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Energiemarkt: Gasprom gibt Übernahmekampf um Stadtwerke auf

Der russische Energieriese Gasprom schreckt wegen der "Regulierungswut" der Politik vor einem Einstieg ins Endkundengeschäft in Deutschland vorerst noch zurück. Seine europäischen Aktivitäten will der Konzern aber weiter ausbauen.

Berlin - Die Einstiegspläne in den deutschen Endverbrauchermarkt lägen wegen einer "Regulierungswut" der Politik auf Eis, auch wenn sie nicht begraben seien, sagte der Geschäftsführer der deutschen Tochter Gasprom Germania, Hans-Joachim Gornig. Dies gelte ebenso für mögliche Übernahmen von Stadtwerken. Investiert werde aber in die Erkundung von Erdgasspeichern. Vor dem Hintergrund gestiegener Preise machte Gasprom Germania 2006 einen Gewinnsprung. Der Überschuss wurde auf 383,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt. In der Tendenz sei generell weiter mit steigenden Gaspreisen zu rechnen.

Bis 2020 seien insgesamt Investitionen von drei Milliarden Euro geplant, sagte Gornig. Bei der deutschen Gasprom-Tochter mit Sitz in Berlin hat der Mutterkonzern Handels- und Beteiligungsaktivitäten in Europa gebündelt. Zu größeren Projekten in Deutschland gehört die Erkundung möglicher unterirdischer Erdgasspeicher in Hinrichshagen (Mecklenburg-Vorpommern) und Schweinrich (Brandenburg), die auf drei Jahre angelegt ist. Das Unternehmen bekräftigte, dass auch ein Einstieg ins Stromgeschäft angestrebt sei. Im brandenburgischen Eisenhüttenstadt ist der Bau eines Gaskraftwerks für 400 Millionen Euro geplant, das bis 2010 in Betrieb gehen und zunächst Strom an Industriekunden liefern soll.

Umsatzsteigerung von 86,8 Prozent

Der Absatz von Erdgas wuchs im vergangenen Geschäftsjahr um 37,5 Prozent auf 395,2 Milliarden Kilowattstunden. Rechnerisch könnte damit etwa ein Drittel des deutschen Jahresbedarfs gedeckt werden. Absatzgebiete von Gasprom Germania sind neben Deutschland aber weitere ost- und westeuropäische Länder sowie der Kaukasus. Der Umsatz der Gruppe stieg um 86,8 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro. Darin schlage sich nieder, dass die Preise im vergangenen Jahr um rund 50 Prozent gestiegen seien, hieß es.

Gornig betonte, Sorgen vor einer Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen stelle sein Unternehmen einen Ausbau von Kooperationen mit deutschen Partnern gegenüber. Mit Blick auf die Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland sagte er, am Zeitplan mit dem vorgesehenen Betriebsstart im Herbst 2010 gebe es gegenwärtig keine Änderungen. Der Gasprom-Konzern ist Mehrheitseigner des Betreiberkonsortiums Nordstream, zu dem auch Eon Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall gehören. (tso/dpa)

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