zum Hauptinhalt
Fast die Hälfte der Geflüchteten hat in Deutschland einen Job gefunden. Die Pandemie macht es ihnen nun schwer.

© picture alliance / Christoph Sch

Fünf Jahre nach „Wir schaffen das“: Wie gut Geflüchtete integriert sind

Fast die Hälfte der Geflüchteten hat einen Job gefunden. Die Corona-Pandemie bringt die Erfolge jedoch vorerst zum Erliegen.

Fünf Jahre nach dem Höhepunkt der Zuwanderung von Geflüchteten nach Deutschland zeigen Studien, dass die Integration recht gut verlaufen ist. Ein Ergebnis: 43 Prozent haben einen Job gefunden. Dies sei durchaus ein Erfolg, sagte Studienautorin Felicitas Schikora. Immerhin wäre es nicht leicht, die deutsche Sprache zu erlernen. Die Anerkennung von Abschlüssen dauere mitunter lange.

Die meisten Flüchtlinge bringen gute Voraussetzungen mit, da sie in ihrer Heimat zur besser gebildeten Hälfte der Gesellschaft gehörten. Dies trifft etwa auf drei Viertel der Syrer zu. Die Soziologin Cornelia Kristen erklärt, diese Gruppe sei oft gesünder und erfolgreicher bei der Arbeitssuche. Ihre Kinder erhielten eine bessere Schulbildung. Und wer hat es schwer? „Insbesondere weibliche Geflüchtete, Geflüchtete mit schlechterer psychischer Gesundheit und Geflüchtete mit Grundschulbildung konnten ihre hohen Erwartungen an eine Erwerbstätigkeit nicht erfüllen“, heißt es in einer der vier veröffentlichten Arbeiten.

Eine andere Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche an Schulen meist gut eingebunden sind. Außerhalb davon sieht es anders aus. So liegt die Mitgliederquote in Sportvereinen um 18 Prozentpunkte niedriger als bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund. Gerade der gemeinsame Sport könne aber zur Integration beitragen, mahnte DIW-Expertin Katharina Spieß. Hinzu kommt: Weniger als die Hälfte der Geflüchteten hat Kontakt zu Deutschen. Frauen und Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften noch seltener.

Die Krise macht es ihnen besonders schwer

Die Sorgen in der Bevölkerung vor Zuwanderung nahmen laut dem Forschungsinstitut seit 2016 ab, lagen aber noch über dem Niveau des Jahres 2013. Der Anteil der Befragten, die sich „große Sorgen“ machen, sank von 46 Prozent im Jahr 2016 auf 32 Prozent im Jahr 2018. Auf der anderen Seite steigen laut dem DIW die Sorgen der Geflüchteten vor Fremdenfeindlichkeit. Die vier Studien basieren auf einer repräsentativen Befragung von 8000 Geflüchteten durch das sozio-oekonomische Panel am DIW, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

[Die Coronavirus-Krise ist auch für die Politik eine historische Herausforderung. Jeden Morgen informieren wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer Morgenlage über die politischen Entscheidungen, Nachrichten und Hintergründe. Zur kostenlosen Anmeldung geht es hier.]

Die Corona-Pandemie hat den positiven Trend bei der Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen derweil zum Erliegen gebracht. Geflüchtete seien die Gruppe am Arbeitsmarkt, „die am stärksten von Entlassungen betroffen ist“, sagte IAB-Migrationsforscher Herbert Brücker. Sie übten häufig Berufe aus, die sich nicht im Homeoffice erledigen ließen, etwa Sicherheitsdienste oder Tätigkeiten in der Gastronomie. „Hinzu kommt, dass sie erst seit kurzer Zeit beschäftigt waren oder nur befristete Verträge hatten“, sagte Brücker. Bis zum Frühjahr sei die Erwerbstätigkeit stetig gestiegen.

Mit Blick auf die Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Flüchtlingskrise 2015 sagte Brücker: „Wenn Sie mich fragen: Stimmt der Merkel-Satz ,Wir schaffen das’ aus heutiger Sicht? Dann sage ich: Ja, bis zum Ausbruch der Corona-Krise waren wir wirklich auf sehr gutem Wege, die Arbeitsmarktintegration der 1,2 Millionen Geflohenen schneller als in der Vergangenheit zu schaffen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false