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Gert G. Wagner ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und Professor an der TU Berlin.

© Mike Wolff

Fußball-Weltmeisterschaft: "Es gewinnt immer die teuerste Mannschaft"

Gert G. Wagner ist einer der führenden Ökonomen Deutschlands. Er hat den WM-Sieg der Franzosen richtig vorhergesagt und sagt, warum.

Gert G. Wagner ist Mitglied der Rentenkommission der Bundesregierung, er hat am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung das SOEP - eine Langzeitbeobachtung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Deutschland - ins Leben gerufen. Und er hat den Fußball-WM-Sieg der Franzosen richtig vorhergesagt.

Herr Wagner, Sie haben vorhergesagt, dass Frankreich Fußballweltmeister wird. Wie haben Sie das gemacht?

Unsere Marktwertmethode sagt, dass das Team gewinnt, das die Spieler mit dem höchsten Marktwert hat. Und das war Frankreich.

Ist es nicht ein bisschen deprimierend, wenn wieder mal das Geld entscheidet?

Nein. Der Marktwert ist nun mal ein guter Indikator für die Leistungsfähigkeit der einzelnen Spieler. Aber nicht das Geld gewinnt, sondern die Spielstärke.

So sehen Sieger aus: Frankreich ist Weltmeister. Das Team hat einen Marktwert von über einer Milliarde Euro.
So sehen Sieger aus: Frankreich ist Weltmeister. Das Team hat einen Marktwert von über einer Milliarde Euro.

© imago/ULMER Pressebildagentur

Wie hoch ist der Marktwert der Franzosen?

Etwas über eine Milliarde Euro.

So sehen Verlierer aus. Die deutsche Mannschaft hat sich in Russland blamiert.
So sehen Verlierer aus. Die deutsche Mannschaft hat sich in Russland blamiert.

© Andreas Gebert/dpa

Und wie sieht es bei der deutschen Mannschaft aus?

Der Marktwert lag vor der WM bei 880 Millionen Euro. Deshalb waren die Deutschen auch nicht meine Prognose-Favoriten, ich hatte stattdessen Frankreich, Spanien und Brasilien auf der Liste.

Aber Spanien ist im Achtelfinale ausgeschieden. Hat Ihre Methode versagt?

Es muss immer Überraschungen geben, das macht den Fußball ja so spannend. Und aus wissenschaftlicher Sicht ist es entscheidend, dass es keine andere Prognosemethode gab, die besser war. Keiner hatte die Kroaten auf dem Schirm. Die lagen nach ihrem Marktwert auf Platz zehn. Bei den Wettquoten lag Brasilien vorn, beim Fifa-Ranking, in das die Spielergebnisse der letzten Jahre eingehen, war Deutschland auf Platz eins.

Aber das Vorrunden-Aus der Deutschen haben Sie auch nicht vorhergesagt.

Bei WM-Vorrunden, wo nur drei Spiele gespielt werden, kann man einen schweren Patzer nur mit Mühe ausgleichen. Das ist in der Bundesliga mit 34 Spieltagen anders. Da gewinnt fast immer die teuerste Mannschaft.

Also wird Bayern München wieder deutscher Meister?

Davon ist auszugehen.

Haben Sie gewettet?

Nein, da ich nie wette und auch nicht gegen die deutsche Mannschaft hätte wetten wollen. Da bin ich abergläubisch. Ich habe allerdings bei einer Tipprunde im Sterntaler, einer Kneipe bei uns zuhause um die Ecke, mitgemacht und streng nach Marktwert getippt. War vielleicht ein Fehler.

Nutzt Frankreich der Sieg auch wirtschaftlich?

Nein, das zeigen alle Untersuchungen. Als Bayern München die Champions League gewonnen hat, haben wir zufälligerweise gerade eine tägliche Umfrage zur Lebenszufriedenheit gemacht. Es hat sich gezeigt, dass nur die Menschen in Bayern wegen des Siegs messbar zufriedener waren. Aber auch der Effekt ist nach zwei Tagen verpufft.

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