zum Hauptinhalt
Die nächste Ausstellung im Bauprojekt Glint soll zum Gallery Weekend vom 27. bis 29. April stattfinden.

© Andreas Schimanski

Bauprojekt Glint: Wie ein Gründerzeithaus in Mitte auf Zukunft getrimmt wird

Kratzputz war gestern: Immobilienentwickler Copro erweckt den Gebäudekomplex an der Tauben-/Ecke Glinkastraße zu neuem Leben.

Es ist einer der letzten Gebäudekomplexe in der Nähe der Friedrichstraße, der noch das Flair der Berliner Wendezeit atmet. Der Putz bröckelt von der Fassade, an den Eingangstüren prangt Graffiti und im Hof kämpfen sich Baumtriebe durch den Asphalt. Ein Blumenladen mit Weihnachtsdekoration und ein verlassen aussehender Späti wirken in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gucci und Escada irgendwie deplatziert.

Doch mit dem Immobilienentwickler Copro kehrt in dieses Relikt vergangener Zeiten an der Tauben-/Ecke Glinkastraße bald neues Leben ein. Im Eckgeschäft befindet sich bereits ein moderner Showroom. Modelle und Visualisierungen helfen darin der Fantasie möglicher Käufer auf die Sprünge und zeigen wie das Projekt mit dem klangvollen Namen Glint als eine Kombination aus Alt- und Neubau einmal aussehen soll: Penthäuser mit geschwungenen Treppen und großer Dachterrasse, großzügige Grundrisse, Innenausstattung vom Feinsten.

Noch ist für diese Visionen tatsächlich viel Vorstellungskraft notwendig, denn der graue Kratzputz aus DDR-Zeiten lässt die einst mit Stuck im Neo-Renaissance-Stil und schmiedeeisernen Dachverzierungen geschmückten Fassaden ziemlich unansehnlich wirken. Copro möchte die alte Grandezza wieder herstellen und mit modernen Elementen verbinden.

Als Marketingstrategie für die Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis ab 9900 Euro aufwärts setzt Copro auf Kunst und Geschichte: Ein extra für den Verkauf herausgegebenes Buch zeichnet die Historie der Häuser, die zwischen 1873 und 1886 erbaut wurden, nach. Demnach waren die Eigentümer der Gründerzeitbauten mit Vorder-, Hinterhaus und Seitenflügel Handwerker und Geschäftsleute, die in den Häusern lebten und arbeiteten und die restlichen Wohnungen vermieteten.

Kunst soll eine wichtige Rolle spielen

Unbeschadet überdauerte der Gebäudekomplex den Ersten Weltkrieg, wurde 1940 Eigentum der Reemtsma Cigarettenfabriken und fast abgerissen. Doch dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Besonders der charakteristische Turm bekam einen Schlag und wurde zu DDR-Zeiten nur notdürftig repariert. Nach der Wende wechselten die Häuser mehrmals die Besitzer und waren zeitweise besetzt.

Bis die neuen Eigentümer einziehen können, überbrückt Copro mit Kunstprojekten die Bauzeit. „Kunst zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Projektentwicklung“, sagt Nadir Guediri, Geschäftsführer der Copro Projektentwicklung GmbH. „Bereits vor Baubeginn finden regelmäßig Ausstellungen im Glint statt – etwa mit Lichtinstallationen, die die historische Substanz in neuem Glanz erstrahlen lassen.“

Unter der künstlerischen Leitung von Kurator Rüdiger Lange wird die nächste Ausstellung zum Gallery Weekend vom 27. bis 29. April stattfinden. „Wenn man die künstlerische Reflexion einbezieht, entsteht auf vielen Ebenen eine neue Qualität des Wohnens, des Handelns, des Denkens“, lautet Langes Credo.

Auch im fertigen Projekt soll Kunst eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel bei der Gestaltung der Gemeinschaftsflächen. Gemeinschaft wird nämlich groß geschrieben im Glint: Eine kuschlige Kaminlounge, die „Hofoase“ oder das großbürgerliche Entrée mit der historischen Pförtnerloge sollen Begegnungsorte für die Nachbarn sein und der Anonymität der Großstadt Gemeinsinn und Geborgenheit entgegensetzen. „Im Glint soll man begrüßt werden in seinem eigenen Zuhause, nicht nur vom Concierge, sondern auch von den Menschen, mit denen man Tür an Tür lebt“, heißt es im Verkaufsprospekt.

Die Architekten wollen den alten Charme wiederherstellen

Doch wer sind diese Nachbarn? Mit Glint möchte Copro Menschen ansprechen, „die das Besondere suchen, die eine Affinität für Kunst, Kultur und Design haben, die mitten in der Stadt leben möchten und dabei die vornehme Distanz zu den Touristenströmen der Stadt suchen.“ Ob Berliner oder Zugereister, der „Mindset“ sei entscheidender als die Herkunft.

Für das Architektenpaar Christopher Graf von Bothmer und Anastasia Gräfin von Bothmer bringt das Bauen im denkmalgeschützten Bestand viele Herausforderungen mit sich. Ihr Ziel ist es, den Charme der alten Bauten wiederherzustellen. „Dass das Ensemble unter Denkmalschutz steht, ist ja auf den ersten Blick gar nicht nachzuvollziehen – die Fassaden sind abgestuckt und schmucklos, die Dächer nach dem Krieg als Notdächer einfach errichtet“, stellt Christopher Graf von Bothmer fest. „Bei näherer Betrachtung sieht man aber an vielen Details wie der verzierten schmiedeeisernen Eingangstür des Eckgebäudes, dass die Häuser in ihrer Jugend einmal eine Schönheit gewesen sein müssen. Das wollen wir wieder herausholen, ohne dabei den Ursprungszustand zu imitieren.“

So möchten die Architekten die Fassade nach den Regeln der Gründerzeit wieder fein gliedern. Neue Dächer und Traufen werden sich am Urzustand orientieren und nach oben den Abschluss der gründerzeitlichen Fassaden bilden.

Ein Drittel der Wohnungen sind bereits reserviert

Der Neubau dahinter orientiert sich an diesen Proportionen. „Wir nehmen sie ernst und geben ihnen eine moderne Sprache: Eine Stahl-Glas-Konstruktion wird die historische Form aufnehmen, die tragende Konstruktion von außen aber kaum sichtbar sein, sie wird nur durchschimmern. Schimmern ist übrigens auch die deutsche Übersetzung des Wortes Glint“, so der Architekt.

Neben der Fassade soll auch der Turm in Anlehnung an historische Bilder wieder aufgebaut werden. Er wird Teil eines Penthauses sein, das dank seiner großflächigen Atelierverglasung einen spektakulären Blick über die Stadt bietet bis zur Reichstagskuppel und über den Gendarmenmarkt hinweg. Offene Grundrisse in Kombination mit hochwertigen Materialien sorgen im Inneren für ein großzügiges Wohngefühl. Dank Smart Home-Technologie ist das Projekt auch technisch auf der Höhe der Zeit. Elektro-Fahrräder und -Tankstellen sorgen für die nachhaltige Mobilität der Großstadtbewohner.

Wer sich für die 72 Eigentumswohnungen zwischen 25 bis 330 Quadratmetern und die sechs Gewerbeeinheiten interessiert, muss sich beeilen. Ein Drittel sind angeblich bereits vor Verkaufsstart reserviert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false