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2012 waren 19,4 Prozent der Mitglieder in den 500 Aufsichtsräten der 30 größten deutschen Konzerne weiblich. Nach den Vorstellungen der Flexi-Quote von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) sollte der Frauenanteil bei 30 Prozent liegen.

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Gleichstellung: Frauen in Aufsichtsräten immer noch rar

Aufsichtsräte in Deutschland arbeiten heute erheblich professioneller als noch vor wenigen Jahren, das hebt eine Studie hervor. Dagegen sind Frauen in den Kontrollgremien börsennotierter Unternehmen weiter deutlich unterrepräsentiert. Eine Quotenregelung wird immer wahrscheinlicher.

Die Zeiten, in denen deutsche Top-Manager gleich bei zehn oder mehr deutschen Konzernen im Aufsichtsrat saßen und die Firmen kontrollierten, sind zwar vorbei. Aber einige Herren halsen sich immer noch ein erhebliches Pensum auf: Der frühere BayerChef Manfred Schneider führt gleich drei Aufsichtsräte – bei Bayer, Linde und RWE – und leitet dort zudem acht Ausschüsse. Paul Achleitner ist seit Juni Top-Kontrolleur der Deutschen Bank und sitzt daneben noch in den Aufsichtsräten von Bayer, Daimler und RWE.

Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist man über diese Macht- und Kontrollfülle zwar nicht begeistert. Aber solange es gut gehe, sei es in Ordnung, sagt DSW-Vorstandsmitglied Klaus Nieding. Seine Zuversicht speist sich auch daraus, dass Aufsichtsräte heute erheblich professioneller arbeiten als noch vor wenigen Jahren und ihre Aufgabe als Vollzeit-Job wahrnehmen.

Nummer 26. Renate Köcher, die in den Aufsichtsräten von Allianz, BMW und Infineon sitzt, taucht auf der Liste einflussreichsten Kontrolleuere auf Platz 26 auf – und ist damit die am höchsten eingestufte Frau.
Nummer 26. Renate Köcher, die in den Aufsichtsräten von Allianz, BMW und Infineon sitzt, taucht auf der Liste einflussreichsten Kontrolleuere auf Platz 26 auf – und ist damit die am höchsten eingestufte Frau.

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Bei der Vorstellung der jüngsten Studie über Aufsichtsräte in Deutschland hoben die DSW-Vertreter am Mittwoch diese Professionalisierung ausdrücklich als positiv hervor. Dagegen haben die an der Börse gelisteten Unternehmen weiter einen erheblichen Nachholbedarf bei der Beteiligung von Frauen an der Kontrollarbeit. Unter der Regie der einflussreichsten Kontrolleure taucht mit Renate Köcher erst auf Platz 26 eine Frau auf. Sie ist einfaches Aufsichtsratsmitglied bei der Allianz, bei BMW und bei Infineon. Immerhin gibt es mit Simone Bagel-Trah bei Henkel eine Aufsichtsratsvorsitzende, aber sie wird von der DSW nicht zu den führenden Kontrolleuren gezählt, weil sie nur dieses eine Mandat ausübt. Insgesamt aber ist der Frauenanteil unter den 500 Aufsichtsräten der 30 größten Konzerne gestiegen. „2006 waren es noch 11,69 Prozent, 2012 waren es mit 97 Mandaten immerhin 19,4 Prozent“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der DSW.

Nach den Vorstellungen der Flexi-Quote von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) sollte der Anteil bei 30 Prozent, laut EU sogar bei 40 Prozent liegen. Da 2013 knapp 90 Aufsichtsräte der 30 Dax-Konzerne neu gewählt werden müssen, betrachtet die DSW dies als Lackmustest dafür, ob die Unternehmen freiwillig der Flexi-Quote folgen. So oder so, sagt Benner-Heinacher, werde eine Quotenregelung kommen, wenn nicht aus Berlin, dann aus Brüssel. „Vorbildlich sind aktuell nur die Deutsche Bank, Henkel, Beiersdorf, Commerzbank und die Deutsche Post, liegen hier doch die Anteile weiblicher Aufsichtsräte bereits zwischen 30 und 40 Prozent.“

Insgesamt erhielten die 500 Dax-Aufsichtsräte 2011 eine Vergütung von rund 69,7 Millionen Euro. Ein Vorsitzender kam auf rund 298 000 Euro, ein einfaches Mitglied auf 98 000 Euro. Angesichts der anspruchsvollen Aufgabe hält die DSW diese Vergütung nicht für überzogen. Top-Verdiener war VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch mit knapp 1,1 Millionen Euro (855 000 Euro allein von VW, der Rest von MAN) vor Gerhard Cromme mit 1,05 Millionen Euro und Manfred Schneider mit 990 000 Euro. IG-Metall- Chef Berthold Huber landet mit 900 000 Euro für seine Mandate bei Siemens und VW unter den bestbezahlten Kontrolleuren auf Platz vier. Laut IG-Metall gehen davon allerdings mehr als 90 Prozent an die gewerkschaftseigene Hans-Böckler- Stiftung.

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