zum Hauptinhalt
Elinor Ostrom liebte bunte Blusen. Bei der Nobelpreisverleihung 2009 trug sie ein bodenlanges buntgewirktes Kleid und hob sich damit genauso von der grauen Ökonomie ab wie mit ihrem Forschungsgegenstand, den Gemeinschaftsgütern.

© Reuters

Nachruf: Ökonomin Elinor Ostrom gestorben

Die Allmende-Forscherin erhielt 2009 als erste Frau überhaupt den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Elinor Ostrom war Expertin für das Vertrauen. Also etwas, was seit der Finanzkrise 2008 in der Wirtschaft kaum noch zu finden ist. Die erste weibliche Wirtschaftsnobelpreisträgerin aus den USA erforschte Gemeinschaftsgüter. In Fallstudien über die gemeinsame Nutzung von Viehweiden, Bewässerungssystemen oder Fischgründen zeigte sie, dass es „viel mehr Beispiele für eine nachhaltige und auf sehr lange Zeit gelungene Gemeinschaftsnutzung von Gütern gibt als gegenteilige Beispiele“. Es sei möglich zu verhindern, dass jeder zuerst an sich selbst denke.

Was diese „gelungenen Nutzungskonzepte“ alle gemeinsam haben, sind nach Ostroms Einschätzung einige Grundprinzipien: „Die Regeln für die Bewirtschaftung der Gemeinschaftsgüter müssen von allen Beteiligten gemeinsam bestimmt werden. Sie müssen klar sein. Sie müssen überwacht werden und Verstöße müssen schnell geahndet werden.“ Die Strafen könnten „durchaus mild sein“.

Elinor Ostrom war aber auch eine sehr ungeduldige Person. „Ich werde ganz rasend, wenn ich mir vorstelle, dass wir nicht sofort handeln“, sagte sie 2010 in einem Interview mit dem Tagesspiegel über den Klimaschutz. Anstatt auf ein globales Abkommen zu warten, plädierte sie dafür, „experimentelle Erfahrungen mit dem Klimaschutz“ zu sammeln, um vorbereitet zu sein, wenn es irgendwann doch einen Durchbruch geben sollte.

Ostrom bekam den Wirtschaftsnobelpreis 2009 gemeinsam mit dem Transaktionsforscher Oliver Williamson. Sie lehrte Politikwissenschaften an der Indiana University in Bloomington. Das Nobel-Komitee begründete den Preis an Ostrom und Williamson auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit den Worten, ihre Arbeit „lehrt uns Neues über die tiefen Zusammenhänge, die die Kooperation in der Gesellschaft am Leben erhalten“. Ostrom galt als bescheidene, gewissenhafte Forscherin. Am Dienstag ist sie mit 78 Jahren an Krebs gestorben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false