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Glyphosat: Ist das Unkrautvernichtungsmittel bei bestimmungsgemäßem Gebrauch krebserregend? Darum wird gestritten.

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Update

Glyphosat: Bayer bietet angeblich Milliardenvergleich an

Um die Klagewelle zu beenden, will der Konzern acht Milliarden Dollar zahlen, meldet Bloomberg. Doch der US-Vermittler widerspricht.

Um das Glyphosat-Desaster in den USA zu beenden, strebt Bayer nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg jetzt doch einen Vergleich mit den Klägern an. Der Konzern bietet angeblich sechs bis acht Milliarden US-Dollar (7,15 Milliarden Euro) an, wenn im Gegenzug die Klagen gegen die US-Tochter Monsanto fallen gelassen werden. Die Klägeranwälte fordern aber angeblich mehr als zehn Milliarden Dollar.

Bloomberg beruft sich auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person, Bayer wollte sich zu dem Bericht am Freitag auf Anfrage nicht äußern. Bloomberg beruft sich auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person, Bayer wollte sich zu dem Bericht am Freitag auf Anfrage nicht äußern. Der im Glyphosat-Streit als Vermittler eingesetzte US-Staranwalt Ken Feinberg sagte jedoch dem "Handelsblatt", „eine solche Erklärung ist reine Fiktion“. Kompensationen seien in den bisherigen globalen Mediationsgesprächen noch nicht einmal angesprochen worden.

An der Börse schlug die Nachricht am Morgen aber zunächst wie eine Bombe ein. Die in der Vergangenheit arg gebeutelte Aktie legte in der Spitze um mehr als elf Prozent zu, gab jedoch im Handelsverlauf einen Großteil der Gewinne wieder ab.

Der erste Prozess: Vor einem Jahr verlor Bayer den Prozess gegen Dewayne Johnson. Der Hausmeister hatte Glyphosat auf Schulhöfen versprüht.
Der erste Prozess: Vor einem Jahr verlor Bayer den Prozess gegen Dewayne Johnson. Der Hausmeister hatte Glyphosat auf Schulhöfen versprüht.

© AFP

Bayer sieht sich in den USA mit einer Klagewelle gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat konfrontiert. Mehr als 18.400 Klagen sind anhängig. Die Kläger glauben, dass das Mittel krebserregend ist. In den ersten drei Prozessen haben sich die Geschworenenjurys dieser Auffassung angeschlossen und haben Bayer zu hohen Schadensersatzzahlungen verurteilt. Zwar haben die Richter in allen Fällen die Schadensersatzsummen später drastisch reduziert, an der grundsätzlichen Verurteilung hat das aber nichts geändert. Glyphosat wird von Monsanto hergestellt. Das US-Unternehmen gehört seit dem vergangenen Jahr zu Bayer. Die Leverkusener hatten 63 Milliarden Dollar für die Übernahme bezahlt. Es war der teuerste Deal, den ein deutsches Unternehmen jemals gemacht hatte.

Dramatische Kursverluste im letzten Jahr

Doch den Aktionären hatte Monsanto bislang wenig Freude gebracht. Wegen der Klagerisiken rund um Glyphosat hatte die Aktie dramatisch an Wert verloren, zwischenzeitlich war der Wert des Unternehmens unter die Kaufsumme für Monsanto gerutscht. Auch nach der jüngsten Kurserholung notierten die Papiere immer noch um rund 28 Prozent tiefer als vor der ersten Prozessniederlage in den USA im vergangenen August.

Bayer hatte stets betont, die Sache vor Gericht auszufechten zu wollen. Der Konzern ist der Auffassung, dass Glyphosat bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht gesundheitsschädlich ist. Das sehen auch sämtliche Zulassungsbehörden so. Einzig die Krebsforschungsagentur der WHO ist anderer Meinung und stuft Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein - genauso wie rotes Fleisch. Die Kläger in den USA berufen sich in den Verfahren auf diese Einschätzung.

Bayer-Chef Werner Baumann will sich einem wirtschaftlich sinnvollen Vergleich nicht verschließen.
Bayer-Chef Werner Baumann will sich einem wirtschaftlich sinnvollen Vergleich nicht verschließen.

© REUTERS

Dass die Auseinandersetzung letztlich mit einem Vergleich enden würde, war absehbar und ist in den USA der Normalfall bei Massenprozessen. Allerdings hatte Bayer gehofft, vorher Erfolge vor Gericht feiern zu können, etwa in den Berufungsverfahren gegen die ersten Urteile. Das würde die Vergleichssummen senken. Sollten sich die Bloomberg-Informationen bestätigen, läge die Summe, die jetzt im Gespräch ist, allerdings deutlich niedriger als von Analysten erwartet. Dort hatte man mit Größenordnungen von 15 bis 20 Milliarden Euro spekuliert.

US-Staranwalt Ken Feinberg verhandelt

Parallel zu möglichen Berufungsverfahren war Bayer auf Anweisung des kalifornischen Bezirksrichters Vince Chhabria in Mediationsverhandlungen eingetreten. Zum Mediator hatte Chhabria den Anwalt Ken Feinberg bestimmt. Möglicherweise hatte dieser nun Erfolg. In welcher Form auch immer.

Ob sich die Gerüchte bestätigen, bleibt abzuwarten. Ein eigentlich für den 19. August angesetzter Prozess in der Monsanto-Heimatregion St. Louis war zumindest vor wenigen Tagen verschoben worden. Bayer-Chef Werner Baumann hatte kürzlich durchblicken lassen, dass er sich einem wirtschaftlich sinnvollen Vergleich nicht verschließen wolle. Der Vorstand bekommt auch Druck vom Hedgefonds Elliott. Elliott hat zwei Prozent an Bayer. Insidern zufolge will er einen Vergleich in den USA.

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