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Autofreies Quartier mit zwei Tiefgaragen. „Die Macherei Berlin-Kreuzberg“ ist seit 2021 im Bau. Das Hochhaus erhielt jetzt eine Umbaugenehmigung, neu entstehen das „Zero Co2-Haus“ (links) sowie das „Holz-Carré“ in Holz-Hybrid-Bauweise. Grafiken: Art-Invest Real Estate

© Art-Invest Real Estate

Postbank Tower in Kreuzberg: Neustart mit Tartanbahn

Bezirksamt erteilt Baugenehmigung für Umbau des Bürohochhauses am Halleschen Ufer

In dem neuen Kreuzberger Stadtquartier soll nun endlich die Post abgehen. Seit 2014 ging es lange hin und her, wie das neue Areal einmal aussehen würde. Von einem „Vertical Village“ war die Rede, Vorbesitzer Christoph Gröner wollte in den weithin sichtbaren Turm Wohnungen einbauen und „eine der größten Geothermie-Anlagen in Deutschland (…), um weitestgehend CO2-freie Heizung und Kühlung zu gewährleisten“. Es sollten nur „ökologisch sinnvolle Baustoffe“ verwendet werden.

Das frühere Postscheckamt Berlin West gehört bis heute zu höchsten Gebäuden der Stadt

Inzwischen ist die Immobilie nicht mehr bei der CG Gruppe, sondern bei der Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, einer Projektentwicklerin, die als Investorin und Asset Managerin über 25 institutionelle Investoren als langfristige Partner mit Objekten in guten Lagen bedient. Vieles kommt nun nach Interventionen des Baustadtrats Florian Schmidt (Grüne) und dem Eigentümerwechsel anders als ursprünglich geplant. Von einem in die Höhe entwickelten „Dorf“ mit Ateliers für freischaffende Künstler ist nicht mehr die Rede. Das knapp neunzig Meter hohe Wahrzeichen West-Berlins, erbaut ab 1965, bis heute eines der höchsten Häuser der Stadt, bleibt ein Bürostandort. Nach Informationen des Tagesspiegels liegt jetzt die Baugenehmigung für den Umbau des Hochhauses (Projektname „M50“) vor.

Mitte 2024 soll alles fertig sein

Bis zum zweiten Quartal 2024 soll rund um das Hochhaus ein neues klimaverträgliches Quartier entstehen – mit Wohnungen, Gewerbe und Büros unter der Marke „Die Macherei Berlin- Kreuzberg“.

Die kommunale „degewo“ baut mit und lässt hier 340 neue Wohnungen errichten – zwei Drittel davon gefördert, also zu einer sozialverträglichen Miete von 6,50 Euro pro Quadratmeter. Die städtische Gesellschaft baut auf der nördlichen Grundstücksfläche – abgeschirmt vom Verkehrslärm – sechs Wohnhäuser. Der erste Spatenstich war am 18. März 2021.

Am Landwehrkanal, auf der Straßenseite, gestaltet der private Bauherr Art-Invest Real Estate den Postbank-Turm um und errichtet drei Neubauten. In ihnen entstehen bis 2024 ca. 66 000 Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) für Büros, Geschäfte und Einzelhandel, Restaurants, Co-Working sowie ein Fitnessstudio. Dabei werden moderne Büroräume für bis zu 3000 Angestellte aus national wie international etablierten Unternehmen und Start-ups geschaffen.

Das achtgeschossige Büro- und Geschäftshaus M40 (links) ist ein stilvoller Holz-Hybrid-Bau und bietet flexibel gestaltbare Flächen, die eine natürliche New-Work-Umgebung mit Office-, Event-, Büro- und Gastromöglichkeiten schaffen sollen. Der ressourcenbewusste Entwurf stammt vom renommierten Berliner Büro Robertneun und umfasst 27.000 m² Bruttogeschossfläche oberirdisch, eine Tiefgarage mit ca. 100 Stellplätzen und bis zu 500 Fahrradstellplätze in einer Cycle-In-Bike-Garage.

© Art-Invest Real Estate/Robert Neun/Eike Becker Architekten

Aktuell laufen die Tiefbauarbeiten und das Vermietungsgeschäft: Kreuzbergkompatible Unternehmen sind besonders gerne gesehen.

"Der Design-Tower" wird nach Entwürfen von Eike Becker Architekten umgebaut

Für die Architektur zeichnen die drei international renommierten Architekturbüros Sauerbruch Hutton, Eike Becker Architekten und Robertneun Architekten verantwortlich. Herzstück des Ensembles ist der Hochhausturm „(Der Design-Tower“), den Art Invest mit rund 30 500 Quadratmeter „als ökologische Revitalisierung“ angelegt wissen will. „Den KfW55-Standard für unser M50 erreichen wir“, sagt Lena Brühne, Partnerin und Niederlassungsleiterin Berlin bei Art-Invest Real Estate. Das Quartier soll möglichst klimaverträglich errichtet werden.

Ein zentrales Biomassekraftwerk ist nicht mehr geplant

Von einem Biogaskraftwerk ist inzwischen keine Rede mehr, eine Photovoltaikanlage an der Südfassade des Hochhauses soll mit ihren 760 Quadratmetern die wichtigste Energielieferantin werden, sie wird durch weitere Module auf den Nebengebäuden ergänzt. Ob die Ökobilanz in der Balance bleibt? „Auch bei der Macherei Berlin-Kreuzberg wussten wir anfangs noch nicht, wo die Reise hingeht“, sagt Lena Brühne. „Dank der Zusammenarbeit mit den Technologieunternehmen Madaster und CAALA sind wir nun aber auf einem guten Weg. Beide Unternehmen unterstützen uns bei der Erfassung der grauen Emissionen im Herstellungsprozess und der Emissionen im Betrieb. Unser Ziel ist es, für jedes Gebäude eine Ökobilanz vorlegen zu können, die konkrete Angaben zu den CO2-Emissionen liefert.“

Der klimaneutrale Betrieb steht im Vordergrund - geheizt wird mit Fernwärme

Zwei der drei Gebäude werden mit Fernwärme versorgt, das dritte, sogenannte Holz-Carré („M40“) von Robertneun Architekten wird als Holzhybridbau mit rund 27 800 Quadratmeter ein BHKW im Keller haben. Hier sind als Nutzung Gastronomie, Event und Geschäfte geplant. Das nach Plänen des Architekturbüros Sauerbruch Hutton zu errichtende „M60“ soll mit seinen 8200 Quadratmetern klimaneutral betrieben werden und ist Büronutzungen vorbehalten. Im rückwärtigen Teil von „M60“ entsteht ein weiteres Wohnhaus („UrbanLiving“). „Beim M60 werden wir einen Rohstoff- und CO2-armen Neubau in konventioneller Bauweise schaffen“, sagt die Art-Invest-Statthalterin: „Dies erreichen wir durch die Reduktion von Beton durch Verdrängungskörper, sogenannte Bubbles, und eine kreislauffähige Keramik-Doppelfassade mit Prallscheiben. Der Fokus liegt hier auf dem CO2-freien Betrieb."

Hochhaus mit Sockel. Hier kann es auf einer 200 Meter-Laufstrecke rund gehen.

© Art-Invest Real Estate/Eike Becker Architekten

Auf dem Hochhaus, das Eike Becker Architekten umgestaltet, wird eine öffentlich zugängliche Rooftop-Bar ihren Platz finden; im Erdgeschoss soll ein Nachbarschaftscafé einziehen. Der Sonnenschutz im M50 wird außenliegend installiert und als schienengeführte Außenjalousie mit Lamellen ausgeführt. „Dadurch und durch eine außerordentliche Wärmeschutzverglassung gelingt es die Wärmelast auf den Ost- und Westfassaden deutlich zu reduzieren“, hofft Lena Brühne.

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