich fahre, wie oft ich schnelllade. Außerdem geht es um die Auslegung des Gesamtsystems, um das Batterie- und Thermomanagement. Damit kann ich die Zelle vor schädigenden Einflüssen schützen.“

"Man muss sich schon sehr strecken"

Michael Clauss arbeitet beim weltweit tätigen Entwicklungsdienstleister IAV und nennt sich Technical Consultant und Battery Innovation Manager. Er hat jeden Tag mit Autoherstellern zu tun. Akkus mit einer Laufleistung von einer Million Kilometer oder auch Meilen könnte man schon heute bauen, sagt er. Sinnvoll wäre das zum Beispiel für Lkw oder Busse. Im Pkw werde es aber sicherlich noch einige Jahre dauern – zumindest in der Breite. Toyota garantiert bereits eine Million Kilometer für die Batterie des Lexus UX300e.

Auch die von Musk angekündigten 400 Wattstunden Energiedichte in drei bis vier Jahren seien zu schaffen, doch dafür müsse er „sich schon strecken“. Um dahin zu kommen, so Clauss, sei mehr Silizium in der Anode nötig, außerdem neue Elektrolyte und Separatoren in der Zelle.

Für einen wichtigen strategischen Schritt hält es der Batterieexperte, dass Tesla das US-Unternehmen Maxwell gekauft hat. Das ist nicht nur bekannt als Hersteller von sogenannten Supercaps, einer besonderen Gattung von Stromspeichern. Maxwell ist auch ein Spezialist für Trockenbeschichtung. „Dadurch kann man sehr dicke Elektroden fertigen“, sagt Clauss. So könne man eine höhere Energiedichte der Zelle erzielen.

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