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Ehrgeizige Ziele. Der Einrichtungskonzern plant große Umwälzungen in allen Bereichen.

© imago/Ina Peek

Gut, besser, klimapositiv: Welche Rolle Ikeas Köttbullar für die Klimabilanz des Konzerns spielen

Firmen planen, mehr als nur CO2-neutral zu arbeiten. Wie soll das funktionieren? Eine Erklärung am Beispiel von Ikea und Henkel.

Mehr als nur klimaneutral wollen Konzerne wie Ikea oder Henkel sein. Sie haben sich vorgenommen, bald klimapositiv zu wirtschaften – also das Klima nicht nur nicht belasten, sondern für Entlastung sorgen, in dem sie etwa mehr saubere Energie erzeugen, als sie selbst benötigen. Treibhausgase sollen über das hinaus reduziert werden, was durch die Produktion und Geschäftstätigkeit entsteht. Wichtig: Dieses Ziel soll ohne den Kauf von Emissionszertifikaten erreicht werden, also ohne den Ausgleich von Emissionen etwa durch die Förderung von Aufforstungsprojekten in Ländern des globalen Südens.

Die Möbelhauskette Ikea sieht sich hier auf einem guten Weg. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen den Umsatz in Deutschland um 6,5 Prozent gesteigert und die Klimabilanz gleichwohl um 4,3 Prozent verbessern können. Das wurde unter anderem dadurch erreicht, dass Ikea selbst 40 Windkraftanlagen betreibt und nur noch LED-Lampen nutzt.

Noch bezieht Ikea einen Teil der Energie aus nicht erneuerbaren Quellen. 2025 aber soll der Strom zu 100 Prozent grün sein. Die Investitionen in Windkraft- und Solaranlagen auf und an den eigenen Märkten will Ikea weiter forcieren. Einen weiteren Schritt sehen die Schweden in der Weiterentwicklung des Sortiments Richtung Energieeffizienz.

Bis 2030 sollen alle Produkte aus erneuerbaren oder wiederverwendbaren Materialien hergestellt werden. Aktuell stammt nach Angaben des Unternehmens 90 Prozent des Holzes für die Möbel aus nachhaltigen Quellen. Ein weiterer Schritt sei der Verkauf von ausschließlich recycelbaren Batterien. Noch stärker als bislang will Ikea unter dem Motto „Zweite Chance“ Kunden ermöglichen, Möbel über die Märkte instand zu halten oder weiterzugeben.

Henkel will 2040 klimapositiv sein

Ab 2025 sollen bei Ikea bestellte Waren ausschließlich emissionsfrei ausgeliefert werden. Auch die Emissionen der Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit sollen gesenkt werden. Kunden, die ein Elektroauto fahren, sollen es an allen 54 Märkten aufladen können. Auch seine Restaurants bezieht Ikea in die Strategie ein – durch Gerichte auf pflanzlicher Basis. Als Beispiel verweist Sprecherin Nold auf neue pflanzliche Proteinbällchen. „Die Klimabilanz liegt bei nur vier Prozent im Vergleich zu den Fleischbällchen. Da wir davon jährlich eine Milliarde verkaufen, sehen wir hier ein enormes Potential.“

Mit seinem Ansatz ist Ikea noch ein Stück ehrgeiziger als der Konsumgüter-Konzern Henkel. Der will 2040, also zehn Jahre später, klimapositiv wirtschaften. „Wir wollen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb gehen wir einen deutlichen Schritt über klimaneutral hinaus“, sagte Vorstandschef Carsten Knobel.

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Bezogen auf 2010 will Henkel den CO2-Fußabdruck der eigenen Standorte bis 2025 um 65 und bis 2030 um 75 Prozent mindern. Energieeffizienz ist ein Teil der Strategie, der andere, Strom nur noch aus erneuerbaren Quellen zu beziehen. Die Abläufe in der Logistik sollen optimiert werden, um die Emissionen beim Transport zu reduzieren.

Von Appellen bis Dämmstoffen

In der Produktion sollen fossile Brennstoffe durch klimaneutrale Alternativen wie Biogas oder Gas aus der CO2-Umwandlung ersetzt werden. „Bis 2040 werden alle verbleibenden fossilen Brennstoffe, die in der Produktion eingesetzt werden, auf klimaneutrale Alternativen umgestellt“, versichert Knobel. Schon bis 2025 wolle man Verbraucher, Kunden und Lieferanten dabei unterstützen, insgesamt 100 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Dazu zählen auch Appelle, bei niedrigeren Temperaturen zu waschen. Mit Automobilherstellern sucht Henkel Lösungen für den Leichtbau, zudem sollen Dämmstoffe für Fassaden optimiert werden.

Überschüssige, nicht benötigte CO2-freie Energie will der Konzern künftig an Dritte abgeben. So vermeide man Emissionen aus eigenen Aktivitäten und ermögliche es Dritten, durch die Nutzung sauberer Energie Emissionen zu reduzieren. „Die Versorgung anderer mit dieser Energie bedeutet, dass unsere Standorte klimapositiv werden“, heißt es bei Henkel.

Verpackung und Entsorgung im Fokus

Auch auf die Rohstoffe wirft der Konzern ein Auge. Sie stünden für 27 Prozent des CO2-Fußabdrucks. Der soll etwa durch den Einkauf von nachhaltig gewonnenem Palmöl und die Unterstützung von Kleinbauern gemindert werden. Zwei Drittel des Fußabdrucks entfalle auf die Nutzung der Produkte. Schließlich gehe es auch um Verpackungen und ihre Entsorgung.

Sie stehen bei Henkel für vier Prozent des CO2-Fußabdrucks. Statt energieintensiv hergestellter Kunststoffe will der Düsseldorfer Konzern für Verpackungen recycelbare Materialien und recyceltes Material verwenden und damit die Kreislaufwirtschaft fördern.

Ikea und Henkel sehen in den Anstrengungen hin zu einer positiven Klimabilanz eine große Chance, kreativ zu werden und innovative Lösungen zu entwickeln. „Wir wollen zeigen, dass nachhaltige Lösungen clever, intuitiv, aber gleichzeitig auch erschwinglich sein können“, sagt Ikea-Sprecherin Nold. Einzelne, wenige Leuchtturmprojekte seien nicht ausreichend, betont Knobel. Es müsse um das gesamte Unternehmen gehen. In Nachhaltigkeit und Klimaschutz sieht er ein zentrales Element der strategischen Ausrichtung – und einen Wettbewerbsvorteil.

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