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Räumungsverkauf bei Jeans Kaltenbach in München am 24. März 2023 .

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber

„Insolvenzen nehmen Kurs auf Höchststand“: Immer mehr Großunternehmen gehen in Deutschland pleite

„Die großen Insolvenzen zurückgekehrt“, besagt eine neue Studie. In diesem Jahr könnten die Firmenpleiten einen Rekordwert erreichen. 2023 traf es vor allem Modeketten und Krankenhäuser.

Im Zuge der Konjunkturflaute in Deutschland kommt es immer mehr zu Pleiten von Großunternehmen. In den ersten neun Monaten waren es bereits 45 Fälle, wie am Montag aus einer Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht.

„Besonders viele große Pleiten gab es im bisherigen Jahresverlauf im Mode-Einzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbau“, sagte Experte Maxime Lemerle von Allianz Trade. „Die großen Insolvenzen sind in diesem Jahr zurückgekehrt und nehmen Kurs auf den Höchststand aus 2020.“ Damals waren es im Rezessions- und Corona-Jahr nach neun Monaten 44 und im Gesamtjahr 58 Großinsolvenzen.

Insolvenzen: Welche Firmen waren 2023 betroffen?

Insgesamt zwölf große Textilfirmen und Modeeinzelhändler schlitterten laut Studie bis September 2023 in die Insolvenz. Dazu gehören etwa Gerry Weber, der Herrenmode-Hersteller Ahlers oder die Einzelhandelskette Peek & Cloppenburg (P&C).

Zudem rutschten acht große Dienstleistungsunternehmen in die Pleite, darunter sechs Kliniken. Das passe zu dem Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nachdem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichneten, bei den mittelgroßen Kliniken seien dies sogar noch mehr.

Im August 2923 schlossen Filialen der Gerry Weber Retail GmbH für immer ihre Türen (hier in NRW).
Im August 2923 schlossen Filialen der Gerry Weber Retail GmbH für immer ihre Türen (hier in NRW).

© IMAGO/snowfieldphotography

Auch im Maschinenbau (5 Fälle) sowie in der Metall- (4) und der Baubranche (3) gab es einige große Pleiten.

Rezession sorgt für Firmenpleiten

Die Folgen von Corona, Energiekrise und Inflation machen der gesamten Wirtschaft immer noch zu schaffen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte zum Jahresanfang, stieg dann im Frühjahr leicht um 0,1 Prozent und sank im Sommer ebenfalls um 0,1 Prozent.

Die drohende Rezession hat seit Jahresanfang bereits die Zahl aller Insolvenzen deutlich steigen lassen - allerdings von einem geringen Level aus.

Zuwachs um 22 Prozent erwartet

Allianz Trade rechnet für 2023 mit einem Zuwachs von voraussichtlich 22 Prozent. „Das ist der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise – aber von niedrigem Niveau kommend.“ Damit normalisiere sich das Insolvenzgeschehen weitestgehend.

Ende 2023 dürften die Firmenpleiten weiter rund fünf Prozent unter dem Wert von 2019 und damit von vor der Corona-Krise liegen. Erst im nächsten Jahr dürfte dieses Niveau mit einem Anstieg der Insolvenzen um neun Prozent überschritten werden. „Bei den Großinsolvenzen ist die Normalität allerdings schon wieder Realität.“ (Reuters)

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