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Der gesetzliche Mindestlohn gilt seit Anfang 2015.

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Bundesbank-Monatsbericht: Mindestlohn hebt Lohnniveau

Der gesetzliche Mindestlohn lässt die Bruttolöhne steigen. Vor allem ungelernte Arbeiter im Osten profitieren von der Regelung. Das Wirtschaftswachstum hierzulande wird dadurch nicht gebremst.

Der zum Jahresbeginn eingeführte gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro je Stunde dürfte das Lohnniveau in Deutschland nach Angaben der Bundesbank zusätzlich um etwa einen halben Prozentpunkt erhöhen. Dabei ist das Plus in den ostdeutschen Bundesländern mit einem Beitrag von etwa 1,75 Punkten deutlich stärker als in Westdeutschland, schreiben die Notenbanker im Monatsbericht August. Der Analyse zufolge sind die Bruttolöhne für angelernte Arbeitnehmer in Ostdeutschland im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,4 Prozent, für ungelernte Arbeitnehmer sogar um 9,4 Prozent gestiegen. Fachkräfte und Beschäftigte in leitender Stellung im Osten mussten sich dagegen mit einem Plus von jeweils rund drei Prozent begnügen.

Im Westen hat der Mindestlohn weniger Einfluss auf die Gehälter

Deutlich geringeren Einfluss hatte der Mindestlohn dagegen in den westlichen Bundesländern mit einem Beitrag von etwa 0,25 Punkten. Hier stiegen die Bruttolöhne nach Berechnungen der Bundesbank für Ungelernte nur um 1,8, für Angelernte um 2,5 Prozent. Insgesamt deuteten die ersten Ergebnisse darauf hin, „dass die Einführung des Mindestlohns die Lohnstruktur stark beeinflusst“, schreiben die Volkswirte der Notenbank. „Besonders betroffen waren Geringqualifizierte und Beschäftigte in den niedrig vergütenden Wirtschaftszweigen in den neuen Bundesländern sowie vermutlich die geringfügig Beschäftigten in ganz Deutschland.“

Besonders gestiegen sind die Bruttoöhne in der Gastronomie

Besonders stark gestiegen sind die Bruttolöhne in Ostdeutschland in der Gastronomie (plus 12,6 Prozent), bei Wach- und Sicherheitsdiensten (plus 12), in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie (plus 11,5), bei Friseuren, Kosmetiksalons, Wäschereien und Reinigungen (plus 9,8). Dagegen ergab sich im Einzelhandel nur ein Zuwachs von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, im Großhandel waren es 3,8 und in der Arbeitsvermittlung sowie bei Hausverwaltung und im Garten- und Landschaftsbau mit jeweils 3,9 Prozent. Damit waren die Zuwächse in einzelnen Branchen sogar geringer als in Westdeutschland.

Die deutsche Wirtschaft wird durch den Mindestlohn nicht gebremst

Die deutsche Wirtschaft insgesamt wird allerdings durch die durch den Mindestlohn erhöhten Lohnanstiege in Ostdeutschland nicht gebremst. Denn nach Einschätzung der Bundesbank wird es im zweiten Halbjahr ein kräftiges Wachstum geben. Die Voraussetzungen dafür seien aus heutiger Sicht gegeben, teilte die deutsche Notenbank mit. „Vom privaten Verbrauch dürften nach der Jahresmitte wieder stärkere Impulse für die Konjunktur als im Frühjahr ausgehen.“ Haushalte besäßen einen höheren Spielraum für Ausgaben, da der Ölpreis erneut gesunken und die Teuerungsrate insgesamt gering sei. Zudem hätten sich die Einkommenserwartungen noch weiter verbessert. Bei Firmen nehme mit der Aussicht auf eine höhere Auslastung die Bereitschaft zu, stärker zu investieren. Die Exportwirtschaft könnte von der Erholung im Währungsraum profitieren. Zudem helfe hier der niedrige Euro-Kurs. Die Bundesregierung rechnet derzeit für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. Die EU-Kommission ist sogar noch etwas zuversichtlicher: Sie traut der deutschen Wirtschaft ein Plus von 1,9 Prozent zu.

Günstige Konjunturaussichten in wichtigen Absatzländern

Die Konjunkturaussichten für wichtige Absatzländer wie Großbritannien und die USA wertet die Bundesbank weiterhin als günstig. Es bestünden aber auch Risiken für die Nachfrage aus dem Ausland, die vor allem von den Schwellenländern ausgingen. Diese sollten nicht übersehen werden. So habe sich in China zwar im zweiten Quartal das Wachstum nicht weiter verlangsamt. „Die Risiken einer stärkeren konjunkturellen Abkühlung bleiben jedoch hoch“, so die Bundesbank. Die Entscheidung der chinesischen Zentralbank, die Landeswährung Yuan abzuwerten, könne als Beleg für die Verunsicherung gesehen werden. China ist ein wichtiger Markt für deutsche Produkte. 2014 wurden Waren im Wert von 75 Milliarden Euro ins Reich der Mitte exportiert.

Die Notenbank verlangt, den Reformprozess in Griechenland scharf zu überwachen

Nach der Grundsatzeinigung auf weitere Rettungsmilliarden für Griechenland pocht die Bundesbank darauf, den Reformkurs in dem hoch verschuldeten Land scharf zu überwachen. Die politische Unterstützung des notwendigen Reformprozesses sei „weiterhin unsicher“, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Notenbank. „Die unzureichenden Fortschritte im Rahmen der bisherigen griechischen Hilfsprogramme legen es nahe, auf eine konsequente Wahrung der Konditionalitäten zu achten.“ Die Euro-Finanzminister hatten am Freitag den Weg für ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland geebnet. Geplant sind Kredite bis zu 86 Milliarden Euro. Ausgezahlt werden sollen die Gelder aber nur, wenn Griechenland im Gegenzug Reformzusagen erfüllt. mit dpa

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