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Eine Pleite des Immobilienkonzerns Evergrande würde wohl die Märkte weltweit treffen.

© Noel Celis / AFP

Tiefster Stand seit Mai: Evergrande vermiest dem Dax die Erweiterung auf 40 Firmen

Weltweit werden die Börsen von der Sorge um den chinesischen Immobilienkonzern beherrscht. Die Kurse vieler Werte brechen deutlich ein.

Die Krise um den Immobilienkonzern Evergrande haben dem Dax den Tag seiner Erweiterung ordentlich vermiest. Zum ersten Mal wurden am Montag 40 statt 30 Werte im deutschen Leitindex geführt. Doch von Feierlaune keine Spur. Der Dax verlor zwischenzeitlich mehr als 400 Punkte und rutschte mit einem Minus von rund drei Prozent am Mittag auf den tiefsten Stand seit Mai. Am Nachmittag konnte er sich nur leicht erholen.

Die Sorge um einen Crash in China ließ viele Anleger ans Verkaufen denken. In China waren die Börsen wegen des Mondfestes zwar geschlossen, auf dem Parkett in Hongkong verlor das Papier von Evergrande hingegen deutlich.

Noch hoffen die meisten auf einen glimpflichen Ausgang. Vermögensverwalter Markus Schön etwa erwartet, dass eine Insolvenz des Konzerns nur eine kurze Schockwelle für die weltweiten Märkte bedeuten würde. Die chinesischen Märkte indes würden längerfristig leiden und ihr schwaches Jahr 2021 fortführen. Sein Fazit lautet: „Crash in China ja, global nein.“

Bitcoin erneut nicht krisensicher

Bei anderen Anlageklassen lösten die Ereignisse in China hingegen größere Verluste aus. So konnten die Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sich erneut nicht als Krisenwährung behaupten, sondern wurden mit nach unten gerissen. Die beiden wichtigsten Kryptowährungen verlieren rund fünf Prozent auf 44.476 Dollar beziehungsweise acht Prozent auf 3102 Dollar. Die Furcht vor neuen Börsen-Turbulenzen durch Evergrande lasse Anleger auf Nummer sicher gehen, kommentierte Analyst Timo Emden von Emden Research.

„Die Angst vor einer nächsten Immobilienkrise ist zurzeit groß“, sagt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG zur aktuellen Lage. „Die Sorge ist nun, dass weitere Konzerne aus diesem Sektor in die Tiefe gerissen werden und sich daraus möglicherweise eine neue Immobilienkrise entwickelt.“

Bei einem Kollaps von Evergrande würden zudem zahlreiche Immobilienprojekte gekippt, sagte Rohstoff-Experte Malcolm Freeman vom Brokerhaus Kingdom Futures. Dies würde die Industriemetall-Nachfrage signifikant dämpfen.

Sorgen auch mit Blick in die USA

Auch der Dow Jones startete mit einem Minus in den Tag. Hier dürfte ein weiterer Faktor eine Rolle spielen, der auch den Dax dämpft: die noch nicht erfolgte Erhöhung der US-Schuldenobergrenze. US-Finanzministerin Janet Yellen fordert diesen Schritt vehement und warnt andernfalls vor der Zahlungsunfähigkeit der USA. Börsianer hoffen jetzt darauf, dass die für diese Woche angesetzte Abstimmung zur Erhöhung der Schuldengrenze positiv ausgehen wird.

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Doch ein Blick auf Einzelwerte zeigt deutlich, dass die Sorge um China am Montag im Vordergrund stand. Denn vor allem in der Volksrepublik beliebte Konsumgüter von Firmen wie Swatch, Richemont, LVMH oder Christian Dior gaben nach. Im Dax dürften damit auch die Verluste der Autohersteller BMW, Daimler und VW zu erklären sein.

Bis auf Qiagen und Symrise notierten allerdings auch alle Neulinge am Nachmittag im Minus. Überraschend ist dies aber nicht – Evergrande hin oder her: Nach Berechnungen der technischen Analysten von HSBC Deutschland gingen Indexanpassungen meistens mit Kursverlusten einher, wie das "Handelsblatt" berichtet. Am Tag der Umsetzung gab es demnach nur in 26,3 Prozent aller Fälle Kursgewinne. (mit Agenturmaterial)

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