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Auf dem Areal der ehemaligen Lungenheilstätten in Beelitz-Heilstätten befindet sich der 320 Meter lange Baumkronenpfad "Baum und Zeit", von dem die Besucher die denkmalgeschützten Gebäude und die Parkanlage betrachten können. Der Pfad überquert auch die Ruine vom 1945 durch einen Brand zerstörten "Alpenhaus". Hier sind Reste der früheren Dachkonstruktion und die seit über 60 Jahren auf dem Dach des Gebäudes wachsenden Bäume zu sehen.

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB

Quartiersentwicklung: Zwischen Bau und Borke

Beelitz-Heilstätten wird zum Wohnquartier. In sechs Jahren sollen hier 3500 Menschen leben. Historische Gebäude werden sorgsam saniert

Für den Bau einer neuen Waldsiedlung mit rund 1300 Wohneinheiten in Beelitz-Heilstätten sind die Weichen gestellt. Nach der Festsetzung eines entsprechenden Bebauungsplanes durch die Stadtverordnetenversammlung herrscht Optimismus im Rathaus. Bürgermeister Bernhard Knuth sagt: „Das Vorhaben ist eine Riesenchance für die Entwicklung der Heilstätten, aber auch für die Stadt Beelitz und die gesamte Region."

Läuft alles nach Plan, dann können in rund sechs Jahren 3500 Menschen in die Stadt südwestlich von Potsdam umziehen. Das Wohnquartier mit einem Investitionsvolumen von etwa einer halben Milliarde Euro soll im südöstlichen Gebiet der einstigen Heilstätten, im Quadranten C, entstehen. Jan Kretzschmar, Geschäftsführer der Berliner Investorengesellschaft KW-Development GmbH, hofft, dass schon in den kommenden Sommermonaten der erste Spatenstich für eine Kita mit 100 Plätzen im Ortszentrum der zukünftigen kleinen Stadt in der Nähe vom Bahnhof Beelitz-Heilstätten gesetzt werden kann. Mit dem Bau der Wohnhäuser möchte der Projektentwickler am liebsten noch im Herbst 2020 beginnen. „Wir sind startklar“, sagt Kretzschmar.

Wohnen im Wald - so lautet die Devise

Auf die allerletzte Freigabe wartet die KW-Development noch. „Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hat nun drei Monate Zeit, die Pläne der Stadt zu überprüfen und zu bestätigen“, teilt der Investor mit. Danach könnten Baugenehmigungen erteilt werden. Kretzschmar hofft auf eine „zügige Erteilung“, damit das Projekt zeitnah starten kann.

In einem ersten Bauabschnitt sollen in dem Bereich südlich der Bahngleise und östlich von der Landesstraße 88 rund 250 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und 400 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäuser entstehen. Der Masterplan für die Siedlung stammt von Fuchshuber Architekten (Leipzig) unter Mitwirkung des Berliner Büros Christoph Kohl Stadtplaner Architekten.

Danach soll das neue Quartier in einem „parkähnlichen Umfeld nach historischen Vorlagen“ entstehen. Die Berliner Architekten haben die „architektonische Stimmung und den räumlichen Ton der Siedlung festgelegt“. Dabei stand die Zehlendorfer Waldsiedlung Krumme Lanke Pate. Die „licht geputzten Fassaden“ sind in der Animation mit Details aus Backstein und Holz verfeinert. Wohnen im Wald - so lautet die Devise.

Den konkreten Bebauungsplanentwurf hat die BSM Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH in Zusammenarbeit mit der Stadt Beelitz und KW-Development erarbeitet. Vertreter von Denkmal- und Naturschutz waren beteiligt.

Quartiersentwicklung auf über 63ha Das Gelände der ehemaligen Lungenheilanstalt Beelitz-Heilstätten wird von der Berliner Immobiliengesellschaft KWDevelopment denkmalgerecht saniert. Einzelne Wohnungen in den Häusern sind bereits verkauft oder vermietet. Der Geschäftsführer Jan Kretzschmar führte über das riesige Gelände.
Quartiersentwicklung auf über 63ha Das Gelände der ehemaligen Lungenheilanstalt Beelitz-Heilstätten wird von der Berliner Immobiliengesellschaft KWDevelopment denkmalgerecht saniert. Einzelne Wohnungen in den Häusern sind bereits verkauft oder vermietet. Der Geschäftsführer Jan Kretzschmar führte über das riesige Gelände.

© Kitty Kleist-Heinrich

Für die Bauausführung setzt KW-Development als Projektentwickler und Generalübernehmer auf lokale Firmen aus der Region. Jan Kretzschmar: „Das stärkt die Wirtschaft vor Ort und führt zu einer Verbundenheit und Identifikation mit dem Projekt.“ Kurze Wege kämen dabei sowohl Ökonomie als auch Ökologie zugute.

Bürgermeister Bernhard Knuth sieht in der lokalen Verankerung ein großes Plus für die Gemeinde: „Viele Handwerksbetriebe in Beelitz und Umgebung werden von dem Vorhaben profitieren und sind jetzt bereits dabei, die ersten Aufträge umzusetzen. Im Prinzip ist es wie vor 120 Jahren, als die Heilstätten entstanden. Schon damals griffen die Erbauer auf örtliche Firmen zurück.“

Neben den wirtschaftlichen Faktoren zählen für Knuth auch städtebauliche Aspekte: „Hier entsteht ja nicht nur ein neues Wohngebiet nach Schema F, vielmehr wird ein Stadtteil geschaffen, das die historische Bausubstanz miteinschließt. Die Neubauten werden sich optisch am Gesamtbild des Ortes orientieren.“ Der Waldcharakter solle erhalten bleiben.

Die KW-Development hat im Quadranten D im „Refugium Beelitz“ schon mehrere historische, lange leerstehende Heilstätten-Gebäude, wie das ehemalige Frauensanatorium, Küche und Wäscherei, umfassend saniert. Die rund 60 Wohnungen sind vollständig verkauft oder vermietet. Das Interesse am Standort ist groß. Auch bei dem nun geplanten neuen Projekt sind Eigentums- und Mietwohnungen vorgesehen. „So wird eine gute Mischung aus Mietern und Eigentümern gewährleistet, und das Quartier bleibt für alle Schichten offen“, betont Investor Kretzschmar.

Die Stadt Beelitz legt Wert darauf, dass nun teilweise noch vor den Wohnungen des aktuell geplanten Bauabschnittes neben der Kita ein Supermarkt, ein Ärztehaus und ein Pflegezentrum gebaut werden sollen. Auch eine Grundschule ist geplant. Erst die Nahversorgung, dann die Neubürger, so der gewünschte zeitliche Ablauf.

Spargeltarzane willkommen

Schon seit mehreren Jahren zieht es Menschen aus Berlin und Potsdam nach Beelitz. Sie schätzen das märkische Flair der Spargelregion. Beelitz sei „ein lebendiger Ort mit einer klaren Identität“, unterstreicht der Bürgermeister und schiebt gleich hinterher: „Wenn man sagt, dass man aus Beelitz kommt, muss man nirgendwo in Deutschland zu großartigen Erklärungen ansetzen.“ Eine Klientel hat Knuth besonders im Auge: „Was ich mir persönlich wünsche, ist, dass auch junge Menschen aus Beelitz, die für Ausbildung oder Studium weggezogen sind, hier eine Wohnung finden und dadurch zu uns zurückkehren.“

Ab Herbst soll die Berliner Firma Ziegert Immobilien mit dem Vertrieb der Wohneinheiten beginnen. Vonseiten der Stadtväter rechnet man mit regem Interesse. Dabei könne eine Rolle spielen, „dass die Grundstücks- und Mietpreise bei uns im Gegensatz zum Metropolenraum noch relativ moderat sind“, vermutet Knuth.

Das insgesamt 200 Hektar große Gelände der Beelitzer Heilstätten ist um 1900 von der Berliner Landesversicherungsanstalt als Lungensanatorium für von schlechter Luft geplagte Großstädter mit rund 60 Häusern bebaut worden. Nach Kriegsende nutzten die russischen Streitkräfte bis 1994 das weit gestreute Areal als Militärhospital. Danach herrschte lange Stillstand und Verfall.

In Beelitz entsteht ein neues, naturnahes Quartier mit 200 Wohnungen und 800 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern rund um die historischen Bestandsgebäude der ehemaligen Lungenheilstätte. 
In Beelitz entsteht ein neues, naturnahes Quartier mit 200 Wohnungen und 800 Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern rund um die historischen Bestandsgebäude der ehemaligen Lungenheilstätte. 

© Kitty Kleist-Heinrich

Seit einigen Jahren locken Baumkronenpfad und Barfußpark im Quadranten A Besucher an. Die im Quadranten B befindliche Klinik Beelitz ist mit einem Parkinson-Fachkrankenhaus erweitert worden. Und der Landkreis Potsdam-Mittelmark plant einen neuen Verwaltungssitz am Ort, bei dem es sich übrigens um das größte Flächendenkmal im Land Brandenburg handelt.

Dementsprechend müssen die historischen Gebäude - wie im Quadranten D schon geschehen - auch auf der anderen Straßenseite erhalten werden. Dabei geht es um das einstige Männersanatorium. Kretzschmar würde dort am liebsten einen einzelnen Mieter wie eine Hochschule oder ein Schulungszentrum unterbringen. Die großzügigen Säle und weitläufigen Grundrisse blieben dann auch für Außenstehende zugänglich. Der rondellartige Vorplatz würde gut zu einem Campus passen. Zunächst steht aber eine andere Nutzung an: Für die Landesgartenschau 2022 soll der Außenbereich ein kleines Schmuckstück werden.

Revitalisierung und Neubeginn. Mitte Mai beschlossen die Beelitzer Stadtverordneten den Bebauungsplan für das Wohnquartier Beelitz-Heilstätten. Der Wald bleibt.

Die zwischen 1898 und 1930 errichteten Lungenheilstätten stehen unter Denkmalschutz.

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