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Das alte „Hotel Berlin“ in Lichterfelde wird zu „Twenty First Student Living Apartments“ umgebaut, so soll es aussehen.

©  csmm gmbh

Studentenhotels: Hauptsache, flexibel bleiben

Rezeption, Zimmerservice, Fitnessstudio: Studentenhotels können eine Alternative sein – in der Nische ist viel in Bewegung.

Es gibt Stimmen, die sagen, es sei schwieriger, eine Wohnung zu bekommen als einen Studienplatz in Medizin. Von einem „Trend“, dass es Studenten vor der Aufnahme des Studiums zunächst in Hostels zieht, möchte Mario Sonntag, Vorstandsmitglied im Branchenverband Independent Hostels of Germany e. V., gar nicht mehr sprechen. „Es ist schon seit Jahren so. Insbesondere zu Semesterbeginn kommen die Wohnungssuchenden in die Hostels der Universitätsstädte.“ Eine Entwicklung, die auch Katharina Wallmann, Sprecherin der A&O Hotels and Hostels in Berlin, bestätigt. „Sie bleiben ab einer Woche bis hin zu mehreren Monaten bei uns. Meist übernachten sie von Montag bis Freitag bei A&O und fahren am Wochenende nach Hause zu ihrer Familie.“

Alle seien immer voller Hoffnung, dass die Suche nach Wohnung oder WG-Zimmer schnell erfolgreich ist. Die meisten blieben zwei bis drei Wochen, manche länger, sagt Sonntag, der hauptberuflich im Central Globetrotter Hostel in Leipzig arbeitet. „Bei einigen klappt es auch gar nicht mit einer permanenten Bleibe, die gehen dann zurück in die Heimat.“ Er muss allerdings auch feststellen, dass manche Studierende etwas blauäugig nach Leipzig, Berlin oder Hamburg gehen. „Die wissen gar nicht, was auf dem Wohnungsmarkt los ist.“

Studentenhotels, der neue Trend aus Holland

Dass ein Student mal ein ganzes Semester oder gar länger bleibt, komme selten bis gar nicht vor, berichtet Sonntag. „Abgesehen davon, dass auch das teuer wird, es ist schlicht nicht erwünscht. Solche Menschen gehören dann gewissermaßen zum Inventar, richten ,ihre' Ecken ein und werden zum Ärgernis im Haus.“ Natürlich müsste ein Langzeitgast in einem Hostel nicht zwangsläufig in einem Acht- oder Zwölfbettzimmer bleiben. Oft genug werden Einzelzimmer mit Bad angeboten. So vermietet etwa das Jugendgästehaus der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof auch an Studierende Ein-Zimmer-Wohnungen für die Dauer von längstens sechs Monaten zu Preisen zwischen 900 und 980 Euro, Nebenkosten inklusive. Das gehe dann jedoch finanziell in Bereiche, die aus dem Hostel-Rahmen fallen, sagt Sonntag. „Welche Eltern sollen das denn ihrem Kind bezahlen?“ So steht er auch „Studentenhotels“ skeptisch gegenüber.

Aktuell hält diese Entwicklung aus den Niederlanden kommend in Deutschland Einzug. Zum Wintersemester soll in Dresden „The Student Hotel“ fertiggestellt sein. Sieben Häuser der holländischen The-Student-Hotel-Gruppe gibt es bereits in den Niederlanden, weitere in Italien, Frankreich und Spanien. In Berlin wird eines voraussichtlich im kommenden Jahr in der Alexanderstraße in Mitte mit 457 Zimmern eröffnet werden. Auf jeder Etage ist eine große Gemeinschaftsküche vorgesehen, Kochgelegenheiten in den zwischen 18 und 24 Quadratmeter großen Zimmern hingegen nicht. Preise werden noch nicht genannt, dürften sich jedoch jenseits der 700 Euro pro Monat bewegen.

Mikrowelle und Kitchenettes gehören einfach dazu

Viele der existierenden Häuser sind ausgebucht, in Groningen allerdings könnten Verzweifelte noch ab Februar buchen, 18 Quadratmeter für 783 Euro im Monat.

Die Häuser sind mit „co-working-spaces“, also gemeinschaftlichen Arbeitsräumen, ausgestattet und bieten so manche andere Annehmlichkeit eines „richtigen“ Hotels: eine rund um die Uhr besetzte Rezeption, Zimmerservice, Fitnessstudio und ein gastronomischer Bereich. Die Buchungen für Dresden sind zwar noch nicht freigeschaltet, für Interessenten besteht jedoch die Möglichkeit, sich vormerken zu lassen – allerdings nur Erstsemester für das kommende Winterhalbjahr. Ob die Zahl der Studentenhotels in Deutschland weiter zunimmt, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob und wann ausreichend staatlich geförderte Wohnheime für Studierende zur Verfügung stehen. Das Berliner Unternehmen A&O jedenfalls beobachtet dieses Hotelsegment „mit Interesse, erste Möglichkeiten werden bereits evaluiert“, bestätigte Sprecherin Katharina Wallmann auf Anfrage.

„Berlin ist die mit Abstand bedeutendste Schwarmstadt Deutschlands und damit zumindest im nationalen Kontext auch Trendsetter“, sagt Rainer Nonnengässer, Geschäftsführer im Bereich Micro Living / Student Housing und seit 2013 bei MPC Capital. Sein Unternehmen entwickelt unter der Marke „STAYTOO“ Studentenwohnungen an verschiedenen Universitätsstandorten in Deutschland, darunter auch zwei in Berlin. Das erste Objekt in der Dudenstraße öffnet im April seine Türen. In der Breite Straße (Steglitz) und in Lichterfelde entwickelt die CSMM GmbH (München) für die Betreibergesellschaft Twenty First Student Living Apartments derzeit rund 300 Studentenwohnungen in Berlin, bzw. möbelt diese auf. Dreh- und Angelpunkt heutzutage: „Die Räume müssen flexibel gestaltet werden“, sagt Architekt und CSMM-Geschäftsführer Reiner Nowak. Lifestyle spielt eine große Rolle. „Durch Umklappen machen wir aus dem Einzel- ein Doppelbett, Gefrierfach und Mikrowelle, sowie Kitchenettes gehören einfach dazu.“ Davon können Hostel-Bewohner nur träumen. Noch!

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