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DHL bekommt gerade so viele Bestellungen wie sonst in der Vorweihnachtszeit.

© Tom Weller/dpa

Geschäfte wieder geöffnet: Kommen die Pakete jetzt wieder schneller an?

In der Corona-Krise brauchen viele Online-Bestellungen länger als gewohnt. DHL will daher in Einzelfällen sonntags zustellen. Doch dieser Plan hat viele Gegner.

Als die Geschäfte schließen mussten, rückte der Onlinehandel in den Fokus vieler Verbraucher. Und damit auch die Zusteller. Denn wer nicht im Geschäft am Ort einkaufen kann, bestellt vielfach im Internet – und ist damit darauf angewiesen, dass die Ware auch rasch ankommt. Doch hier hapert es derzeit. Denn die Paketvolumina der vergangenen Wochen hatte kaum ein Zusteller antizipiert. Ist Besserung in Sicht?

„Im Paketgeschäft erleben wir derzeit Rekordwerte für den Frühling“, heißt es bei DHL. Die Sendungen pro Tag bewegen sich nach Konzernangaben mit neun Millionen auf dem Niveau der Vorweihnachtszeit. „Nur, dass wir keine Zeit hatten, die sonst üblichen, umfassenden Vorbereitungen zu treffen.“ Bundesweit hat DHL in den vergangenen Tagen daher 2000 neue Kräfte eingestellt, hauptsächlich im Paketbereich.

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Die Deutsche-Post-Tochter hatte zuletzt in der Kritik gestanden, weil sie bereits fertig gepackte Pakete zum Teil gar nicht mehr von den Händlern abgeholt hatte. Das zumindest hatte der Bundesverband Onlinehandel (BVOH) berichtet. Laut DHL betraf das allerdings nur Sonderabholfahrten, die nicht abgeholt werden konnten. Inzwischen sei dieser Service für Geschäftskunden in fast allen Regionen Deutschlands verfügbar.

Lässt der Paket-Boom jetzt nach?

Ob die Zahl der Sendungen nun nach Ostern und angesichts wiedereröffneter Geschäfte abebben werde, könne man nicht sagen. Überhaupt seien viele Versenderkunden nach wie vor dabei, ihre Auftragsbestände der letzten Woche abzuarbeiten, was weiterhin hohe Frequenzen im DHL-Netz bedeute. Umschlagprozesse verzögern sich jedenfalls zum Teil weiterhin wegen der Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter.

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Auch beim Konkurrenten Hermes wagt man keine Prognose, registriert aber kaum Verzögerungen im Zustellprozess. Bei Zalando heißt es, die Lieferzeiten könnten im Moment variieren; sie lägen derzeit bei vier bis sechs Tagen, bei Zalando Plus-Kunden bei ein bis zwei Werktagen. Auch bei Amazon, wo jedenfalls Prime-Kunden es gewohnt sind, ihre Ware meist schon am nächsten Tag zu erhalten, dauert es derzeit häufig länger.

Der US-Konzern liefert seine Bestellungen in der Coronakrise nach Priorität aus. Sprich: Medizinisch notwendige Artikel wie Pflaster kommen schneller als die neue Nintendo. „Dies hat dazu geführt, dass einige unserer Lieferzusagen länger als üblich sind.“ Man legt bei Amazon aber wert darauf, dass die Lieferzeiten stets transparent kommuniziert werden und diese dann auch eingehalten werden.

Sonntagszustellung von der Politik nicht gern gesehen

Um der höheren Nachfrage Herr zu werden, kennt man bei DHL einen Ausweg: Sonntagszustellungen. In Bayern gab es eine solche Ausnahmeregelung am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in der DHL-Geschichte: Rund 400 Mitarbeiter waren unterwegs, um mehr als 50.000 Pakete an private Haushalte auszuliefern, wie das Unternehmen mitteilte. Das Bayerische Arbeitsministerium hatte eine entsprechende Genehmigung erteilt.

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Doch häufig stellen sich hier sowohl Gerichte, die Politik als auch manche Betriebsräte quer. Man strebe weiterhin Sonntagsarbeit „punktuell und nach Abstimmung mit den örtlichen Betriebsräten“ an, teilt DHL dazu mit und betont: „Die Beschäftigten, die an der Sonntagszustellung teilnehmen, tun das freiwillig. Sie erhalten dafür Sonntagszuschläge und einen entsprechenden Freizeitausgleich.“ Für den morgigen Sonntag habe man aber keinen Antrag gestellt, heißt es weiter. Eine regelmäßige, bundesweite Sonntagszustellung sei nicht geplant.

Doch schon mit den punktuellen Sonntagsfahrten stößt das Unternehmen auf wenig Gegenliebe in der Politik. „Wie bereits das Verwaltungsgericht Berlin in mehreren Eilverfahren entschieden hat, liegt keine Versorgungskrise vor, die die Versorgung der Bevölkerung durch eine Sonntagszustellung von Paketen dringend nötig machen würde“, heißt es vom Bundesarbeitsministerium.

DHL empfiehlt "Ablagevertrag"

Es sei „auch politisch nicht nachvollziehbar, warum die in der Krise erheblich zusätzlich belasteten Paketzustell-Fahrer noch weiteren Zumutungen ausgesetzt werden sollen“. Der Vorstoß von DHL werde „nicht befürwortet“. Auch die Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales in Berlin weist darauf hin, dass die Zusteller schon jetzt durch vermehrte werktägliche Zustellungen extrem hoch belastet und einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt seien.

Bei Hermes gab es bislang keine Sonntags-Zustellungen. Ein etwas anderes Bild zeichnet sich in den Logistik-Centern ab. Am Standort Hückelhoven in Nordrhein-Westfalen ist mit behördlicher Genehmigung bereits an Sonntagen gearbeitet worden. Auch Anträge auf Sonntagszustellung seien denkbar.

Kunden können den Lieferanten die Arbeit indes erleichtern, indem sie einen sogenannten „Ablagevertrag“ abschließen, heißt es bei DHL. Damit kann der Zusteller die auszuliefernden Pakete an einem – zuvor vom Kunden festgelegten, sicheren – Ort ablegen. So braucht es keine persönliche Begegnung – und auch keine aufwändige Zweitzustellung oder Arbeit in der Filiale, falls kein Nachbar das Paket annehmen möchte.

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