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Oliver Blume (l.) vor Beginn der außerordentlichen Hauptversammlung

© dpa / Carsten Koall

100-Tage-Bilanz des VW-Chefs: Blume muss liefern – auch als Politiker

Rückstand rasch aufholen, Rendite und Nachhaltigkeit im Blick haben: Oliver Blume hat bei VW zwar einiges angestoßen. Doch Manager sein allein wird nicht reichen.

Ein Kommentar von Henrik Mortsiefer

Oliver Blume spricht gerne von „Schrittfolgen”, wenn er die Umsetzung seines Plans beschreibt. Seit gut 100 Tagen ist der neue Vorstandsvorsitzende von Volkswagen im Amt und es bedurfte schon einiger Schritte, um gleich beim Start aufzuräumen, was sein Vorgänger Herbert Diess hinterlassen hat. Es gebe viel zu tun, heißt es.

VW ist technologisch nicht so schnell vorangekommen, wie geplant. Vor allem die Software ist eine große Baustelle. Der Riesenkonzern ist zu träge. Der interne Wettbewerb der vielen Marken schafft kaum Synergien, sondern bremst die Transformation. Der Anspruch, mehr selbst zu machen, um gegen die Tech-Konzerne zu bestehen, war zu groß.

So einfach kann es sich der Neue nicht machen

Henrik Mortsiefer, Redakteur im „Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility”

Am Freitag erläuterte Blume den Aktionärinnen und Aktionären des Unternehmens in Berlin, was er sich vorgenommen hat für den größten Autobauer Europas. Schnell wird klar, dass er schon mitten in der Ausführung seines Zehn-Punkte-Programm steckt: Entscheidungen werden zügig getroffen (auch personell), die Produkte sollen im Zentrum stehen, technologischer Rückstand rasch aufgeholt und Rendite und Nachhaltigkeit im Gleichgewicht gehalten werden. Investitionen werden anders verteilt, neue Partnerschaften eingefädelt.

Volkswagen ist Teil des öffentlichen Diskurses

Henrik Mortsiefer, Redakteur im „Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility”

In Schrittfolgen, versteht sich. Das klingt nach Bodenhaftung, nach Umsetzung. Vor allem die Umsetzung war die größte Schwäche von Diess, so hört man überall. Einsam sei es um den Ex-CEO zuletzt geworden. Viele Ideen habe er gehabt, aber zu wenig Verbündete und zu wenig Durchsetzungskraft. Blume will liefern.

Der 54-Jährige ist ein Pragmatiker, Diess war ein Politiker. Mit einer vergleichbaren Agenda ist der neue VW-Chef noch nicht aufgefallen, Politik, so scheint es, liegt ihm nicht. So einfach kann es sich der Neue aber nicht machen. Volkswagen ist Teil des öffentlichen Diskurses. Diess hat das erkannt und war bereit, in einer für einen Automanager unkonventionellen, progressiven Art über die Verkehrswende mitzudiskutieren und zu streiten. Blume muss in keine Talk-Show. Aber es würde etwas fehlen, wenn er den Gesprächsfaden abreißen ließe, den sein Vorgänger gelegt hat.

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