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Kratzer am Stern. Im Juni sind zum ersten Mal seit 63 Monaten die Verkaufszahlen gesunken.

© Michaela Rehle/ REUTERS

Gewinn bricht ein: Daimler auf Schleuderkurs

Die Dieselkrise, neue Abgastests und hohe Sonderkosten - Daimler hat ein mageres Quartal hinter sich. Aber die Börse interessiert sich für etwas anderes.

Es war ein Schock mit Ansage: Daimler hat im vergangenen Quartal einen Gewinn- und Renditeeinbruch erlitten, wie der Autobauer am Donnerstag erwartungsgemäß bekanntgab. Eine Fülle von Sondereinflüssen haben den Stuttgartern das Geschäft verdorben: kostspielige Software-Updates für Dieselfahrzeuge, Auslieferungsstopps, der neue Abgasteststandard WLTP, hohe Rabatte in China, Ärger in den USA und Altlasten des Mautsystems Toll Collect. „Die Autoindustrie und damit auch wir haben eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern“, sagte Daimler- Chef Dieter Zetsche. Zum ersten Mal seit 63 Monaten hatte er im Juni sinkende Verkaufszahlen veröffentlicht. Die gute Rendite im Pkw-Segment von 10,0 Prozent sank auf 8,4 Prozent.

Konzern in drei rechtlich selbstständigen Einheiten

An der Börse schlugen die schlechten Nachrichten trotzdem nicht ein. Hier überwog am Donnerstag die Erleichterung darüber, dass die deutschen Autobauer vielleicht von höheren US-Zöllen verschont werden. Gut kam auch an, dass der Aufsichtsrat den geplanten weitreichenden Umbau der Konzernstruktur billigte. So soll Daimler in die drei rechtlich selbstständigen Einheiten Mercedes- Benz, Truck und Mobility gegliedert werden, teilten Vorstand und Aufsichtsrat mit. Der Börse gefällt, dass der Autobauer damit flexibler und rentabler werden will, außerdem bleibt Raum für Spekulationen über eine mögliche Abspaltung einer Konzernsäule. Die Kosten für den Umbau einschließlich Steuereffekten bezifferte Daimler auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Endgültig beschlossen werden soll das Vorhaben von den Aktionären auf der Hauptversammlung im nächsten Jahr. Den Mitarbeitern sicherte das Unternehmen eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2029 zu. Zudem stellte Daimler bis 2024 Investitionen von 35 Milliarden Euro in seine deutschen Standorte in Aussicht.

Rabatte in China und Maut-Altlasten

In der Quartalsbilanz zeigt sich ein ungewohntes Bild für den bislang erfolgreichsten Premiumhersteller der Welt: Die Minuszeichen dominieren. Der Umsatz fiel noch vergleichsweise moderat um ein Prozent auf 40,8 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) sackte aber deutlich um 30 Prozent auf 2,6 Milliarden ab. Unterm Strich verdiente Daimler mehr als ein Viertel weniger: 1,8 Milliarden Euro. Im Kerngeschäft mit der Marke Mercedes-Benz sank das Ebit um ein Fünftel auf 1,9 Milliarden Euro. Hier machten sich die Rabatte bemerkbar, die auf dem wichtigen chinesischen Markt gewährt werden mussten, weil Kunden dort sinkende Zölle für Autos aus Europa für ihre Preisverhandlungen bei den Händlern nutzten. Weil China als Gegenmaßnahme zu US-Zöllen Autos aus den USA mit höheren Einfuhrabgaben belegt, hatte Daimler schon vor wenigen Wochen seine Ergebnisprognose gesenkt.

Hart war im vergangenen Quartal der Einbruch in der Finanzierungs- und Beteiligungssparte. Grund hierfür sei die Beendigung des Schiedsverfahrens mit dem Bund beim Mautbetreiber Toll Collect, bei der Daimler mehr als 400 Millionen Euro zahlen musste.

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