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Die Baustelle „Möckernkiez“ lag lange brach. Doch nun scheint wieder Bewegung in das Genossenschaftsprojekt am Gleisdreieck zu kommen.

©  Thilo Rückeis

Immobilien: Kreuzberg ist der Taktgeber der Großstadt

Im alten Postbezirk 61 wird gebaut wie lange nicht - vor allem in der Nähe des Tempodrom. Dort könnte es bald auch mit dem Möckernkiez weitergehen.

Wer die Yorckbrücken unterquert und auf Kreuzberger Terrain gelangt, bekommt linkerhand vier Rohbauten zu Gesicht, die unvermittelt in der Landschaft stehen. Das Genossenschaftsprojekt Möckernkiez liegt seit einem Jahr im Dornröschenschlaf. Vorstand und Mitglieder hoffen Tag für Tag, dass die benötigte Kreditzusage der Geldinstitute endlich eintrifft und das Bauen weitergehen kann. 464 Wohnungen sollen direkt am Gleisdreieckpark entstehen.

Erst am Freitag wurde bekannt, dass es mithilfe eines Darlehens eines Weißen Ritters - ein Unternehmen, das bei einer geplanten feindlichen Übernahme dem Übernahmekandidaten zu Hilfe kommt - vielleicht doch bald weitergehen kann. Doch so weit ist es noch nicht.

Mit anderen neuen Häusern im Kiez geht es schneller. In Sichtweite vom noch unvollendeten Modellprojekt, an der Horn-, Ecke Möckernstraße, ist die einstige Baulücke schon lange Geschichte. Das Eckgebäude mit 14 Eigentumswohnungen und einem Gewerbe am repräsentativen Eingang zum Park steht kurz vor der Fertigstellung.

Schon lange wurde im alten Kreuzberger Postbezirk 61 nicht mehr so viel gebaut wie in diesen Monaten.

Postgebäude wurde Crowne Plaza

Auf der anderen Seite vom Landwehrkanal hat sich die dreieckige Brachfläche hinter dem ehemaligen zentralen Briefverteilpostamt SW 11 an der Möckernstraße in einen veritablen Bauplatz verwandelt. Aus einem Teil des Postgebäudes ist bereits das Hotel Crowne Plaza gleich gegenüber vom Tempodrom geworden. Und jetzt wird auch der ehemals sehr geräumige und verlassen wirkende Parkplatz umgekrempelt. In der Tiefe arbeiten die Bauleute an den Fundamenten, während sich an der Stresemannstraße bereits hohe Sandberge türmen. Genau dort werden demnächst die Häuser für die ersten beiden Bauabschnitte des Projekts „Yours“ errichtet.

Wie Riehmers Hofgarten soll der Gebäudekomplex des Yours hinter dem ehemaligen Briefverteilpostamt an der Möckernstraße wirken.
Wie Riehmers Hofgarten soll der Gebäudekomplex des Yours hinter dem ehemaligen Briefverteilpostamt an der Möckernstraße wirken.

© Visualisierung: Yours

Der holländische Projektentwickler Reggeborgh hat mit dem Slogan „It's all yours“ schon frühzeitig den Fokus auf die künftigen Bewohner gelegt. Sie sind eingeladen, sich dieses Quartier anzueignen. Bei der exzellenten Innenstadtlage ist dies mehr als nur ein vages Versprechen. Gropiusbau, Potsdamer Platz, Tempodrom und Checkpoint Charlie sind gerade mal einen Spaziergang entfernt. Mehr City geht nicht.

Angesichts des attraktiven Umfelds hat der Vertrieb der ersten 53 Eigentumswohnungen durch die Allod auch schon begonnen. Die Verkaufspreise für die Wohnungen an der Stresemannstraße Ecke Möckernstraße pendeln zwischen rund 200.000 Euro für eine Zwei-Zimmer- Wohnung mit 50 Quadratmetern und etwa 560 000 Euro für eine Vier-Zimmer-Bleibe mit 101 Quadratmetern. 115 Eigentumswohnungen sind im Angebot.

Naturstein und Holzverkleidungen

Hinzu kommen 46 Mietwohnungen in zwei Häusern an der Blockkante zur Halleschen Straße hin. Noch ist von diesen Gebäuden nicht viel zu sehen, die Vermietung beginnt aber schon im kommenden Jahr.

Zum ganzen Yours-Projekt zählen acht Häuser mit sechs bis acht Wohngeschossen. Die Anlage soll vom Typus her mit dem ruhigen geschützten Innenbereich samt einer vorhandenen „majestätischen Eiche“ an Riehmers Hofgarten erinnern. Dieser Klassiker aus der Gründerzeit mit seiner verwunschenen Gartenanlage inmitten des Kreuzberger Trubels wird immer wieder gern als Vorbild für die moderne Stadtgestaltung dieser Tage genommen.

Für die Architektur von Yours zeichnet das Büro von Tobias Nöfer verantwortlich. Neben der Verwendung von Naturstein und Holzverkleidungen in den Lobbies und „exquisiten Materialien“ in den Wohnungen gehören beidseitig angelegte Balkone zu den Besonderheiten. Alles in allem verspricht der Werbeprospekt „das Privileg von atemberaubender Wohnqualität“. Keine Frage, wer hier künftig wohnt und lebt, darf sich auf „diskreten Luxus“ freuen.

Auch unterhalb des Kreuzbergs drehen sich die Betonmischer

Das Projekt "Metronom" entsteht an der Halleschen Straße gegenüber der Clara-Grunwald-Grundschule (links im Bild unterhalb des Tempodrom).
Das Projekt "Metronom" entsteht an der Halleschen Straße gegenüber der Clara-Grunwald-Grundschule (links im Bild unterhalb des Tempodrom).

© Visualisierung: Promo/Manuel Freuendorf

Mit dem Projekt „Metronom“ von Kondor Wessels – zu dieser Firmengruppe gehört auch Reggeborgh – an der Halleschen Straße wird die Blockkante hin zum Crowne-Plaza-Hotel geschlossen. Die 74 Stadtwohnungen gegenüber der Clara-Grunwald-Grundschule haben zwei bis vier Zimmer mit 46 bis etwa 100 Quadratmetern Fläche. Eine Wohneinheit liegt mit 144 Quadratmetern deutlich darüber.

Wer an einem solchen „inspirierenden Wohnort von höchster Lebensqualität“, so die Eigenwerbung, seine nächsten Jahre verbringen möchte, muss schon etwas tiefer ins Portemonnaie greifen. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet laut Preisliste rund 199 500 Euro, eine 3,5-Zimmer-Dachgeschosswohnung 519.500 Euro. Für Interessenten ist Eile geboten. Von den 74 Eigentumswohnungen sind nämlich nur noch 23 frei verfügbar. Den Vertrieb hat die Strategis übernommen.

Was den Projektnamen betrifft, haben sich die PR-Leute der musikalischen Vielfalt Berlins verschrieben. Die Stadt habe nämlich einen „typischen, unverwechselbaren Klang“ – daher fiel die Wahl auf das als Taktgeber bekannte Metronom. Die Vielstimmigkeit an der Halleschen Straße spiegele sich im Jazz von Kreuzberg, im Pop vom Potsdamer Platz und in der Klassik vom Gendarmenmarkt. Den wechselnden Rhythmen der Großstadt wurden denn auch die Designlinien in der Innenausstattung nachempfunden. Neben Jazz, Pop und Klassik gibt es nur noch die Marke Exklusiv.

Mit Hochdruck wird am Platanenhof der Baywobau gearbeitet

Wer nun glaubt, dass der Bedarf an exklusivem Wohnraum im Szenequartier am Kreuzberg mit Projekten wie Yours und Metronom erschöpft sein sollte, muss sich eines Besseren belehren lassen. Am anderen Ende der Großbeerenstraße, 15 Gehminuten entfernt, drehen sich ebenfalls die Betonmischer. Von den Baugerüsten dringen ohrenbetäubende Schleifgeräusche hin zur Methfesselstraße.

Mit Hochdruck wird am Projekt Platanenhof der Baywobau gearbeitet. Dort am südlichen Bereich hinter dem Kreuzberg entsteht das letzte Wohnsegment für das Viktoria-Quartier: 51 Eigentumswohnungen am Eberhard-Roters-Platz unterhalb des Kreuzbergs. Doch die sind auch schon alle weg. Michael Winkler vom Verkaufsbüro: "Es sind gerade noch drei Wohnungen verfügbar, darunter eine Vier-Zimmer-Wohnung, 104 Quadratmeter, für 482.000 Euro." Den Verkäufer kann die starke Nachfrage nur freuen, denn fertig ist das Projekt aus einem denkmalgeschützten Altbau und zwei Neubauten erst im Sommer 2016.

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