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Design aus Berlin. Jeder elfte Erwerbstätige übt einen Kreativberuf aus. Foto: dpa

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PARKETT Geflüster: Kreativ und arm

Berlin hat die meisten Künstler, Fotografen und Designer – und sie verdienen weniger als anderswo.

Geladene Schusswaffen gehören einem aktuellen Gerichtsbeschluss zufolge nicht unter die Matratze. Wer sie dort aufbewahrt, riskiert seinen Waffenschein. Ein solches Verhalten verstoße gegen die Aufbewahrungsvorschriften, stellte das Oberverwaltungsgericht Koblenz in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss fest (Az: 7 A 10715/13.OVG). Ein Urteil mit Signalwirkung, aus dem wir ableiten: Gültige Geldscheine gehören ebenfalls nicht unter die Matratze – wer sie so aufbewahrt, riskiert seine Altersvorsorge. mot

Berlin - Berlin ist die Hauptstadt der Kreativen. Diese etwas abgenutzte Charakterisierung der industriearmen Hauptstadt- Wirtschaft hat das DIW Berlin jetzt genauer untersucht. Die aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kommt zu dem Ergebnis, dass die Kreativbranche wie nirgendwo sonst in Deutschland in Berlin sehr dynamisch gewachsen ist – mit einer herausragenden Bedeutung für die Beschäftigungssituation an der Spree. Gleichzeitig zeigt das DIW, dass die finanzielle Ausstattung zahlreicher Alleinunternehmer, Solo-Selbstständiger oder freischaffender Künstler in Berlin besonders schlecht ist.

In der Hauptstadt ist die Zahl der Kreativen seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts signifikant gestiegen. „In Berlin entfiel etwa ein Viertel des gesamten Beschäftigungswachstums der letzten Jahre auf Beschäftigte in kreativen Berufen, in der gesamten Volkswirtschaft war es ein Achtel“, schreibt das DIW in seiner Studie, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung in Auftrag gegeben wurde. Überdurchschnittlich zugelegt hat die Zahl der Werbeberufe, Grafiker, Designer und Fotografen. Sehr kräftig gewachsen ist auch der Anteil der technischen, mit künstlerischen Tätigkeiten verbundenen Berufe. „Bei den Softwareentwicklern konnte Berlin stark aufholen“, schreibt das DIW. Hier sei die Zahl der Beschäftigten von 2005 bis 2011 doppelt so schnell gestiegen wie im Bundesdurchschnitt.

Im Jahr 2011 (aktuellere Daten liegen nicht vor) übte demnach jeder elfte Erwerbstätige in Berlin einen Kreativberuf aus. Insgesamt zählt das DIW 151 000 Beschäftigte in diesem Bereich.

Überdurchschnittlich hoch ist in Berlin der Anteil der selbstständigen Kreativen: 60 Prozent. In Deutschland insgesamt sind es nur 40 Prozent. Das Vorurteil, viele Kreative seien Kostgänger der Allgemeinheit und bestritten ihr Einkommen aus Sozialtransfers, wird widerlegt. Laut DIW speisen sich die Einkommen der Berufsgruppe zu mehr als 90 Prozent aus eigener Erwerbstätigkeit. „Auf Unterstützung durch die Familie oder eigenes Vermögen stützen sich nur wenige.“ Noch geringer sei die Zahl derjenigen, die auf Sozialleistungen angewiesen seien.

Insgesamt verdienen Kreative in Berlin nach Erkenntnissen des DIW weniger als in anderen Regionen. „Besonders schlecht“ stehe es um die Einkommen im unteren Bereich der Einkommensskala – vor allem bei selbstständigen Künstlern. „Das persönliche Monats-Nettoeinkommen beläuft sich auf maximal 1000 Euro, bei den Künstlern sind es sogar nur höchstens 800 Euro.“ Henrik Mortsiefer

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