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Klimaschutz: Merkel fordert sparsamere Autos

Mit Blick auf den Klimaschutz fordert Bundeskanzlerin Merkel von der deutschen Autoindustrie, dass sie vorrangig sparsamere Fahrzeuge entwickelt. Verkehrsminister Tiefensee will die Kfz-Steuer bald nach CO2-Ausstoß staffeln.

Berlin - Angesichts der "mehr als alarmierenden" Berichte über den Klimawandel reiche es nicht, sich Ziele zur Verringerung der Treibhausgase zu setzen. "Wir müssen vor allen Dingen technologische Entwicklungen befördern und hier die gesamte Kreativität unserer Forscher und Ingenieure einsetzen", sagte Merkel. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will eine CO2-Kennzeichnung für alle Neuwagen einführen und die Kfz-Steuer bald nach CO2-Ausstoß staffeln. Einer Umfrage zufolge wollen zwei Drittel der Deutschen für Autos mit geringerem Schadstoffausstoß mehr zahlen.

"Ich fordere also alle Entwicklungsingenieure in der starken Automobilbranche in Deutschland auf, neben vielen anderen Aspekten für ein gutes Auto auch den Aspekt effizienten Verbrauchs von Sprit bei der Entwicklung des Autos zu bedenken und ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen", sagte Merkel. "So wird Energie-Effizienz auch in der Automobilindustrie Arbeitsplätze der Zukunft sichern."

BDI spricht von Arbeitsplatzgefährdung

Deutschland unterstütze die EU-Kommission bei deren Ziel, bis 2012 den durchschnittlichen Kohlendioxid (CO2)-Ausstoß bei Autos auf 120 Gramm je Kilometer zu senken. Die 130 Gramm-Grenze sollte durch die Entwicklung der Motorentechnologie erreicht werden, weitere 10 Gramm Einsparung zum Beispiel durch Beimischungen von Biokraftstoffen.

Unterdessen bekräftigte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) seine Warnung vor einer Gefährdung von Arbeitsplätzen durch immer schärfere Umwelt-Auflagen. BDI-Präsident Jürgen Thumann sagte im Deutschlandfunk: "Es kann nicht sein, dass wir Europäer immer voran schreiten mit gutem Vorbild, und jetzt sogar noch eine Vorreiterrolle innerhalb Europas von den Deutschen erwartet wird. Wir bringen damit unsere Wirtschaft, unsere Arbeitsplätze in Gefahr."

Dagegen bewertete der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer die EU-Pläne als Konjunkturmotor für die europäische Zulieferbranche. Deren Umsatz könnte bis 2012 schrittweise um neun Milliarden Euro im Jahr steigen, schreibt die "Automobilwoche". Nach deren Modellrechnung bringt dies bis zu 50.000 Arbeitsplätze. Die Autohersteller seien auf Innovationen der Zulieferer angewiesen, um das CO2-Ziel zu erreichen.

Trittin rät zu Erdgas-Autos

Der frühere Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) rät den Deutschen zum Umstieg auf Erdgas-Autos. Diese stießen 25 Prozent weniger Treibhausgase als Benziner aus, sagte er "Bild am Sonntag". Derzeit halten erst 24 deutsche Auto-Modelle die geplante Obergrenze von 130 Gramm CO2 ein, meldete die Fachzeitschrift "auto motor und sport" in ihrer online-Ausgabe. Auf Platz eins liege der Smart Fortwo Diesel mit 90 Gramm, gefolgt vom VW Polo BlueMotion mit 102 und dem Toyota Prius mit 104 Gramm. Insgesamt gebe es auf dem deutschen Markt 113 Automodelle, die den neuen Grenzwert einhielten.

Einer "Forsa"-Umfrage für "Bild am Sonntag" zufolge würden 65 Prozent der Deutschen für Autos mit einem geringeren Schadstoffausstoß mehr bezahlen. 21 Prozent lehnten dies ab.

Eine CO2-Kennzeichnung für alle Neuwagen soll laut Tiefensee 2008 kommen. "Der Käufer soll auf einen Blick erkennen können, wie viel CO2 ein Neuwagen ausstößt, um dies mit Autos der gleichen Klasse vergleichen zu können", sagte der Minister der "Bild am Sonntag". Und weiter: "Ich setze mich für die schnellstmögliche Einführung einer nach CO2-Emissionen gestaffelten Kfz-Steuer ein." Union und SPD hatten dies bereits 2005 in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. (tso/dpa)

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