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„Azubis gesucht“ steht auf einem Banner bei einer Berufsorientierungsmesse.

© dpa/Martin Schutt

Update

Nachwuchssorgen: Betriebe finden nicht genügend Azubis

Die Lage in den Ausbildungsbetrieben verschlechtert sich weiterhin: Fast jeder zweite IHK-Ausbildungsbetrieb konnte 2022 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen.

Von Joshua Sans

Wer derzeit eine Berufsausbildung starten möchte, hat die Qual der Wahl. Laut Bundesagentur für Arbeit sind von den 509.000 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen für das Jahr 2023 noch 228.000 unbesetzt (Stand Anfang August). Während Bewerber:innen sich über die große Auswahl freuen dürfen, stehen immer mehr Betriebe vor der Herausforderung, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer Unternehmensumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) für 2022.

Viele Firmen erhalten gar keine Bewerbungen

Demnach konnten 47 Prozent der IHK-Ausbildungsbetriebe nicht alle Ausbildungsplätze besetzen, das sind etwa doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Mehr als jeder dritte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen hat nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten.

Die Daten basieren auf einer Online-Umfrage im Mai, an der sich mehr als 14.000 Betriebe beteiligt haben. Besonders angespannt ist die Situation in der Gastronomie, der Industrie und im Handel. 

Die Gründe für die Lage auf dem Ausbildungsmarkt sind vielfältig. „Vor allem schlägt der demografische Wandel durch. Die Jahrgänge dünnen immer weiter aus“, sagt Achim Derks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK. Die abnehmende Zahl von Schulabgänger:innen und die nachrückenden Rentner:innen sorgten dafür, dass bald bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt verlassen würden, als neue hinzukämen.

Die DIHK sieht vor allem in der Berufsorientierung an den Schulen eine Chance, mehr junge Menschen für die Berufsausbildung zu gewinnen. Während der Corona-Pandemie konnten viele Angebote wie Ausbildungsmessen und Praktika von den Schüler:innen nicht wahrgenommen werden. Das habe dem Matching von jungen Menschen und Ausbildungsbetrieben nachweislich geschadet, schreibt die DIHK.

Mehr Berufsorientierung und leichtere Zuwanderung gefordert

Dabei bräuchte es laut Achim Derks viel mehr Angebote zur beruflichen Orientierung: „Junge Menschen sind erschlagen von den Auswahlmöglichkeiten.“ Er fordert von den Schulen, die Betriebe besser bei der Berufsorientierung zu unterstützen, etwa durch mehr Zeit für Praktika. Modelle wie „5 Tage, 5 Berufe“ seien besonders geeignet, um in kurzer Zeit möglichst viel Orientierung zu bieten.

Eine weitere Stellschraube sieht die DIHK in der Erleichterung der Zugangsbedingungen für ausländische Bewerber:innen. „Unsere Einschätzung ist, dass die Verfahren zu kompliziert sind“, sagt Achim Derks. Zu viel Bürokratie und Schwierigkeiten bei der Suche nach geeignetem Wohnraum seien für viele Unternehmen eine Hürde bei der Einstellung von potenziellen Auszubildenden aus dem Ausland

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