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Klamme Kreditinstitute: Die Angst der Banken vor dem Stigma

Die BayernLB wird voraussichtlich als erste Bank Hilfen aus dem Rettungspaket der Regierung in Anspruch nehmen. Andere Banken erwägen einen ähnlichen Schritt, halten sich aber noch vornehm zurück.

Die Banken sehen das gigantische Rettungspaket des Staates vor Augen - aber wissen nicht, wie sie davon profitieren können, ohne stigmatisiert zu werden. Derjenige, der den ersten Schritt macht, und damit zugibt, notleidend zu sein, läuft Gefahr, einen massiven Bonitätsverlust zu erleiden.

Die Bayern haben nun als erste ihr Interesse an der staatlichen Unterstützung signalisiert. Allerdings sind die massiven Probleme ihrer Landesbank bereits weithin bekannt, sie hatten also nicht mehr viel zu verlieren. Die BayernLB wird wohl als erste Bank Hilfen aus dem Paket in Anspruch nehmen, machte Finanzminister Erwin Huber (CSU) in der "Bild"-Zeitung deutlich. Am Dienstag tagt der Verwaltungsrat zu diesem Thema.

Warum der Ton rauher werden könnte

Wesentlich schmerzhafter dürfte ein Ansehensverlust in der Öffentlichkeit wohl vor allem für Privatbanken sein. Erste Hinweise liefert jetzt schon der merkliche Zulauf für Sparkassen. Zum grundsätzlichen Misstrauen der Banken untereinander könnte künftig noch ein erheblich rauerer Ton im Werben um Kundschaft kommen.

Eine Kostprobe davon, wie sich dies anhören könnte, bot der Chef des Branchenprimus. Josef Ackermann sagte in der "Bild am Sonntag" selbstbewusst: "Die Deutsche Bank benötigt kein Kapital vom Staat. ... Wir sind eine der stärksten und am besten kapitalisierten Banken der Welt." Und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitiert Ackermann mit den Worten: "Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden."

Zurückhaltender und offener für das staatliche Hilfsangebot trat der Vorstandssprecher der Commerzbank, Martin Blessing, in der "Bild"-Zeitung auf: "Ich glaube, es ist die Pflicht eines jeden Bankers, eine Teilnahme an dem Paket zu prüfen. Denn von der Kapitalstärke hängt es ab, ob auch weiter Kredite vergeben werden können, was in einem Abschwung ganz wichtig ist." Und als einer der wenigen aus der Branche räumte er ein: "Die gesamte Bankenbranche trägt große Verantwortung an der Krise - auch ich als Chef der zweitgrößten Bank in Deutschland."

Den ersten Schritt gemeinsam machen

Das Vorpreschen Bayerns dürfte anderen Instituten, deren Probleme noch nicht bekannt sind, also den Griff nach dem Staatsangebot nicht unbedingt erleichtern. In ihrer Not wollen daher mehrere Institute ausloten, ob sie sich in einem gemeinschaftlichen Vorgehen unter den Schutzschirm stellen können.

Auch wenn die Liquidität und damit der Handel untereinander derzeit das drängendste Problem der Banken ist, böte eine Kapitalaufstockung eine Möglichkeit, zusammen und ohne Ansehensverlust unter den staatlichen Schutzschirm zu kommen. Wenn die Kernkapitalquote von derzeit sieben bis neun Prozent auf Untergrenzen von neun bis zehn Prozent angehoben würde, könnte der Bund "mit einem Schlag an allen Bankhäusern" beteiligt werden, zitiert der "Focus" einen Banker.

Nicht nur Vertrauen, auch Vertraulichkeit ist gefragt

Dies würde nicht nur das Ansehen schonen, sondern auch die Wettbewerbsnachteile für die deutschen Banken ausgleichen, die dadurch entstanden, dass die amerikanische und die britische Regierung ihre Banken verpflichteten, den Staat zu beteiligen. Und auf längere Sicht kann eine staatliche Beteiligung in der Öffentlichkeit durchaus auch neues Vertrauen schaffen. Wie auch immer: ein solcher Schritt eröffnet dem Staat erhebliche Einflussmöglichkeiten - auf Managergehälter, Bonuszahlungen und Dividendenausschüttung.

In dieser Gemengelage kommt es nicht unwesentlich darauf an, wie vertraulich das Bundesfinanzministerium das Interesse der Banken an Hilfen behandelt. Denn wenn die Angst bleibt, und sich keiner aus der Deckung wagt, könnte der Effekt des 500-Milliarden-Euro-Pakets verpuffen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) dürfte also auch selbst ein Interesse an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit haben - allein schon, um den Erfolg seines Pakets nicht zu gefährden.

Ruppert Mayr[dpa]

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