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Die EZB-Chefaufseherin Claudia Buch ruft Banken dazu auf, mehr in ihre Widerstandsfähigkeit zu investieren.

© imago/IPON/imago

Geschäftsmodelle von Banken unter Druck : EZB-Chefaufseherin mahnt zu mehr Wachsamkeit

Die großen Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der EZB heute widerstandsfähiger als vor zehn Jahren. Doch es gibt reichlich alte und neue Risiken.

Die EZB-Bankenaufsicht mahnt Geldhäuser im Euroraum angesichts eines unsicheren Umfelds zu Wachsamkeit. Banken seien „heute besser kapitalisiert und widerstandsfähiger als zu Beginn der Bankenunion vor zehn Jahren“, bilanzierte die seit 1. Januar 2024 amtierende Chefin der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Claudia Buch, laut vorab veröffentlichtem Redetext am Montag in Brüssel. „Aber es gibt keinen Grund zur Selbstzufriedenheit“, sagte Buch.

„Der Strukturwandel in der Realwirtschaft, neu auftretende Risiken, die Digitalisierung und der verstärkte Wettbewerb können die Geschäftsmodelle der Banken in Frage stellen“, führte Buch aus, die vor ihrer Berufung auf den EZB-Posten Vize-Präsidentin der Deutschen Bundesbank war. In letzter Zeit hätten die Institute von den gestiegenen Zinsen profitiert und höhere Gewinn gemacht. „Dies bietet den Banken die Möglichkeit, ihre Widerstandsfähigkeit durch den Aufbau von Kapitalpuffern und stabilen IT-Infrastrukturen zu erhöhen.“

Wieder mehr faule Kredite

Es gebe „bereits deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Qualität der Vermögenswerte bedeutender Institute zu verschlechtern beginnt“, sagte Buch. Bis Ende 2022 habe es bei der Quote von Krediten, die nicht mehr bedient werden („Non-performing loans“/NPL) fast ununterbrochen einen rückläufigen Trend gegeben. Seit 2023 seien diese ausfallgefährdeten Kredite wieder leicht angestiegen, wenn auch weiterhin auf niedrigem Niveau. In jüngster Zeit habe sich die Aufsicht bei Kreditrisiken auf „anfällige Sektoren“ wie gewerbliche Immobilien konzentriert.

Auch der Chef der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin), Mark Branson, warnte kürzlich vor den Auswirkungen von Kreditausfällen bei gewerblichen Immobilien. „Stark spezialisierte Geschäftsmodelle oder eine schlechte Auswahl von Objekten durch die Banken könnten sogar einzelne Institute in Schwierigkeiten bringen“, hieß es in dem vor zwei Wochen veröffentlichten Bericht „Risiken im Fokus 2024“. Wegen gestiegener Baukosten sowie Kreditzinsen sinken die Preise für Gewerbeimmobilien seit Mitte des Jahres 2022.

Besonders unter Druck steht aktuell die im SDax gelistete Deutsche Pfandbriefbank (PBB). Das Institut musste im vierten Quartal seine Risikovorsorge gegen Krisen deutlich anheben. Am bereits kriselnden amerikanischen Markt, an dem die PBB mit fast 5 Milliarden Euro investiert ist, gerät das Institut daher zunehmend ins Visier von Leerverkäufern, die auf fallende Kurse setzen. Fachleute sehen dadurch bisher allerdings kein systemisches Risiko für andere deutsche Banken, weil Kredite für Gewerbeimmobilien nur einen kleinen Teil von Kreditportfolios der Banken ausmachen.

Die EZB-Bankenaufsicht war 2014 als Lehre aus der Banken- und Finanzkrise geschaffen worden. Nach jüngsten Angaben überwacht die EZB-Bankenaufsicht 113 Banken im Euroraum direkt, die für 82 Prozent des Bankenmarktes im Währungsraum stehen. Ziel ist, mit einheitlichen Regeln für die größten Geldhäuser im Euroraum für mehr Stabilität im Finanzsystem zu sorgen. (fki. mit dpa)

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