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Mieten runter - eine häufig gehörte Forderung in Berlin.

© Müller-Stauffenberg/Imago

Immer weniger Sozialwohnungen: „Die Wohnungslücke wird größer“

Baugewerkschaft schlägt Alarm: „Der Bestand schmilzt weg“. Öffentliche Hand müsste 12,5 Milliarden Euro im Jahr investieren.

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Die Situation auf dem Wohnungsmarkt wird immer dramatischer: Der Bestand an Sozialwohnungen „schmilzt regelrecht weg“, es wird weniger gebaut und gleichzeitig gibt es in diesem Jahr besonders viele Geflüchtet, die günstigen Wohnraum brauchen. „1987 kamen auf 100 Mieterhaushalte 25 Sozialwohnungen - heute sind es nur noch fünf“, erläuterte Robert Feiger, Vorsitzender der Baugewerkschaft IG BAU, am Mittwoch den Mangel. Ende der 1980er-Jahre gab es noch rund vier Millionen Sozialwohnungen – allein im Westen. Heute sind es bundesweit nur noch rund 1,1 Millionen.

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Rein rechnerisch sei im vergangenen Jahr alle 19 Minuten eine Wohnung vom Sozialwohnungsmarkt verschwunden, indem sie aus der Sozialbindung rausfällt. Aber nur alle 25 Minuten komme eine durch Neubau hinzu. „Die Situation wird sich in diesem Jahr nochmals dramatisch verschlechtern“, sagte Feiger am Rande des Gewerkschaftstages der IG BAU, die mit 220.000 Mitgliedern zu den kleineren DGB-Gewerkschaften gehört. Ende des Jahres würden mehr als 700.000 Wohnungen fehlen.

Warnung vor dem Gastro-Effekt

„Deutschland erreicht eine neue Talsohle beim sozialen Wohnen, und das bei einem Zuwanderungshoch“, sagte der Gewerkschafter und hatte ein paar Handlungsempfehlungen für die Politik parat. Um 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu fördern, müssten Bund und Länder zusammen mindestens 12,5 Milliarden Euro bereitstellen. Neben dem Neubau sieht Feiger Potenzial beim Umbau von Büroraum zu Wohnungen und in der Dach-Aufstockung.

In der Rezession haben er die Befürchtung, dass die in den letzten Jahren mühsam aufgebaute Kapazität am Bau – gut 235.000 Bauarbeiter in den letzten fünf - schrumpfen dürfte. „Wer geht, ist weg“, warnte Feiger vor dem „Gastro-Effekt“: Während der Pandemie hatten Zehntausende ihre Arbeitsplätze in Hotels und Gaststätten aufgegeben und sich neue Jobs gesucht.

Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU, auf dem Gewerkschaftskongress in Kassel, wo er für vier weitere Jahre gewählt wurde.

© Swen Pförtner/dpa

Feiger kündigte an, die IG BAU werde „dafür sorgen“, dass die von der Bundesregierung angekündigte Inflationsprämie von 3000 Euro auch bei den Beschäftigten ankomme. „Wir werden die bis zu 3000 Euro brutto gleich netto vom Chef am Tariftisch verhandeln“, sagte Feiger. Mit Blick auf den Mindestlohn, der im Oktober von 10,45 auf zwölf Euro steigt, forderte der Vorsitzender der IG BAU, der Mitglied der Mindestlohnkommission ist, mehr Kontrollen und dafür mehr Kontrolleure.

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„Wenn man wie in der Landwirtschaft damit rechnen kann, dass in mehr als 90 Jahren nur ein einziges Mal ein Kontrolleur der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FSK) vorbeikommt, dann ist das Kontrollrisiko nahe Null“, sagte Feiger. Waldarbeiter würden nur alle 25 Jahre kontrolliert, auf dem Bau ziehe sich die „Kontroll-Pause“ über 20 Jahre und in der Gebäudereinigung über 15 Jahre. „Bundesweit müssen mindestens 16.000 FKS-Kontrolleure im Einsatz sein“, meinte Feiger. Mehr als doppelt so viele wie heute

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