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Business-Park mit Wohlfühlfaktor. Die „Oslo Airport City“ hat viel Platz für Büros, Logistikflächen, Hotels und Erholungsangebote.

© Oslo Airport City (OAC)

Null-Emissions-Stadt: Alter Airport in Oslo wird Gate zur Zukunft

Norwegens Hauptstadt will stillgelegten Flughafen zu einem nachhaltigen Quartier ausbauen.

Hier soll eine Stadt der Zukunft entstehen – mit kurzen Wegen und flächendeckendem Personennahverkehr, wo die nächste Bus- oder Bahn-Haltestelle nie weiter als fünf Minuten vom eigenen Standort entfernt ist. Als erste Flughafenstadt der Welt soll die Oslo Airport City mehr Energie produzieren als ihre Bewohner verbrauchen.

„Es ist eine einzigartige Gelegenheit, einen neuen Stadtteil ganz von vorn zu planen“, schwärmt Tomas Stokke, Chef des Architekturbüros Haptic in einer ersten Stellungnahme zu dem neuen Projekt.

Haptic ist zusammen mit dem Büro Nordic mit dem Entwurf eines Masterplans für das Areal betraut. „Durch robuste Stadtplanungsstrategien wie Begehbarkeit, angemessene Dichten, aktive Fassaden und eine autofreie Innenstadt, kombiniert mit den neuesten technologischen Entwicklungen, schaffen wir eine grüne, nachhaltige Stadt der Zukunft“, sagt der Architekt.

Der neue Stadtteil soll auf einem 370 Hektar großen Areal entstehen, auf dem sich der alte Flughafen der norwegischen Hauptstadt befand, in Sichtweite des 1998 eröffneten neuen. Um die Umwelt zu schonen, sollen in Oslos neuer Flughafenstadt nur Elektroautos fahren. Auch von autonomen Bussen ist die Rede.

Norweger sind offen für die digitale Zukunft

Thor Thoeneie, Geschäftsführer der Oslo Airport City, betont die Akzeptanz des Bauprojektes in der Bevölkerung: „Norweger sind im Allgemeinen sehr interessiert an einer nachhaltigen Stadt und befürworten eine solche Entwicklung, die zudem an einem Verkehrs- und Kommunikationsknotenpunkt liegt. Sie reagieren sehr positiv auf den Masterplan.“

Gerade erst hat Norwegen im Rahmen der Digitalisierungsinitiative „Digital 21“ die Gesetze für fahrerlose Fahrzeuge vereinfacht. Bereits 2018 können demnach norwegische Gemeinden und Städte Pilotprojekte mit komplett fahrerlosen Bussen für den öffentlichen Verkehr durchführen. Wenn 2022 die ersten Bewohner in die Oslo Airport City einziehen, wird diese Technologie schon deutlich weiter sein als heutzutage, vermuten Experten.

Die gesamte Energie, die in der Stadt verbraucht wird, soll aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden. Automatische Beleuchtungslösungen für Straßen und Gebäude sowie ein smartes Müll- und Sicherheitsmanagement sollen helfen, Energie einzusparen. Überschüssiger Strom soll entweder an andere Städte oder an den benachbarten Flughafen geliefert werden, wo er zum Beispiel zum Enteisen von Flugzeugen gebraucht wird.

Viel Holz und begrünte Wände

Für das Architekturbüro Nordic ist das Bauprojekt am Osloer Flughafen ein Heimspiel. Das Team rund um Gudmund Stokke hat den 1998 fertiggestellten, staatseigenen Flughafen von Oslo entworfen und seine Fläche kürzlich mit einem spektakulär geschwungenen 300 Meter langen Anbau verdoppelt. So können nun 35 Millionen Passagiere pro Jahr an den Terminals abgefertigt werden.

Auch die Zugstation haben die Architekten erweitert, sodass nun 70 Prozent der Passagiere via öffentlichem Nahverkehr zum Flughafen reisen. Viel Holz, begrünte Wände und eine umweltfreundliche Mischung aus Beton und Vulkanasche machen die Terminals zu überraschend angenehmen Orten, für deren Gestaltung die skandinavische Landschaft und traditionelles Handwerk Pate standen.

Einige dieser durchdachten Designelemente werden sich auch in der neuen Oslo Airport City wiederfinden. Die ersten Visualisierungen des neuen Stadtviertels zeigen Stahl-Glas-Bauten mit abgeschrägten Dächern, geschwungene Fassaden mit Naturstein, breite, autofreie Fußgängerzonen und bepflanzte Plätze.

Angelegt ist die Stadt rund um einen weitläufigen Park mit einem großen See in seiner Mitte, auf dem sich nach Vorstellung der Planer Boote und Stand-up-Paddler sportlich verausgaben. Ein Fahrradweg führt um den See herum, es gibt einen Kletterturm und auch sonst jede Menge Gelegenheiten, um an der frischen Luft Sport zu treiben und spazieren zu gehen. Auch eine große Schwimmhalle ist auf den Entwürfen zu sehen, während auf den Rollfeldern im Hintergrund Flugzeuge abheben.

Ein Schwerpunkt: Null-Emissions-Baustellen

Platz ist in der neuen Stadt für rund 25 000 Bewohner. Interessant könnte die Lage vor allem für Menschen, die am Flughafen arbeiten, und deren Familien sein. Es ist geplant, dass sich die Anzahl der Mitarbeiter auf dem Flughafen Oslo fast verdoppelt von aktuell 22 000 auf 40 000 im Jahr 2050. Aber auch für Transferreisende, die eine Nacht in der Nähe des Flughafens verbringen, oder Geschäftsleute könnten in der neuen Flughafenstadt Apartments und Hotels entstehen.

„Als langfristig denkende Stadtentwickler mit einem Fokus auf nachhaltige, innovative Lösungen glauben wir an die Entwicklung der Flughafenregionen in Norwegen und Oslo“, sagt Thoeneie, der Geschäftsführer der Oslo Airport City.

Wenn Ende 2019 die ersten Baufahrzeuge anrollen, soll auch das mit möglichst wenig umweltschädlichen Emissionen vonstatten gehen. Denn ein Schwerpunkt der Smart City Initiative der Stadt Oslo sind Null-Emissions-Baustellen. Bereits jetzt baut sie vier Kindergärten und zwei Sportstadien nach dem neuen Standard. In Kooperation mit Zulieferern werden die Baustellenfahrzeuge nicht mit Diesel, sondern mit alternativen Treibstoffen betankt. Es kommen zunehmend elektrische Maschinen zum Einsatz und man ist mit den Herstellern in Kontakt, um die Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Maschinen zu beschleunigen.

E-Autos boomen in Oslo

Norwegen hat bereits Erfahrungen mit smarten Städten. So nahm Stavanger an der Westküste Norwegens zusammen mit Städten wie Manchester und Eindhoven an dem Horizont-2020-Projekt „Triangulum“ zur Entwicklung von intelligenten Lösungen für nachhaltige Städte der Zukunft teil. Weitere norwegische Städte sollen folgen.

Oslo ist weltweit bekannt für seine weit ausgebaute Elektromobilität. Bis 2025 sollen alle neu zugelassenen Wagen Elektroautos sein, so das ehrgeizige Ziel der Regierung. Sie gewährt für Elektroautos steuerliche Vorteile, sodass sie in der Anschaffung günstiger sind als Benziner. Auch im Unterhalt werden die E-Fahrzeuge gefördert: Für sie müssen keine Mautgebühren gezahlt werden, und die Fahrzeuge dürfen vielerorts gratis geparkt werden.

Inzwischen ist der Hype so groß, dass es kaum noch ausreichende Ladestationen gibt. Im vergangenen Jahr warnte selbst der norwegische Verband zur Förderung der Elektromobilität die Bürger davor, sich ein E-Auto anzuschaffen, sofern sie es nicht zu Hause aufladen könnten. In der Oslo Airport City sollte das kein Problem sein: Jedes Wohnhaus wird Lademöglichkeiten für E-Autos haben.

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