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Eine Maschine der Fluggesellschaft Eurowings startet vom Flughafen Köln/Bonn. Die Lufthansa-Tochter verzeichnet für den Herbst ein Drittel mehr Buchungen als im Vorjahr.

© dpa/Henning Kaiser

Lufthansa-Tochter erwartet Gewinn: Ryanair zieht sich zurück – Eurowings profitiert

Die hohen Abgaben im deutschen Luftverkehr schrecken Billigflieger Ryanair ab. Die Lufthansa-Tochter Eurowings profitiert davon.

Die Corona-Pandemie scheint endgültig verwunden. Zwar liegen die Passagierzahlen im Luftverkehr noch rund ein Fünftel unter denen von 2019, doch für die Airlines der Lufthansa-Gruppe läuft das Geschäft prächtig. „Wir werden in diesem Jahr erstmals profitabel sein“, verkündete Jens Bischof, Chef der Lufthansa-Tochter Eurowings, am Montag sichtlich zufrieden.

Die Nachfrage stimmt, für den Herbst verzeichne man derzeit ein Drittel mehr Buchungen als im Vorjahr. Der Betrieb im Ferien-Verkehr ist stabil: „Wir haben bisher 10 Millionen Passagiere im Sommer befördert und die Abflug-Zuverlässigkeit lag bei über 99 Prozent.“ Und vor allem: Die Ticketpreise sind hoch. Über den gesamten Flugplan lägen die durchschnittlichen Preise in diesem Jahr rund 20 Prozent höher als zuvor.

Die Gründe dafür sind vielfältig, Bischof hebt vor allem gestiegene Personal- und Kerosinkosten und das hohe Niveau bei den Flughafen-Gebühren und staatlichen Abgaben hervor. Grundsätzlich stört ihn der Trend nicht: „Fliegen muss seinen Preis haben.“ Anders sei auch eine grüne Transformation nicht zu schaffen. Dass seine Fluggesellschaft, die vor allem auf Direktverbindungen innerhalb Europas setzt, auf ein sehr niedriges Preisniveau angewiesen sei, will er nicht gelten lassen: „Wir sind keine Billig-Airline, sondern eine Value-Airline“, so die Marschroute. Zwar versuche man „konkurrenzfähige“ niedrige Basis-Tarife anzubieten, durch zusätzliche Optionen liege der durchschnittliche Ticketpreis jedoch deutlich im dreistelligen Bereich pro Flug.

Konkurrent Ryanair zieht sich immer stärker zurück

Das sieht der wichtigste Konkurrent Ryanair für sich anders. „Das deutsche Luftverkehrssystem ist völlig kaputt und dysfunktional“, donnerte Eddie Wilson, Chef der irischen Low-Cost-Airline, gestern. Die deutschen Flughafengebühren, Luftsicherheitsgebühren und Luftverkehrssteuern gehörten bereits zu den teuersten in Europa, nun drohten weitere Erhöhungen. Eine in Auftrag gegebene Untersuchung zeige, dass durch die geplante Anhebung der Luftsicherheitsgebühr 2024 das deutsche BIP wegen fehlender Konnektivität 8,5 Milliarden Euro geringer ausfalle als es möglich wäre.

Ryanair hat den Flugplan in Deutschland daher in den vergangenen Jahren deutlich ausgedünnt. Das trifft vor allem die mittelgroßen Flughäfen wie den BER, wo 25 Prozent weniger Flüge angeboten werden. Eurowings springt in die Bresche. „Ab Berlin fliegen wir aktuell 30 Direktziele an – zur Zeit sind das 172 Abflüge pro Woche“, erklärt ein Sprecher. 2022 seien es nur 18 Ziele und 116 wöchentliche Flüge gewesen. Jens Bischof kündigte weiteres Wachstum in Berlin an. Neu hinzukommen soll ab Oktober ein Direktflug vom BER nach Dubai.

Man fordere die Bundesregierung auf, die Steuererhöhung umgehend abzublasen, so Eddie Wilson. Sonst wollen die Iren nicht wieder in Deutschland wachsen. Das treffe vor allem die Passagiere. „Deutsche Fluggesellschaften, die massive Hilfen vom Steuerzahler erhalten haben, werden so mit der Möglichkeit belohnt, die deutschen Verbraucher mit den höchsten Flugpreisen in Europa zu übervorteilen.“

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