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Lernpause. Es muss ja nicht immer die Sprachreise sein – auch mit einer Lern-CD im Gepäck kann Erholung vom Vokabelpauken so aussehen. Doch Urlaub eignet sich auch für Summerschools in Berlin, E-Learning auf dem Balkon und Entspannungslehrgänge. Foto: gms

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Wirtschaft: Futter für den Geist

In den Urlaub fahren, das kann jeder. Wie man die freie Zeit für Bildung nutzt – von Sprachen bis Kursen zum Entspannungstrainer

Sonne, Strand, Entspannung und ein seichter Krimi – so könnte der Urlaub aussehen. Sprachen, Rhetorik, Informatik und viele neue Informationen – das ist die Alternative. Je nachdem, ob man sich für Urlaub oder Weiterbildung entscheidet. Und manchmal geht sogar beides. Hat man sich für eine Weiterbildung entschieden, ist die wichtigste Frage, ob man seinen richtigen Urlaub dafür verwenden möchte – oder ob man Bildungsurlaub beantragt. Dann kann man den Bildungsprämiengutschein nutzen, um einen Teil der Kursgebühren zu bezahlen. Manche Arbeitgeber übernehmen dann die andere Hälfte. 7988 Berliner haben im Jahr 2009 Bildungsurlaub genommen, heißt es bei der Senatsverwaltung. Mehr als 60 Prozent davon seien Frauen gewesen. Wie viele Menschen privat Weiterbildungsmöglichkeiten im Urlaub nutzen, wird in der Statistik nicht erfasst. Wer auf der Suche nach Kursen ist, die als Bildungsurlaub anerkannt werden, findet eine Liste im Internet unter: www.berlin.de/sen/arbeit/bildungsurlaub/suche. „Die Datenbank eignet sich auch gut, wenn man einen Kurs für den normalen Urlaub sucht. Dort hat man ein bisschen die Gewähr, dass Substanz dahintersteckt“, sagt Horst Junghans, Berater bei der Weiterbildungsdatenbank Berlin.

SPRACHEN

„Sprachen werden besonders nachgefragt“, sagt Junghans. Und eine Fremdsprache lernt man am besten, wenn man in das Land fährt, in dem sie gesprochen wird. Für alle, die Italienisch beruflich benötigen, ist zum Beispiel die „LaboLing – Scuola di lingua e cultura italiana“ eine Idee. In der Straße Via Nino Ryolo 20, in dem Ort Milazzo auf Sizilien, wird etwa eine Woche Intensiv-Kurs mit Unterbringung angeboten. Im Juli, August und September kostest der Kurs 1455 Euro. Das Angebot kann man als Bildungsurlaub nutzen. Infos unter www.laboling.com.

Wer im Beruf kein italienisch, sondern nur ganz klassisch englisch braucht, könnte nach Bournemouth fahren, in die „Capital School of English“. Organisiert wird das von der Firma Kolumbus Sprachreisen, die weltweit Sprachkurse für Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch, Chinesisch, Japanisch, Polnisch und Russisch in den jeweiligen Ländern anbietet. (www.kolumbus-sprachreisen.de).

Als billigere Alternative zum Sprachkurs könnte sich für Menschen mit viel Selbstdisziplin und Sprachtalent auch ein Lehrbuch mit CD eignen – so könnte man sogar am Strand lernen. „Spanisch in 30 Tagen. Der kompakte Sprachkurs“ ist etwa bei Langenscheidt erschienen. „Der Trend geht dahin, dass Arbeitgeber es schätzen, wenn Angestellte solche nonkonformen Mittel nutzen, um sich fortzubilden“, sagt Junghans. „Es ist sogar hoch anerkannt, weil es Eigenengagement und Verlust von Freizeit bedeutet.“ In persönlichen Mitarbeitergesprächen solle man also unbedingt den Chef darüber informieren.

GESUNDHEIT

„Alles, was im weitesten Sinne mit Gesundheit zu tun hat, ist fast so nachgefragt wie die Sprachen“, sagt Junghans. „Von Yoga über Massage bis zu Entspannungslehrgängen.“ Von letzteren ist Langhans besonders begeistert: Dann könne man einen Kurs für die Kollegen anbieten, das sei gut für die Teambildung, entspannend und würde von vielen Chefs tatsächlich positiv wahrgenommen.

Ein fünftägiges Seminar „Entspannungskursleiter“ des Anbieters „Yoga Vidya e.V.“ findet man in der Datenbank des Seminars (Infos: www.yoga-vidya.de). Es findet in Horn-Bad Meinberg bei Bielefeld statt, aber der Verein hat auch Kurse an der Nordsee und im Westerwald im Programm. Bildungsurlaub gibt es dafür allerdings nur für Menschen, die schon im Wellness- oder Gesundheitsbereich arbeiten.

SUMMERSCHOOLS

„Spezielle Summerschools werden nicht so häufig nachgefragt“, sagt Junghans. „Und wenn, dann von jüngeren Leuten, die einen Führerschein in 14 Tagen machen wollen.“ An ein ganz anderes Publikum richtet sich dagegen die neue Summerschool der Wirtschaftshochschule ESCP Europe in Berlin: An „Führungskräfte, die neue Aufgaben- und Verantwortungsgebiete übernommen haben, oder vor dem nächsten Karriereschritt stehen“. Die „ESCP Europe’s Advanced Management Week“ findet erstmals vom 29. August bis 2. September statt: „Komprimiertes Managementwissen von Professoren und Praktikern wird mit aktuellen Trends und Entwicklungen aus Wissenschaft und Praxis mehrwertig ergänzt“, verspricht die Hochschule. Kooperations- und Programmpartner sind die Hertie School of Governance und die Quadriga Hochschule Berlin. Vorstandsmitglieder von Beiersdorf, Bombardier und anderen großen Unternehmen geben praktische Tipps. 3300 Euro kostet die Teilnahme. Infos und Anmeldung unter www.escpeurope.de/summer-management-school.

Etwas länger gehen die Lehrgänge der Münchner Sommerakademie der Ebam GmbH, Business Akademie für Medien, Event und Kultur. Zwischen drei Wochen und drei Monaten kann man sich dort etwa zum Event- Label- oder Kulturmanager weiterbilden. „Die Sommerakademie ist eine Möglichkeit, sich Vollzeit und kompakt weiterzubilden. Und die Nachfrage ist gut“, sagt Nishanthi Sivagnanan von der Ebam GmbH. Es gebe Arbeitgeber, die ihre Angestellten dafür auch länger als einen normalen Urlaub freistellen würden. Außerdem bietet die Firma Kurzlehrgänge an, die allerdings nicht unter dem Titel Sommerakademie stehen: In vier Tagen kann man sich zum Beispiel zum „ Weddingplaner“ fortbilden lassen. „Das ist ein Angebot für Leute, die schon in der Veranstaltungsbranche arbeiten und sich entwickeln möchten“, sagt Sivagnaan. Informationen unter www.ebam.de.

COMPUTER

Besonders gut für die Ferien eigne sich auch E-Learning, sagt Junghans. Das elektronische Lernen allein am Computer sei perfekt für die Ferien. „Sonst hat man ja meistens keine Zeit dazu.“ Besonders beliebt seien dort Angebote zu Computerkenntnissen, etwa zu allgemeinen Programmen wie Excel. E-Learning Kursangebote zur Weiterbildung und Erwachsenenbildung gibt es etwa unter www.bildungsserver.de. Auch in der Bildungsurlaubsdatenbank des Senats werden allein 20 Veranstaltungen unter dem Titel „Elektronische Datenverarbeitung“ angeboten. So zum Beispiel Grund- und Aufbaukurse zu dem Programm Adobe Dreamweaver beim Institut für Berufliche Bildung AG (Informationen unter www.ibb.com).

RHETORIK UND KOMMUNIKATION

Soft Skills sind wichtig. „Überzeugungsarbeit“ heißt zum Beispiel ein fünftägiges Seminar der IG Bergbau, Chemie, Energie, das in Bad Münder stattfindet und als Bildungsurlaub anerkannt werden kann. Eine Reihe von Lehrgängen zum Thema Kommunikationstraining finden sich in der Datenbank, darunter Seminare der Gewerkschaft Verdi. Eins trägt den Titel „Moderation macht müde Gruppen munter“. Wenn man herausfindet, wie man das anstellt, ist das mindestens so gut, wie beim Krimi am Strand schon vor dem Schluss zu wissen, wer der Mörder ist.

 Daniela Martens

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