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Indra Burkart hat Informatik studiert und betreibt heute einen eigenen Youtube-Kanal zu UX Design.

© Sebastian Burkart/dpa

IT-Beruf: Damit die User dran bleiben

Wie designt man eine Webseite, ordnet die Inhalte übersichtlich an und macht sie leicht bedienbar? Das ist der Job von UX Designer:innen.

Moral und Intuition sind vielleicht nicht das Erste, woran man denkt, wenn man über User Experience (UX) Design spricht. Aber wer als User Experience Designer:in Web-Anwendungen entwickelt, muss sich täglich damit auseinandersetzen. Cookie-Banner, wie es sie inzwischen auf fast jeder Webseite gibt, sind ein sehr gutes Beispiel dafür: Je nachdem, wie die Buttons gestaltet sind, ist man motiviert, die beste Lösung für sich selbst auszuwählen. Das Design kann manipulieren und etwa dahin verführen, einfach auf „alles akzeptieren“ zu klicken, anstatt manche Funktionen auszuschalten.

„Deswegen gehört neben Kommunikation und Intuition auch Ethik zum UX Design, denn dadurch, dass man mit der Gestaltung Einfluss auf die Nutzer hat, trägt man Verantwortung“, sagt Indra Burkart. Sie hat über das Game Design zu UX Design gefunden. Nach ihrem Informatikstudium mit dem Schwerpunkt Spieleentwicklung hat sie zunächst als Game Designerin gearbeitet.

Burkart wollte sich noch stärker mit dem Thema UX Design beschäftigen und machte eine berufsbegleitende Weiterbildung. „Erst dachte ich, UX bedeutet einfach, dass ich verständliche Interfaces designe“, sagt sie. „Doch dann verstand ich, wie viel mehr dazu gehört und wie interdisziplinär dieses Feld ist.“ Inzwischen hat sie einen eigenen Youtube-Kanal rund um das Thema UX Design.

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Beim UX Design gibt es immer konkrete Ziele der Interaktion von Mensch und Maschine: etwa den erfolgreich abgeschlossenen Einkauf über eine Webseite. Zum Teil müssen UX Designer:innen deshalb Menschen beim Nutzen einer Webseite genau zuschauen: Wann klicken sie was wo an? Ihre Beobachtungen und Gespräche überträgt Indra Burkart in ein Programm, das den Prozess visuell darstellt. Auf dieser Grundlage kann eine Software entwickelt werden. Dabei ist erfolgreiche Kommunikation zentral: „Man muss immer herausfinden, ob man über dasselbe wie die Kunden spricht.“ Das Klischee vom menschenscheuen IT-Tüftler trifft auf das UX Design also nicht zu. Hier steht der Mensch und seine Interaktion mit der Maschine im Mittelpunkt.

Burkarts Weg in den Beruf – über eine Weiterbildung – ist nur einer von vielen. Je nach Aufgabenschwerpunkt klappt es auch mit einer Ausbildung oder einem Studium. Sucht man bei Stellenausschreibungen nach „UX Designer:innen“, findet man sowohl Stellen für Uniabsolventen als auch für Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung.

Programmieren oder konzipieren

Florian Winkler, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), hat die Neuordnung der IT-Ausbildungsberufe 2020 begleitet. Ihm zufolge passt die Ausbildung zum „Fachinformatiker mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung“ am besten zu den Aufgaben eines UX Designers.

Beim Schwerpunkt Anwendungsentwicklung geht es um das Programmieren von IT-Lösungen, was auch das Konzipieren und Umsetzen kundenspezifischer Softwareanwendungen umfasst. „Das ist eine gute Grundlage, um in die Richtung zu gehen, bedeutet aber nicht, dass man mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung direkt einen Job als UX Designer findet“, sagt Winkler. Entscheidend ist oft die Berufserfahrung.

Die Aufgabengebiete im UX Design können sich im späteren Arbeitsalltag sehr unterscheiden. So muss man nicht zwangsläufig Webseiten entwickeln, sondern kann auch in der Medizintechnik an der Gestaltung von Maschinen mitarbeiten, die dann von Ärzten bedient werden oder bei neuen Automodellen dafür sorgen, dass die vielen Bildschirme nicht vom sicheren Fahren ablenken.

Auch wenn Indra Burkart in ihrem Informatik-Studium gelernt hat, zu programmieren, bestimmen andere Aufgaben ihren Arbeitsalltag: Ihr Team bei einem IT-Dienstleister in Hamburg besteht aus neun Leuten, neben ihr als UX Designerin gibt es etwa Kommunikationsdesignerinnen und technische Berater.

Burkart sieht sich als Generalistin und ist gerne interdisziplinär tätig. „Manche Kolleginnen arbeiten als UX Designerin zum Beispiel ausschließlich in der Testung von Anwendungen. Das wäre mir zu einseitig. Aber man kann sich eben auch noch mehr spezialisieren.“ dpa

Marina Uelsmann

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