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Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, bei einem Musterprozess zur Dieselaffäre im Februar.

© dpa/Julian Stratenschulte/Archiv

Früherer VW-Chef in Dieselaffäre angeklagt: Gericht bündelt Verfahren gegen Winterkorn – und nennt Zeitplan

Verdacht auf Betrug, Falschaussage und Marktmanipulation – der ehemalige VW-Boss soll Dieseltricks beim Autobauer bewusst vertuscht haben. Ab September sitzt er auf der Anklagebank.

Im Skandal um manipulierte Dieselmotoren hat das zuständige Gericht die beiden Strafverfahren gegen den früheren VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn gebündelt. Die Hauptverhandlung soll am 3. September beginnen, erklärte das Landgericht Braunschweig am Freitag.

Die 16. Wirtschaftsstrafkammer plane derzeit mit 89 Terminen bis September 2025. In dem Verfahren gegen den zum geplanten Start 77 Jahre alten Winterkorn wird es um den Verdacht des Betrugs, der Falschaussage und der Marktmanipulation gehen.

Das Landgericht hatte das Verfahren wegen Marktmanipulation im Dezember auf Antrag der Staatsanwaltschaft wieder aufgenommen. Vor etwa einem Monat hatte der Ex-Chef von Volkswagen eine strafrechtliche Verantwortung für die Abgasmanipulationen zurückgewiesen.

„Ich halte diese Vorwürfe für unzutreffend“, sagte Winterkorn im Februar als Zeuge im milliardenschweren Zivilverfahren von Investoren vor dem Oberlandesgericht Braunschweig.

Die Anklage wirft Winterkorn vor, Anleger bewusst nicht über den Einbau einer unzulässigen Abschalteinrichtung in VW-Dieselmotoren informiert zu haben - obwohl er dazu nach dem Wertpapierhandelsgesetz verpflichtet gewesen wäre.

Das Verfahren war 2021 zunächst unter Verweis auf das laufende Verfahren wegen Betrugs eingestellt worden. Da Winterkorn wegen des Vorwurfs des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs ohnehin mit einer hohen Strafe rechnen müsse, falle das Manipulationsverfahren nicht ins Gewicht, hatte das Gericht damals argumentiert. Nun soll er sich doch wegen der beiden Vorwürfe verantworten. 

„Wäre mir ein vollständiges Bild von den internen Vorgängen in den verantwortlichen Fachabteilungen vermittelt worden, hätte ich nicht gezögert, die Vorgänge direkt anzugehen und aufzuklären“, sagte Winterkorn im Februar.

Die Dieselaffäre bei Volkswagen kostete Winterkorn Ende September 2015 den Chefsessel beim Wolfsburger Autobauer. Der Topmanager trat zurück, wollte dies aber keinesfalls als Eingeständnis einer Mitschuld verstanden wissen. Er beteuerte, vor dem Bekanntwerden des Skandals nichts von illegalem Tun gewusst zu haben. (dpa, AFP, Reuters)

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